20 Jahre Stadtbus: Jeder Neuburger stieg 250 Mal zu

Kleines Jubiläum mit Rosen und Osterhasen / 4,2 Millionen Kilometer und sieben Millionen Fahrgäste erreicht

06.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:38 Uhr

 

Neuburg (r) „Im Stadtbus hört man viele Geschichten“. Jacqueline Soldner muss es wissen, sie fährt einen der Jägle-Busse seit Start der Neuburger Linien im April 1992. Mit ihrer Kollegin Anneliese Bauer stand sie im Mittelpunkt der kleinen 20-Jahr-Feier am Gründonnerstag.

Oberbürgermeister Bernhard Gmehling befragte Fahrgäste nach ihren Wünschen, Stadtwerkechef Hans-Jürgen Hill und Busunternehmer Wolfgang Jägle beschenkten Passagiere und Passanten. Es gab Osterhasen und Rosen, behängt mit Gutscheinen für zehn Fahrten. Maria Binder und Hedwig Steinmetz waren da, sie steigen seit 20 Jahren zu. „Ohne Stadtbus kommen wir nicht mehr aus“, versichern die Rentnerinnen.

Die von den Stadtwerken finanzierten und von der Firma Jägle betriebenen Busse müsse man „als soziale Einrichtung sehen“, findet Jägle-Mitarbeiter Bernhard Humbold. Mittlerweile fahre man fünf Seniorenheime gezielt an, überall steigen Rentner ein. Schüler nutzen die Stadtbusse auf dem Weg zum Unterricht.
 

Jeder Neuburger fuhr in diesen 20 Jahren rein rechnerisch 250 Mal mit, „eine fulminante Bilanz“ für Walter Jägle. Die erreichten 4,2 Millionen Gesamtkilometer liegen zwar unter der vergleichbaren Eichstätter Summe, doch dort verkehren die Jägle-Busse in einem langgezogenen Stadtgebiet von Landershofen bis Rebdorf.

Der Startschuss fiel im April 1992 am Spitalplatz mit zwei Bussen „Teamstar City“ und 27 Haltestellen. Das Netz vergrößerte sich Zug um Zug. 1997 war der einmillionste Fahrgast erreicht, die Stadt führte fünf Linien und den Halbstundentakt ein. Damals beriet der Schweizer ÖPNV-Experte Wieland die Neuburger. Mindestens acht Linien mit sechs Millionen Mark Jahreskosten wollte er einführen. „Wenn wir das gemacht hätten, das wäre Wahnsinn gewesen“, sagt Verkehrsreferent Heinz Enghuber heute.

Mit fünf Linien und 86 Haltestellen „liegen wir im richtigen Takt“, so OB Bernhard Gmehling. Die Ostlinien Richtung Heinrichsheim sind gut frequentiert und fahren häufiger. Nach Neuburg-Nord oder den Donauwörther Berg hinauf reicht der Stundentakt. Manchmal rollt ein Bus auch leer dahin. Mit 20 Prozent Auslastung im Schnitt ist man zufrieden.

Wenn der Sprit noch teurer werde, dann steigen vermutlich mehr Leute um, vermutet der Oberbürgermeister. Mit dem jährlichen Defizit von 600 000 Euro kommen die Stadtwerke noch zurecht. Die jüngste Fahrpreiserhöhung von einem auf 1,20 Euro pro Fahrt fiel moderat aus. Schließlich bekommt man im Neuburger Stadtbus familiäre Atmosphäre geboten. Man kennt sich, und erzählt gelegentlich Geschichten. „Wieviele haben sich im Stadtbus schon verliebt“, fragt Werkreferent Fritz Goschenhofer. Da kenne sie eigentlich wenig Fälle, antwortet Busfahrerin Jacqueline Soldner, „meistens ging es um Trennungen“.