Bergheim
140 Jahre im Einsatz für den Nächsten

Feuerwehr Bergheim feiert am Samstag ihr Jubiläum - Wechselvolle Historie

21.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:31 Uhr
Ein Gruppenfoto aus vergangenen Tagen: Das Bild stammt vom 50. Jahrestag der Gründung der Feuerwehr Bergheim am 6. Mai 1928. −Foto: Fotos: Hammerl/Feuerwehr-Archiv

Bergheim (DK) Einen Schatz an historischen Protokollbüchern aus der 140-jährigen Geschichte der Bergheimer Feuerwehr hütet deren Vorsitzender Andreas Seitz. Neben Protokollbüchern, diversen Fotoalben und einem alten Kassa-Buch existiert auch ein hochinteressantes Stamm-Buch.

Darin sind von Beginn an akribisch alle Mitglieder mit Namen, Beruf, Geburtsdatum, Familienstand, Herkunftsort, ja sogar Gesundheitszustand beim Eintritt in die Feuerwehr und natürlich dem Aufnahmedatum verzeichnet. Auf der gegenüberliegenden Buchseite ist Platz für dienstliche Bemerkungen und später vergebene Ehrenzeichen.

Gegründet worden war die Wehr am 19. Mai 1878 mit 72 Mitgliedern. Einberufen hatte Bürgermeister Johann Herrmann die Versammlung, nachdem anno 1878 das königliche Bezirksamt Neuburg die Gemeinde zur Gründung aufgefordert hatte. Erster Kommandant war Paul Feiner, Johann Rischbeck fungierte als Schriftführer und Kassier, als Zeugwart Josef Ettenreich.

Die Ausstattung von damals mutet heute höchst bescheiden an: Eine Druckspritze mit 50 Meter Schlauch, eine Saugspritze mit 60 Meter Schlauch, eine Schubleiter, eine Anstellleiter mit Stützstangen, ein Steigerwagen, eine Schlauchhaspel, drei Laternen, 30 Messinghelme und 30 Gurte. 1904 wurde mit 19 Feuerwehren der Umgebung das 25-jährige Bestehen begangen, musikalisch begleitet von der Kapelle des 15. Infanterieregiments Neuburg. Bis zum Ersten Weltkrieg entwickelte sich die Wehr gut, doch im August 1914 mussten 55 Männer einrücken - elf kamen nicht mehr zurück.

Frauen bei der Feuerwehr sind keine Erfindung der Gegenwart: Als 1939 praktisch alle jungen Feuerwehrkameraden von der Wehrmacht eingezogen worden waren, wurde eine Verordnung erlassen, Frauen und Mädchen als Ersatzkräfte auszubilden. So kam Bergheim zu 13 jungen Feuerwehrhelferinnen. Erst 1947 kam das Vereinsleben wieder in Gang, ein neuer Vorstand wurde gewählt und 1953 das 75-jährige Bestehen gefeiert. 1963 wurde ein neues Feuerwehrgerätehaus gebaut, zwei Jahre darauf kaufte die Gemeinde eine neue Motorspritze und 1968, zum 90. Jahrestag der Gründung, wurde eine hochwertige Fahne angeschafft und feierlich geweiht.

Zehn Jahre später kamen mehrere Tausend Besucher zur Festmesse, die Abt Albert Siebenhüter zum 100-jährigen Bestehen am Schulplatz hielt. "Mehr als 60 Vereine beteiligten sich an Festzug", berichtet die Chronik von der Feier, die zu den Höhepunkten im Gemeindeleben nach dem Zweiten Weltkrieg zählt e und Bergheim so viele Besucher wie noch nie bescherte. Auch der 125. Jahrestag wurde im Juli 2003 drei Tage lang gefeiert.

Lediglich zehn Kommandanten hatte die Wehr in 140 Jahren - was für guten Zusammenhalt und hohes Engagement spricht. Schon der erste Kommandant hielt es 19 Jahre an der Spitze aus, absoluter Spitzenreiter war aber Martin Bauer mit 33 Jahren von 1901 bis 1934, gefolgt von Josef Vogelsang (24 Jahre) und Martin Wagner (23). Aktueller Kommandant ist seit 2010 Florian Riedl. Mehr Vorgänger hat Andreas Seitz - er ist seit 2014 in der Verantwortung und der insgesamt 16. Vorsitzende. Am längsten führte Johann Zeller die Wehr, nämlich 26 Jahre lang von 1908 bis 1934. Weibliche Feuerwehrvorsitzende sind eher selten. In Bergheim gab Bürgermeisterin Anni Stadlmeier von 1997 bis 2000 nicht nur in der Gemeinde, sondern auch in der Wehr den Ton an. Sie war eingesprungen, als sich kein Nachfolger für Vogelsang fand und übergab drei Jahre später an Alois Kriegl.

Seit 2015 gibt es eine gemeinsame Jugendfeuerwehr mit Unterstall mit derzeit 15 Jugendlichen, die von Stephanie Speth, Florian Heindl, Tobias Meyr und Christoph Hartmann betreut werden. 52 Aktive zählt die Wehr, Mitglieder sind es insgesamt 240. Die meisten Einsätze betreffen heutzutage Technische Hilfeleistung, oft Verkehrsunfälle. Brände kommen nur selten vor. Die Tage des alten Feuerwehrhauses sind übrigens gezählt - gegenüber der Kläranlage baut die Gemeinde neu.

Andrea Hammerl