Ingolstadt
32 Torschüsse – ein Treffer

Trotz spektakulärer Schlussoffensive verliert FCI gegen Aue mit 1:2 – Interimscoach Leitl bleibt im Amt

10.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:31 Uhr
Fußball,SP,FC Ingolstadt 04,FC Erzgebirge Aue,2 Bundesliga,Foto Schuhmann −Foto: Schuhmann Jürgen

Ingolstadt (DK) Die Enttäuschung über die 1:2 (0:1)-Niederlage gegen Erzgebirge Aue wich bei den Verantwortlichen des FC Ingolstadt relativ schnell. „Es überwiegt das Positive“, erklärte Interimscoach Stefan Leitl. Dass der 40-Jährige auch im nächsten Spiel bei St. Pauli auf der FCI-Bank sitzt, ist sicher.

Statistiken sind mit Vorsicht zu genießen, heißt es. Wenn sie aber so eindeutig wie am vergangenen Samstag sind, dann können sie schnell zu einem wichtigen Argument werden. „Wir hatten 32 Torschüsse, eine Passquote von über 80 Prozent, fast 60 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 15:2 Ecken und bestimmt sieben oder acht hochkarätige Chancen“, zählte Leitl auf. Seine Folgerung: „Heute überwiegt trotz der Niederlage das Positive. Wir gehen mit einem positiven Gefühl in die nächste Woche. Kompliment an meine Mannschaft.“

Weil der Interimsstatus von Leitl nach einer Niederlage fast zwangsläufig die Frage nach seiner Zukunft aufwirft, war dieser Ausblick natürlich interessant. Der 40-Jährige, der noch am Samstag seine Zusage für einen TV-Auftritt im Bayerischen Fernsehen am gestrigen Sonntagabend gegeben hatte, wusste offenbar schon unmittelbar nach dem Schlusspfiff, dass er weitermachen darf.

„Heute überwiegt trotz der Niederlage das Positive.“

Interimscoach Stefan Leitl

 

Dabei hatte Sportdirektor Angelo Vier unmittelbar nach Spielende noch recht vage geantwortet. „Stefan hat das jetzt zwei Wochen lang gut gemacht und die Mannschaft ordentlich eingestellt. Daran lag es heute nicht“, sagte der 45-Jährige. Auf die Frage, ob Leitl mit einer Weiterbeschäftigung rechnen könne, vermied er eine konkrete Antwort. „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Wir werden das Spiel von heute erst einmal aufarbeiten.“ Am Sonntag war dies offenbar geschehen.

Mit dem Ergebnis, dass Leitl am kommenden Samstag bei St. Pauli und vermutlich auch im Heimspiel nur drei Tage später gegen Duisburg die Verantwortung trägt. „Wir haben das Gefühl, Stefan erreicht die Mannschaft. Deshalb bleiben wir bei der Interimslösung“, legte sich Sport-Geschäftsführer Harald Gärtner gegenüber unserer Zeitung fest. Vereinsvorstand Peter Jackwerth, Mitglied des Aufsichtsrates, bestätigte überdies, dass der Klub bislang auch noch nicht mit möglichen Nachfolgern verhandelt hat. „Wir haben keinerlei Gespräche geführt“, erklärte der 60-Jährige und lobte stattdessen die Leistung in der zweiten Halbzeit. „Da hatte man das Gefühl, jetzt passiert etwas. Ab da war es ein richtiger Fight. Wenn die Jungs so weitermachen, kommen sie auch da unten raus.“ Am liebsten, so der Eindruck nach den Gesprächen mit den Klubverantwortlichen, mit dem Trainer Stefan Leitl.

Die Probleme aus der Partie gegen Aue sollten aber natürlich aufgearbeitet werden. „In der ersten Halbzeit hätten wir ruhiger spielen müssen und haben oft nicht die richtige Entscheidung getroffen“, haderte Linksverteidiger Marcel Gaus völlig zu Recht. Auch Leitl gab zu, dass im Spiel der Ingolstädter lange Zeit das Tempo fehlte. „Für Aue war es leicht, das zu verteidigen.“

Als fatal erwiesen sich allerdings die individuellen Fehler in der FCI-Defensive, die es den in der Vorwärtsbewegung alles andere als spektakulär auftretenden Gästen ermöglichte, die beiden spielentscheidenden Tore zu erzielen. Beim 0:1 vertändelte Debütant Christian Träsch erst den Ball, beim darauf folgenden Konter kam dann Romain Bregerie gegen Torschütze Pascal Köpke nicht mehr hinterher (15. Minute). Den zweiten Gegentreffer leitete Kapitän Marvin Matip, der den Ball in der Vorwärtsbewegung verlor, unfreiwillig selbst ein. In der Folge hatte Sören Bertram gegen die ungeordnete FCI-Defensive leichtes Spiel (50.).

„Das kann man besser verteidigen“, ärgerte sich Vier und verwies auf einen unbeliebten, aus Ingolstädter Sicht aber wichtigen Punkt. Schließlich hatten die Gastgeber in der 32. Minute nach einem Konter durch Stefan Lex ein Tor erzielt, dem Schiedsrichter Tobias Reichel (Stuttgart) in seinem ersten Zweitliga-Spiel aber die Anerkennung versagte.

„Es ist immer schlecht, wenn man auf den Schiedsrichter schimpft“ begann Vier. „Aber es war schon unglaublich, dass er bei den Abseitsentscheidungen gegen Lex und später gegen Sonny Kittel zweimal falsch lag. Wenn mit den Händen an den Schultern und am Hals unserer Spieler gerissen wird, kann man übrigens auch mal Elfmeter geben.“ Den Gefallen tat Reichel den Ingolstädtern aber nicht. Auch nicht, als Aues Fabian Kalig FCI-Angreifer Stefan Kutschke recht eindeutig im Strafraum umwarf (72.).

Zählbares gab es für die Ingolstädter, die erst nach dem zweiten Gegentreffer so richtig ins Rollen gekommen waren, im Anschluss nur noch einmal – beim späten Anschlusstreffer von Dario Lezcano (82.). So stand am Ende die vierte Niederlage im fünften Saisonspiel.

„Die Anzahl unserer Torchancen war aller Ehren wert. Besser, als wir es in der zweiten Halbzeit gespielt haben, kann man es fast nicht machen“, fand Vier zum Abschluss dann noch ein paar lobende Worte.

Am kommenden Samstag, beim ebenfalls stark eingeschätzten FC St. Pauli, wartet die nächste Prüfung auf den FCI. Dann wird Antonio Colak, der gegen Aue nach einem Zusammenprall mit Malcolm Cacu-talua in der Nachspielzeit vom Feld getragen werden musste, fehlen. Neben einer Platzwunde am Kopf, die mit zwölf Stichen genäht werden musste, trug der Stürmer eine leichte Gehirnerschütterung davon und wird mindestens eine Woche nicht trainieren können.