Eichstätt
313777 Euro für die Digitalisierung

Die beiden Eichstätter Grundschulen sind schon gut gerüstet - aber es gibt noch Handlungsbedarf

05.07.2020 | Stand 02.12.2020, 11:02 Uhr
Das Whiteboard - hier beim bilingualen Unterricht in der 3. Klasse von Nicole Wöhle Am Graben - gehört an beiden Eichstätter Grundschulen inzwischen zur Grundausstattung. Bis zum Jahresende sollen alle Klassenräume damit ausgestattet sein. −Foto: Chloupek

Eichstätt - An den beiden Eichstätter Grundschulen St. Walburg und Am Graben wurden und werden 2019 und 2020 insgesamt 313777 Euro in die Digitalisierung investiert.

 

63549 Euro davon steuert die Stadt selbst als Sachaufwandsträger bei, 250228 Euro kommen aus staatlichen Mitteln. "Wir schöpfen alle Fördertöpfe komplett aus", so Sachgebietsleiter Peter Puchtler. Angesichts der Corona-Pandemie und des "Homeschooling" ist die Digitalisierung an den Schulen in diesen Tagen topaktuell, deshalb hat Oberbürgermeister Josef Grienberger (CSU) das Thema auf die Tagesordnung der jüngsten Haupt- und Werkausschusssitzung gesetzt.

Die beiden Rektorinnen Heike Brückl (Am Graben) und Bettina Funk (St. Walburg) gaben den Stadträtinnen und Stadträten einen Einblick in den Grundschulalltag in diesen Tagen, in denen die Digitalisierung wegen der besonderen Umstände angesichts der Corona-Pandemie eine besondere Rolle spielt. Die beiden Schulleiterinnen arbeiten dabei ebenso eng zusammen wie mit ihren Anforderungen in Sachen IT-Ausstattung, Nutzung und Fortbildung. Das spart Zeit und Geld und ist, wie ihr Bericht zeigte, besonders effektiv. Beide lobten auch die hervorragende Betreuung durch Sachgebietsleiter Peter Puchtler und sein Team.

Digitale Hilfsmittel hatten schon vor Corona Einzug in beide Schulen gehalten. Deshalb seien sie für diese Krisenzeit nun gut aufgestellt, erklärten die Schulleiterinnen: In der Grundschule St. Walburg sind bereits alle Klassenzimmer mit Whiteboards - einer Art großen interaktiven Computerbildschirm anstelle der bisherigen Kreidetafel - ausgestattet, Am Graben fehlen noch ein paar Räume, die Umstellung soll aber heuer komplett über die Bühne gehen. Dazu gibt es Dokumentenkameras, Beamer, Laptops und iPads, die im Unterricht zum Einsatz kommen. Funk und Brückl betonten, wie wichtig in diesem Zusammenhang die permanente Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte ist. "Das kostet ja alles eine Menge Geld, und wir wollen, dass es nicht nur gekauft, sondern auch sinnvoll genutzt wird", erklärte Heike Brückl.

Die Systembetreuung an den Schulen werde von Lehrkräften geleistet, die besonders technikaffin sind - was nur dank hohen Eigenengagements der Kolleginnen und Kollegen möglich sei, wie die Schulleiterinnen betonten.

Gerhard Nieberle (SPD), beruflich bekanntlich Mathelehrer am Gabrieli-Gymnasium, stellte dazu fest, dass hier der Freistaat noch mehr in die Pflicht genommen werden müsse: Es brauche nicht nur engagierte Pädagogen, sondern zur Betreuung der Systeme und für die Aus- und Weiterbildung auch echte EDV-Profis an jeder Schule.

Der städtische Sachgebietsleiter Peter Puchtler stimmte dem zu und verwies darauf, dass die Stadt eigens eine halbe Stelle für die IT-Betreuung ihrer beiden Grundschulen bereitstelle, damit technische Probleme stets zügig behoben werden können. Auch er sah hier erheblichen Mehrbedarf bei der Systembetreuung und erklärte, der "endlose und letztlich völlig sinnlose Streit" zwischen Städtetag und Freistaat, wer das bezahlen solle, ärgere ihn sehr: "Es sind letztlich ja so oder so Steuermittel, die dafür aufgebracht werden müssen. "

Mit Blick auf die Liste der Investitionen und die dort aufgeführten 40 iPads zur Ausleihe bemerkte Klaus Bittlmayer (Grüne) in Richtung des Kultusministeriums: Da gebe es noch Handlungsbedarf, "von echter Lehrmittelfreiheit können wir erst dann sprechen, wenn alle Kinder unabhängig vom Geldbeutel ihrer Eltern die gleiche Ausstattung haben". Die 40 Leihgeräte, die Kindern zur Verfügung gestellt werden, die zu Hause keine entsprechende Ausstattung vorfinden, seien aber immerhin ein Anfang. Puchtler ergänzte, es seien aktuell noch 50 weitere, die noch nicht aufgelistet seien, geplant - dank der Mehrwehrsteuersenkung sei das möglich: "Wenn wir zum Beispiel von 100000 Euro drei Prozent einsparen, sind das 3000 Euro, da können wir schon wieder mehr einkaufen. "

Dass bereits Grundschulkinder täglichen Zugang zu digitalen Geräten haben müssen, ist heutzutage gerade in "Homeschooling"-Zeiten unabdingbar. Und hier gebe es durchaus noch Probleme, wie auch die Schulleiterinnen bestätigten: "Es gibt viele Haushalte, in denen sich vier bis fünf Personen einen Laptop teilen. " Deshalb hätte es während der kompletten Schulschließung auch keinen verbindlichen Videounterricht, sondern nur Sprechstunden gegeben, erklärten Funk und Brückl.

Inzwischen seien die Kinder zumindest zeitweise wieder in den Schulen zurück - und sehr froh darüber: Die Klassen sind in Kleingruppen aufgeteilt, die einen haben Montag und Mittwoch Präsenzunterricht, die anderen Dienstag und Donnerstag, der Freitag wird wöchentlich gewechselt. Das, so versicherten die Schulleiterinnen, funktioniere angesichts der Umstände ganz gut. Auch die Unterrichtszeiten wurden gestaffelt, damit sich die Kinder und Lehrer auch in den Pausen möglichst wenig begegnen und genug Abstand haben.

Einige sind deshalb auch schon vor 8 Uhr im Unterricht, so wie eine Gruppe der Klasse 3a, die mit ihrer Lehrerin Nicole Wöhle am Freitag in aller Frühe im bilingualen Unterricht die Uhrzeiten auf Englisch durchnimmt - natürlich interaktiv und digital mit Hilfe eines Whiteboards.

EK