Schwabach/Rednitzhembach - Bürgermeister Jürgen Stahl hat wohl genau nachgerechnet: Klaus Leo Drechsel hat fünfeinhalb Kunstwerke in der Gemeinde stehen, der Filmemacher Markus Dörnberger fünfeinhalb Filme über Rednitzhembach beziehungsweise in Verbindung zur Gemeinde gemacht.
Sozusagen als Mixtur aus beidem resultiert der sehenswerte 25-Minuten-Streifen "Glas und Stahl" - ein sehr einfühlsames und spannendes Künstlerporträt des Filmemachers eben über den Ausnahme-Künstler.
Mit reichlich Applaus und Wohlwollen ist am Sonntagvormittag im altehrwürdigen Luna-Kino im Herzen Schwabachs das Werk vorgestellt und gewürdigt worden. Ein besonderer Moment für Drechsel, für die fränkische Kunstszene, für den Landkreis-Kunstverein Spectrum, für die Gemeinde Rednitzhembach und deren Einwohner.
25 Minuten aus dem Leben von Klaus-Leo präzise auf Film zusammengefasst, eigentlich passend geeignet für einen Fernsehbeitrag, etwa für "Lebenslinien" des Bayerischen Rundfunks - zumindest durchaus vorstellbar. Filmautor Dörnberger hat mit Akribie und augenzwinkernd sowie mit großer Sorgfalt Drechsels Wirken dokumentiert. Unter anderem dessen neun Jahre in Amerika, seinen Werdegang als Mensch und Künstler aufgelistet und nachgezeichnet, Drechsels Talent und Können geschickt in Szene gesetzt, ohne aufdringlich zu sein. Ein Streifen voller Wertschätzung und Beobachtungsgabe. Drechsels Fähigkeiten im Umgang mit Glas und Stahl sind geschickt nachvollzogen.
Mit einem Sektempfang vor dem Kino begann das filmische Happening in einem der ältesten Filmhäuser Deutschlands. "Was machen Künstler zu Corona-Zeiten, wenn keine Ausstellungen möglich sind?" So lautete Drechsel rhetorische Eingangsfrage. Bildende Kunst bildnerisch festhalten, die Antwortet. "Und ich habe mit dem Markus jemanden gefunden, der das einfach hervorragend macht, es ist sensationell", sagte Drechsel. Er habe den Film über den Kunstweg Rednitzhembach gemacht, das habe ihn überzeugt. "Es gibt keinen, der die Bewegungen in der Kunst so fördern kann, wie er."
Bürgermeister Jürgen Spahl erfuhr durch Drechsel eine entsprechende Würdigung: "Er ist ein großer Förderer der Bildenden Kunst in seiner Gemeinde, es gibt kaum was Vergleichbares im Umkreis." Der Filmemacher selbst entschuldigte humorvoll fehlende Frische, er sei tags zuvor bei einer Hochzeit seines besten Freundes eingeladen gewesen. Mahnte dafür mehr Wertschätzung für die Künstler an. "Kunst, Künstler, ein sehr inflationärer Begriff in Zeiten von Social Media, schaut man in die Beschreibung: Musiker, Model, Fotograf, Filmemacher, eine ungeschützte Bezeichnung, aber es gibt eine Grenze, wenn man sie so nennt." Die Leute würden Liebe, Zeit und Geld investieren, um diesen Raum zu füllen, um von dem leben zu können, was sie machen.
"Mir war wichtig, mit dem Film zu zeigen, was ein Künstler so macht", sagte Dörnberger. Es sei ein Fulltime-Job fürs Leben, ein Job aus Freude oder meistens aus Leid, voller finanziellen Nöte, voller Existenzängste. Künstler zu sein, ist nur was für die Härtesten. Für Dörnberger das ideale Beispiel zu zeigen, dass Leo eigentlich sechs Berufe in einem macht. "Ich hoffe, dass der Film dazu beiträgt, dass die Wertschätzung gegenüber Künstlern wieder ein bisschen mehr steigt."
Drechsel wiederum überraschte im Kino mit einer bemerkenswerten Aktion. "Ich habe mich entschieden, für die Flutopfer an der der Ahr etwas abzugeben." Sabine Weigand, Buchautorin und Landtagsabgeordnete aus Schwabach, sagte dazu . "Klaus Leo ist ein ganz toller Künstler, er ist ein Selfmade-Mann und ein unglaublicher Künstler. Was mich heute so betroffen gemacht hat, dass Künstler, die von Corona so getroffen wurden, die um ihre Existenz bangen mussten, bereit sind, von dem bisschen, was an Spenden reinkommt, was für Flutopfer abzugeben, das ist unglaublich, das ist so was von bewundernswert."
HK
Matthias Hertlein
