"2019 wird kein Spaziergang"

Audi: Betriebsratsvorsitzender Peter Mosch im DK-Interview

30.12.2018 | Stand 02.12.2020, 14:56 Uhr
Audi-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Peter Mosch im DK-Gespräch. −Foto: Richter

Audi-Betriebsratsvorsitzender Peter Mosch äußert sich im DK-Interview zu den Aufgaben für den neuen Firmenchef Bram Schot.

Herr Mosch, am 1. Januar geht der neue Audi-Chef an den Start.Nennen Sie möglichst konkret drei Punkte, die Bram Schot zuerst anpacken sollte?

Peter Mosch: Wir Betriebsräte sprachen uns für Bram Schot als CEO aus, damit er unserem erfolgreich geforderten Neustart endlich weiter Schub verleiht. Unser Auftrag an ihn ist klar: Erstens brauchen wir jetzt eine zielgenaue Strategie für Audi. Da ist er mittlerweile dran. Zweitens erwarten wir Konzepte für eine arbeitnehmerfreundliche Transformation. Dazu muss er sich jetzt mit uns zusammensetzen. Drittens muss er die Gegenwart anpacken. Die WLTP-Anstrengungen beispielsweise werden uns auch 2019 mehr beschäftigen, als uns lieb sein kann. Da muss Herr Schot als CEO jetzt Lösungen finden, die nicht einseitig zu Lasten der Belegschaft gehen dürfen.

Bram Schot hat 2019 zum Jahr des Umbruchs erklärt. Wie schmerzhaft wird der sein?

Mosch: Es wird schwer. Doch wir Arbeitnehmervertreter konnten in den vergangenen Jahren die Grundvoraussetzungen schaffen, dass Audi diesen Umbruch im Sinne der Belegschaft meistern kann. Unsere Beschäftigungssicherheit bis 2025 steht. Unsere Stammwerke sind fit für die Zukunft und allein in Ingolstadt werden wir zusätzlich zwei vollelektrische SUVs produzieren. Doch bis die kommen, gibt es viel Handlungsbedarf seitens des Vorstands, unsere Werke vernünftig auszulasten.

In einem Interview hat Bram Schot sich kritisch über den aktuellen Output bei Audi geäußert. Er meinte, jetzt könne man überlegen, mit weniger Leuten zu arbeiten. Oder mit den gleichen Leuten mehr Output erzeugen. Er sagte, er wolle Letzteres. Verstehen Sie das als Wink mit dem Zaunpfahl? Sind bei Audi zu viele Leute an Bord?

Mosch: Ich denke eher, er hat unseren Arbeitnehmer-Wink verstanden. Klar muss der Output nach oben gehen, damit wir weiter wirtschaftlich unterwegs sind und so auch unsere Beschäftigung weiter nachhaltig sichern. Anders geht es gar nicht. Dazu müssen jetzt aber vor allem die Managementstrukturen gestrafft und die Arbeitsprozesse so ausgerichtet werden, dass unsere gesamte Belegschaft ihr enormes Potential auch komplett entfalten kann.

Wie sehen Sie die künftige Rolle von Audi im VW-Konzern? Lamborghini soll an Porsche abgegeben werden. Verlieren die vier Ringe an Bedeutung - und damit auch der Standort in Ingolstadt?

Mosch: Audi muss die technologische Speerspitze im Volkswagen-Konzern bleiben. Und so, wie Herr Diess es in unseren gemeinsamen Gesprächen betont, sieht er das nicht anders. Dazu braucht es aber auch auf Konzernebene klare Verhältnisse. Deshalb setzten wir Arbeitnehmervertreter im VW-Aufsichtsrat durch, dass Bram Schot nicht nur Audi-CEO wird, sondern auch in den Konzernvorstand aufrückt. Das ist kein Automatismus, für uns aber ein absolutes Muss, um unsere Position im Konzern zu stärken. Für Bram Schot war das ein großer Vertrauensvorschuss unsererseits, den er nun mit vollem Einsatz für Audi auch in Wolfsburg gegenüber den Audianern rechtfertigen muss.

Auf der jüngsten Betriebsversammlung haben Sie den Aufbau der Batteriemontage in Ingolstadt als Erfolg verkündet. Ihr BMW-Betreibsratskollege Manfred Schoch hat hingegen erklärt, die ganze Batterieforschung und -produktion müsse im Unternehmen bleiben. Was bedeutet die Batteriemontage - um wie viele Stellen geht es?

Mosch: Das sehen wir genauso, wie Kollege Schoch. Gerade deshalb kämpften wir für die Batteriemontagen in Ingolstadt und Neckarsulm und setzten uns auch durch. Dabei ging es uns nicht nur um das direkte Beschäftigungspotential einer Batteriemontage. Das liegt im unteren dreistelligen Bereich. Vielmehr geht es uns darum, Kompetenzen für Zukunftstechnologien hier am Standort aufzubauen. Denn nur so können wir im Zeitalter alternativer Antriebe letztendlich tausende Arbeitsplätze weiter hier halten. Dafür sind unsere Batteriemontagen ein entscheidender Schritt, dem zukünftig weitere folgen müssen.

Beschreiben Sie die Stimmung in der Belegschaft: Sind die fetten Jahre für Audi vorbei, wenn im Unternehmen das Geld knapp wird? Rechnen Sie beispielsweise wieder mit einer satten Erfolgsbeteiligung?

Mosch: Die Höhe der Erfolgsbeteiligung steht erst fest, wenn Jahresbilanz gezogen ist. Das dauert noch. Trotzdem ist klar, die Erfolgsbeteiligung 2018 wird es geben. Genauso klar ist auch, und damit zurück zur Eingangsfrage, die Stimmung ist trotz des schweren Jahres optimistischer geworden. Das hat auch damit zu tun, dass wir noch vor Jahresende für Klarheit an der Unternehmensspitze sorgen konnten. Trotzdem sind sich alle bewusst: 2019 wird kein Spaziergang und Belegschaft und Betriebsrat können nicht immer alleine die Kohlen aus dem Feuer holen. Doch wenn Bram Schot jetzt mit dem gesamten Vorstand einen klaren Kurs bestimmt, Prozesse sowie Strukturen neu ordnet und zusammen mit der gesamten Belegschaft an einem Strang zieht, können wir, auch wenn es schwer wird, letzten Endes gestärkt aus der aktuellen Situation hervorgehen. Und das muss das Ziel sein.

Die Fragen stellte Suzanne Schattenhofer
 Nächste PersonalentscheidungBei Audi bahnt sich die nächste Personalentscheidung an. Nachdem Bram Schot ab dem 1.1. nun auch offiziell neuer Audi-Chef ist, ist auch schon ein Nachfolger für seinen Job als Marketing- und Vetriebsvorstand im Anflug. Nach Informationen des DONAUKURIER handelt es sich dabei um Hildegard Wortmann. Die 52-jährige Topmanagerin verlässt zum Jahresende BMW und könnte spätestens zum 1. Juli ihren neuen Posten in Ingolstadt antreten. Wortmann war bei den Münchnern zuletzt Leiterin der Vertriebsregion Asien-Pazifik. Bei Audi wäre die gebürtige Westfälin die erste Frau im Vorstand. Von Audi gab es zur der Personalie keinen Kommentar. DK