Beilngries
14.000 Jahre alte Jagdstationen

Grabungen im Westen von Beilngries gewähren tiefe Einblicke in die Geschichte

29.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:22 Uhr
Wochenlang gesperrt war die Baustelle an der Beilngrieser Sandstraßen-Verlängerung für die Baufirma. Zahlreiche Funde im Boden riefen die Archäologen auf den Plan. Die konnten durchaus weitreichende Erkenntnisse sammeln, wie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mitteilt. −Foto: F. Rieger (Archiv)

Beilngries (DK) Mehr als 14.000 Jahre alt dürften einige der Funde sein, die an der Beilngrieser Sandstraßen-Baustelle in den vergangenen Monaten gemacht wurden. Zu dieser Einschätzung kommt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in einem Bericht über die Grabungsergebnisse, den unsere Zeitung angefordert hatte. Die Wertigkeit der Funde wird als ausgesprochen hoch eingestuft, von einer "sehr wichtigen Ausgrabung" ist die Rede.

Dass in diesem Bereich am westlichen Rand des heutigen Beilngries unterirdisch viele Antworten auf die Fragen der Archäologen warten könnten, war bereits vor dem Start der Bauarbeiten erwartet worden. Und diese Vermutung bestätigte sich dann auch sehr schnell. Ehe der Ausbau der Sandstraße, der bis zur Ortsumgehung führen wird, richtig gestartet war, mussten die Bauarbeiter bereis wieder pausieren. Stattdessen rückte für ein Vierteljahr eine Grabungsfirma an. Und das hat sich gelohnt, wie aus dem Bericht des Landesamtes für Denkmalpflege hervorgeht. Ein ebenso umfassender wie weit zurückreichender Einblick in die Menschheitsgeschichte wird ermöglicht, so die Einschätzung der Fachleute.

Wenig überraschend war es für die Archäologen, dass "Reste von eisenzeitlichen Siedlungen, die zwischen 1000 und 750 vor Christus hier errichtet wurden", zutage traten. Es sei bekannt, dass in diesem Zeitraum "auf den Terrassen der Altmühl" eine dichte Besiedlung geherrscht habe. In Beilngries bestehen die gefundenen Siedlungsreste vor allem aus Gräben, Pfosten- und Siedlungsgruben, "aus denen überwiegend Keramikfragmente von verzierten und unverzierten Gefäßen, aber auch Tierknochen und Nadel- und Fibelfragmente aus Bronze und Eisen geborgen wurden". Als Besonderheit bezeichnet das Landesamt für Denkmalpflege ein Grubenhaus, "dessen kellerartige Eintiefung noch erhalten war". Und auch, wenn dies bei anderen Gebäuden nicht mehr der Fall war - anhand der Anordnung der Pfostengruben habe man die Siedlungsstruktur und die Gebäudetypen nachvollziehen können, so die Fachleute. Der Unterschied der Behausungen in dieser Zeit zu späteren Mittelaltergebäuden besteht darin, dass diese noch nicht aus Stein, sondern aus Holz, Ästen/Weidenruten und Lehm errichtet wurden.

Die eigentliche "Sensation", die bei den Grabungen ans Licht geholt wurde, besteht aber in Gegenständen, die etliche tausend Jahre älter sind. Beispielsweise wurden exakt 2804 Silices - "Feuersteingeräte und -abschläge" - ausgegraben. Der größte Teil von ihnen lässt sich auf das sogenannte Mesolithikum (9600 bis 5500 vor Christus) datieren. Einzelne Abschläge sind nach Einschätzung des Landesamts für Denkmalpflege sogar noch deutlich älter. Sie müssten in Jung- und Spätpaläolithikum und wohl noch vor das 12. Jahrtausend vor Christus verortet werden. Das bedeutet: Bereits vor mehr als 14.000 Jahren waren Menschen im Bereich des heutigen Beilngries unterwegs. Bekannt ist, dass sich damals kleine Gruppen zusammenfanden, die als Jäger und Sammler lebten, immer wieder an einen anderen Ort zogen und dort jeweils Jagdstationen errichteten. Solche muss es wohl auch in der Nähe der Beilngrieser Sandsiedlung gegeben haben, so die aktuellen Erkenntnisse.

Die Auswertung der Funde wird noch weitergehen, lässt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege wissen. Da sich aber schon jetzt die große Aussagekraft abzeichnet, wird es bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Archäologie in Bayern an Allerheiligen in Würzburg definitiv auch um die Beilngrieser Funde gehen.

Fabian Rieger