Eichstätt
200 Lithographien für die Stadt

Li Portenlänger und Peter Assel übergaben Kunstblätter an Oberbürgermeister Andreas Steppberger

04.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:16 Uhr
Rund 200 Lithographien wurden an die Stadt Eichstätt, vertreten durch OB Andreas Steppberger, übergeben. Li Portenlänger (2. von links), Kulturbeauftragte Maria Lechner und Dr. Heike Riedel-Bierschwale, Leiterin der Handschriftenabteilung, bewunderten die etwa 100 älteren Werke, die aus der Sammlung von Peter Assel aus München (links) stammen, der diese für die Lithographische Sammlung spendet. −Foto: Kusche

Eichstätt (EK) Ein großer Tag für Eichstätts Kulturarchiv: Rund 200 Lithographie-Kunstwerke sind nun in den Besitz der Stadt übergegangen. Aufbewahrt werden sie in der Hofgarten-Bibliothek.

In Anwesenheit von Oberbürgermeister Andreas Steppberger, Stadträtin Maria Lechner sowie Maria Löffler, Leiterin der Universitätsbibliothek, Heike Riedel-Bierschwale, Leiterin der Handschriftenabteilung an der KU Eichstätt, und Andreas Kleinert, zuständig für den historischen Bestand und die Lithographiesammlung, übergab Li Portenlänger feierlich über 100 lithographische Kunstarbeiten, die in den vergangenen viereinhalb Jahren in ihrer Lithographie-Werkstatt entstanden sind. Darüber hinaus konnte Steppberger sich aber auch über rund 100 ältere Druckwerke freuen, die das Sammlerehepaar Jutta und Peter Assel aus München an den Eichstätter Kunstbestand stiftete.

"Das ist heute ein großes Ereignis für die Stadt”, betonte Steppberger voller Freude über die große Zahl vielfältiger Kunstwerke, die nun der Bibliothek am Hofgarten eine sichere Bleibe finden. In der Tat bot sich den Gästen: An sechs meterlangen Arbeitstischreihen hatte Portenlänger alle Lithographie-Kunstblätter und Jahresdrucke ausgelegt, die in Ausstellungen und während verschiedener Gastaufenthalte von Künstlern aus aller Welt seit 2012 entstanden waren - jedes für sich ein einzigartiges, an der Lithographie-Presse in der Pfahlstraße mit den unterschiedlichsten Techniken gefertigtes Unikat. Sie alle haben nun ihren Weg in die Hofgarten-Bibliothek gefunden, wo sie katalogisiert und zugänglich gemacht werden.

Doch die rund 100 Lithographien aus den Jahren 2012 bis 2017 waren nicht die einzigen Kunstwerke, die OB Andreas Steppberger entgegennehmen durfte. Weitere 100 kunsthistorisch hochinteressante ältere Lithographien hatte das Kunstsammlerehepaar Jutta und Peter Assel aus München nach Eichstätt gebracht - mit dem ausdrücklichen Wunsch, diese für die lithographische Sammlung zu stiften. An diesen Kunstwerken werde vorzüglich die Entwicklung der Druck- und Kunsttechniken erkennbar, betonte Li Portenlänger.

Das Renommee der Eichstätter Lithographie-Werkstatt war es, das Jutta und Peter Assel dazu bewog, ihre Sammlung an die Stadt Eichstätt zu übergeben. Das Ehepaar, das Anfang 2016 Malereien zum Thema Altmühltal an Buchhändler und Galerist Christof Cebulla übergeben und den Verkaufserlös für die Tun.Starthilfe gespendet hatte, hatte in Eichstätt auch die Lithographie-Werkstatt kennengelernt und aus Altersgründen beschlossen: "Unsere Lithographien sind hier in Eichstätt, wo nicht nur mit dem Stein gearbeitet wird, sondern auch eine professionell betreute Sammlung besteht, am besten aufgehoben.”

In der Tat beeindruckt das Spektrum der gestifteten Arbeiten: Es handelt sich um eine Reihe seltener Steindrucke, sogenannte lithographische "Inkunabeln” oder, deutsch, Wiegendrucke zu Beginn des 19. Jahrhunderts - junge Lithographien, die unmittelbar nach Erfindung der sogenannten "Chemischen Druckerey” durch Alois Senefelder (1771-1834) entstanden und damit zu den Erstlingen lithographischer Künste zählen. So beispielsweise zwei Porträts von Ferdinand Piloty und Johann Nepomuk Strixner nach Handzeichnungen alter Meister. Teils farbige, karikaturistisch-satirisch anmutende Porträts von Herrschern und Politikern sind ebenfalls enthalten: "Die Lithographie hatte damals noch einen anderen Stellenwert”, erläuterte Peter Assel, "sie war nicht nur eine Kunstform, sondern ein wichtiges Medium für die politische Karikatur, für Plakate und Illustrationen jeder Art.” Doch auch der Beginn des 20. Jahrhunderts ist in den gestifteten Werken vertreten: Zeugnisse im Jugendstilcharakter stellen beispielsweise die zehn Zeichnungen von Carl Schwalbach (1885-1983) dar, der 1913 verschiedene "bewegte Aktgruppen in Landschaft” auf Stein druckte.

Ein gemeinsamer Gang der Gäste entlang der seit 2012 in der Lithographie-Werkstatt von Portenlänger entstandenen Kunstwerke zeigte indes das Spektrum heutiger Lithographie- und Kunsttechniken. Neben den Jahresdrucken der Künstler Carla Neis (2011), Renate Gehrke (2012), Bodo Rott (2013), Cyril Bihain (2014), Sabine Wimmer (2015) und Walter Dohmen (2016) konnten die Anwesenden auch noch einmal einen Einblick in die Vielfalt der lithographischen Arbeiten vieler internationaler Gäste nehmen.

Dass die nunmehr rund 200 lithographischen Neuzugänge des Ehepaars Assel und aus Portenlängers Werkstatt in der Hofgarten-Bibliothek nicht nur sicher verwahrt, sondern der Öffentlichkeit zukünftig auch sichtbar gemacht würden, betonten abschließend Bibliotheksleiterin Maria Löffler und Andreas Kleinert, zuständig für die historische sowie darüber hinaus die lithographische Sammlung in der Bibliothek. So werde künftig jede einzelne Lithographie mit allen dazugehörigen Daten über eine Mediendatenbank der Katholischen Universität Eichstätt abrufbar sein. Dabei wird es in absehbarer Zeit sowohl einen Gesamtkatalog zur Graphischen Sammlung als auch einen eigenen Unterpunkt mit dem Titel "Sammlung Lithographie Eichstätt” geben.