Hilpoltstein
15 Millionen Euro Soforthilfe in den Landkreis geflossen

Laut der Rother Unternehmerfabrik kommen die meisten Betriebe aber gut durch die Krise - "Keine Hysterie ausgebrochen"

30.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:14 Uhr
Die Corona-Krise kennt nicht nur Verlierer im Landkreis Roth, sondern auch Gewinner: Der Kloßteighersteller Henglein aus Wassermungenau profitiert von dem Umstand, dass sich viele Haushalte im Lockdown wieder auf das Kochen besonnen haben. −Foto: Henglein

Hilpoltstein/Roth - Einen tiefen Einblick in die Arbeit der Unternehmerfabrik Roth haben deren Leiter Karl Scheuerlein und sein Mitarbeiter Felix Lehnhoff dem neuen Kreistag gegeben.

 

"Unsere Hauptaufgabe ist es, Firmen im Landkreis mit Behörden und Institutionen zu vernetzen", sagte Lehnhoff. "Wir fahren hin und reden mit Unternehmen um zu sehen, wo der Schuh drückt. " Und wo genau das war, war in den vergangenen Monaten schnell zu erkennen. Denn alle gemeinsam überrollte die Coronavirus-Pandemie.

Die Unternehmerfabrik hatte deshalb gut damit zu tun, Unternehmen dabei zu unterstützen, die Corona-Hilfen zu beantragen. Natürlich hätten sich viele Firmen und Selbstständige selbst zu helfen gewusst, aber mit aufklärenden E-Mails zu Corona-Themen wie Kurzarbeitergeld unterstützte die Unternehmerfabrik die Gewerbetreibenden in der Not. 2500 Anträge seien gestellt worden und 15 Millionen Euro an Soforthilfe wurden ausbezahlt.

"Diese Zahlen sprechen für sich", stellte Felix Lehnhoff fest. Die Pandemie und ihre Auswirkungen "waren ein Schlag in die Magengegend", fügte sein Chef Karl Scheuerlein hinzu. "Trotzdem ist keine Hysterie ausgebrochen. Alle haben die Ruhe bewahrt. " Und nicht nur das. Firmen wie der Kosmetikhersteller Kießling in Georgensgmünd hätten sich sogar umorientiert und Desinfektionsmittel hergestellt. Die Firma Speck-Pumpen Roth habe sich dabei engagiert, zehntausende Masken zu besorgen. Und der Kloßteighersteller Henglein aus Wassermungenau habe sogar mehr Aufträge als sonst bekommen, da sich viele Haushalte in Corona-Zeiten wieder auf das Kochen besonnen haben.

Die Zahl der Corona-bedingten Konkurse halte sich in Grenzen. So hätten in den vergangenen Monaten nur drei Firmen Insolvenz angemeldet. Zunächst das Gredinger Ladenbau-Unternehmen Trend-Store, "aber das hatte mit Corona nichts zu tun", sagte Scheuerlein. Beim zweiten Fall handelt es sich um die Hil- poltsteiner Firma Kegler, "die ist klar durch Corona in die Insolvenz geraten". Und zuletzt kam noch die Pleite von Maas+Roos in Hilpoltstein hinzu.

Wie es generell weitergeht mit dem Überblick über die Firmen, die zahlungsunfähig werden, sei noch nicht klar, da die Meldepflicht für Insolvenzen bis September ausgesetzt sei, informierte Scheuerlein. Aber er gehe davon aus, dass die "mittleren bis größeren Betriebe" im Landkreis die Krise "sehr gut überstanden haben".

Allerdings herrsche keine Euphorie, manche hätten nur eine schwarze Null zu verzeichnen, andere würden sich vor einem Abschwung im nächsten Quartal fürchten. Und stark betroffen sei in jedem Fall das Gaststätten- und Hotelgewerbe. "Solo-Selbstständige kommen ebenfalls an ihre Grenzen", gab Landrat Herbert Eckstein (SPD) zu bedenken. Und auch 450-Euro-Kräfte, denen es "sowieso nicht gut geht". Aber die würden gar nicht in der Statistik auftauchen.

Beschäftigt hat die Unternehmerfabrik auch das Thema fehlende IT-Fachkräfte. Aus diesem Grund hat sich eine Delegation samt Landrat Herbert Eckstein auf den Weg nach München gemacht, zum bayerischen Kultusministerium. Der Aufwand hat sich nach Ansicht von Karl Scheuerlein gelohnt: Denn ab Herbst werden im beruflichen Schulzentrum in Roth auch Fachinformatiker in der dualen Ausbildung beschult, "bisher mussten sie bis nach Nürnberg oder Erlangen in die Berufsschule fahren", erklärte Scheuerlein. Und es wird auch die Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker für Maschinenbau (Digitale Transformation) angeboten werden. "Wir waren überrascht über die Zusage", berichtete Scheuerlein. "Aber das war ein Erfolg. "

Aktuell betreut die Unternehmerfabrik auch 27 Betriebe, die einen Nachfolger suchen. "Es ist wichtig, eine Lösung zu finden, um Arbeitsplätze in der Region zu erhalten", erklärt Lehnhoff. Vertraulichkeit gehöre hier aber zum A und O. Denn man könne mit den Informationen nicht einfach hausieren gehen, denn für den Fall, dass die Konkurrenz davon Wind bekomme, könnte diese eventuell anfangen, Mitarbeiter oder Kunden abzuwerben. Das wolle man natürlich vermeiden.

HK

 

 

Monika Meyer