Neuburg
1940 "verrückte" Schwimmer in der Donau

Beim Winterevent in Neuburg trifft sich die Wasserwachtfamilie – 104 baden „ohne“ – Mit 83 täglich zum Eistest

25.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:12 Uhr
1940 Aktive beteiligten sich am 51. Neuburger Donauschwimmen. −Foto: Christine Zinner

Neuburg Die „Verrückten“ haben es wieder geschafft: 1940 winterfeste Schwimmer stürzten sich am Samstag in den drei Grad kühlen Fluss und machten das 51. Neuburger Donauschwimmen zu einem besonderen Ereignis. 220 Wasserwacht-, DLRG-, THW-, Feuerwehr- und Tauchsportgruppen aus nahezu allen Bundesländern waren angereist.

„Viel zu warm“, riefen die Tauchsportfreunde Obereisenheim (bei Stuttgart) auf die Frage nach der Wassertemperatur. Natürlich will man „cool“ sein, doch wegen der geringen Strömung trieben die Froschmänner heuer eine ganze Stunde in der Donau – vier Kilometer von der Staustufe Bittenbrunn bis nach Neuburg. 21 Schwimmer mussten unterkühlt aussteigen. Sie konnten nach kurzer Behandlung alsbald wieder ihrer Wege gehen.

Den „Eisschwimmern“ passiert sowas eigentlich nicht. Das Baden ohne Neoprenanzug liegt offenbar im Trend – 104 Badehosenschwimmer hechteten am Donaukai ins Wasser. Gerötet und vergnügt stiegen sie nach vier Minuten am Bootshaus wieder ans Ufer. „Ein Klacks für solche, die sich abhärten“, findet Stefan Hopf aus Apolda. Die Thüringer schwimmen seit 20 Jahren „ohne“ mit, dafür nehmen sie lange Anfahrten in Kauf: „Fünf Stunden für fünf Minuten Schwimmen.“

Aber dafür erwartet sie eine einzigartige Atmosphäre am Neuburger Donaukai: 6000 applaudierende Zuschauer, vergnügte Mitschwimmer, originelle Aufbauten und später der mitreißende Donauschwimmerball. Es handelt sich um ein Treffen der Wasserwachtfamilie, das in dieser Form wohl einmalig in Deutschland ist. Der Spaß wird kombiniert mit einer Art Wintertest.

„Zwei, drei Jahre will ich auf jeden Fall noch machen“, betont Wolfgang Merkel. Der Münchener ist 83 Jahre alt und war am Samstag wieder in der Donau – zum 30. Mal. An Neujahr sprang er mit der Wasserwacht München Mitte am Flaucher in die Isar, täglich erfrischt er sich in einem Bottich mit eiskaltem Wasser. „Das hält jung“, sagt er und nimmt in Neuburg einmal mehr den Pokal für den ältesten Teilnehmer mit heim.
 
Feuerwehrmann Philippe Etelbert hielt in der Donau die Stellung für die französische Partnerstadt Sète, außerdem schwammen vier Vertreter aus Jesenik mit. Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling gilt nach 15 Teilnahmen als Routinier, und Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl, zusammen mit Landtagsabgeordnetem Matthias Enghuber der „einzige winterschwimmende Parlamentarier“, ist glühender Anhänger des Spektakels.
 
Für die besten Gefährte suchte die Jury heuer nicht die größten Aufbauten, sondern die beste Themeninterpretation aus. So gingen der Siegerpreis an die Wasserwacht Weilheim für die spielerische Präsentation von Gewässerschutz, Platz zwei an Penzing (30 Jahre Mauerfall), drei an Oberhausen für den „Zirkus Brexit“, vier an die Schafkopffreunde Neuburg für die „Rattenfänger“ und fünf an das kritische ICE-Floß der Wasserwacht Wemding. Die Oberhausener durften als attraktive Stammgäste den Wanderpokal mitnehmen.
 
Die Organisationsleistung der Neuburger Wasserwacht mit insgesamt 320 Helfern war erneut enorm, „ich kann nur meinen Hut ziehen“, sagte Birgit Moosbauer, oberbayerische Bezirkschefin der Wasserwacht. ZDF (Drehscheibe), BR, France Press  und viele Agenturen filmten und fotografierten die „verrückten Donauschwimmer“. Ein solches Medienecho „freut uns“, sagt Wasserwachtchef Matthias Brendel, „aber wichtiger ist der unfall- und konfliktfreie Ablauf unserer Großveranstaltung.“

Winfried Rein