Schrobenhausen
19:3 für die Mühlrieder Ostumfahrung

Gestern Abend: Stadtrat leitet das Planfeststellungsverfahren ein

22.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

 

Schrobenhausen (SZ) Am Ende waren es drei Gegenstimmen einiger SPD-Stadträte, die sich mit der ortsfernen Trasse nicht anfreunden konnten; alle anderen zeigten sich entschlossen, das Planfeststellungsverfahren einzuleiten. Bis die Ostumfahrung Mühlried fertig ist, können aber noch Jahre vergehen.

Viel hat sich nicht mehr geändert an der Abschlussplanung, die Baurat Florian Renner vom Staatlichen Bauamt nun nach fast siebenjähriger Vorarbeit dem Stadtrat präsentierte. Beim BayWa-Lager nahe der Högenau geht es mit einem Kreisverkehr los, über die Bahnlinie hinweg, dann den Hang hinunter, an der Sandhofsiedlung vorbei, wo ein weiterer Kreisverkehr für die Anbindungen nach Königslachen, Mühlried und zum Mahlberg sorgt. Dann geht es in einem Schwung und über eine 150 Meter lange Brücke über die Paar, vorbei an der Aumühle und schließlich zur B 300.

Dass die sogenannte Krake relativ mächtig ausfällt, liegt laut Renner an mehreren Gründen: Zum einen sollte eine Anbindung zum Wertstoffhof geschaffen werden, dessen Rückbau sonst rund eine halbe Million Euro kosten würde. Dann müssen Lastzüge über diese Brücke, und nicht wenige. Deshalb müsse die Rampe relativ lang sein, damit es auch im Winter bei Glatteis für sie nicht gefährlich werde.

Das alles soll Effekte haben, die die Bürger spüren werden: bis zu 90 Prozent weniger Verkehr in Königslachen, rund 50 Prozent weniger in der Alten Dorfstraße, gut 35 Prozent im Mitterweg – allerdings frühestens in fünf bis sechs Jahren, wie Renner prognostizierte. So lang werde es wohl dauern, bis das Planfeststellungsverfahren, der Grunderwerb von über zwölf Hektar Land und alle Baumaßnahmen abgeschlossen sind.

Die Kosten liegen bei geschätzten 15 Millionen Euro, Sonderbaulastprojekte würden zurzeit mit 80 Prozent bezuschusst, sodass am Ende rund drei Millionen Euro bei der Stadt verbleiben werden, wie Renner vorrechnete. FW-Stadtrat Rudi Koppold bezweifelte diese Zahl, vermutete den städtischen Anteil weit höher.

Warum die Vorarbeiten sieben Jahre gedauert haben, wurde deutlich, als die Fachleute erläuterten, was für Details in dem Plan stecken. Jede Leitung, die unter Umständen verlegt werden muss, jeder Feldweg ist hier ebenso vermerkt wie jede Tierart, die hier lebt und für die einzelne Konzepte erarbeitet wurden, damit die Trasse jeder einzelnen gerecht wird. Fledermäuse und Libellen etwa dürfen durch die Straße nicht in ihrer Orientierung gestört werden. „Wir haben damals gesagt: Wenn wir es schaffen, diese Trasse in Einklang mit den Vorgaben des Naturschutzes zu bringen, verfolgen wir sie weiter“, sagte Umweltexpertin Irene Wagensonner. Das war möglich.

Die Frage nach der ortsnahen Variante, von der sich der Stadtrat 2008 eigentlich schon verabschiedet hatte, kam dennoch wieder auf. „Das hier ist die längste Variante mit den größten Eingriffen in die Natur und dem größten Flächenverbrauch“, sagte SPD-Fraktionschef Peter Mießl, der am Ende mit Stefan Eikam und Martha Schwarzbauer gegen das Projekt stimmte. Dass jetzt wegen eines Stichtages im Verfahren Eile geboten sei, finde er nicht so tragisch: „Mir ist es wurscht, ob’s pressiert oder nicht.“

„Die ortsnahe Trasse würde heißen: Wir fangen wieder bei Adam und Eva an“, sagte Bürgermeister Karlheinz Stephan, „ganz davon abgesehen, dass uns die Mühlrieder gehörig angehen würden. Und: Dieser Planung der ortsfernen Trasse liegt ein Stadtratsbeschluss zugrunde.“

Wie Florian Renner auf seine Anfrage berichtete, galten 2008 noch andere technische Richtlinien. „Wenn wir diesen Stichtag nicht halten, müssen wir die gesamte Planung auf neue Richtlinien komplett umstellen – zu Lasten des Flächenverbrauchs“, sagte er. Denn heute würden breitere Fahrbahnen gefordert. „Wir müssten dann sogar einzelne Pflanzenarten erfassen, eine komplette Vegetationsperiode noch einmal neu kartieren“, ergänzte Wagensonner, Stöhnen im Saal.

Vor der Sitzung war auch Günter Krell vom Bund Naturschutz, der eine Klage gegen die Ostumfahrung erwägt, in Schrobenhausen, gab einige Interviews. An der Präsentation der Experten nahm er aber nicht Teil. So verpasste er auch, wie der Stadtrat das Planfeststellungsverfahren einleitete – mit einer großen, wenn auch nicht in jedem Detail, so doch im Wesentlichen überzeugten Mehrheit.