Schrobenhausen
1200 Pflegebetten gespendet

Humanitäre Hilfe des BRK bei der Neuausrichtung ihrer Arbeit - Mitglieder bestätigen Vorstand

28.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:25 Uhr
Exportschlager Nummer eins der Humanitären Hilfe: Pflegebetten. Fast 1200 Stück wurden dem BRK für die kommenden Monate als Spende in Aussicht gestellt. Eine gewaltige Herausforderung für die Organisation, die ihre Arbeit nach dem Tod ihres Gründungsvorsitzenden Toni Drexler eigentlich erst einmal neu ordnen wollte und jetzt entscheiden muss, ob sie sich das Großprojekt zutraut. −Foto: Hastreiter

Schrobenhausen (SZ) Eigentlich beschäftigen sich Schatzmeister ja vorwiegend mit Einnahmen und Ausgaben, Anton Gutmann präsentierte der Mitgliederversammlung der Humanitären Hilfe im BRK aber ganz andere Rechenexempel.

Er habe von der Caritas über 1200 funktionstüchtige Pflegebetten als Spende in Aussicht gestellt bekommen, und wolle man die weiterverteilen, so kämen 60 Lkw-Ladungen zusammen, beschrieb er die beachtlichen Dimensionen. Konkrete Planungen gibt es im Augenblick dafür freilich noch nicht, wichtigste Frage der Zusammenkunft war die künftige Arbeit der Humanitären Hilfe, die sich nach dem Tod ihres Gründungsvorsitzenden Toni Drexler neu aufstellen muss.

Seit Name tauchte an diesem Abend immer wieder auf, hat er mit seiner Organisation doch in ganz Bayern Maßstäbe gesetzt und sicherte er mit der rechtzeitigen Berufung der beiden BRK-Geschäftsführer in den Vorstand auch deren Fortbestand. Wobei Drexlers Nachfolger Robert Augustin immer wieder darauf hinweist, dass er sich in sehr großen Fußstapfen bewege und dass es eigentlich gar nicht möglich sei, die Arbeit in der bisherigen Form fortzuführen. Dennoch legte er zu Beginn seines Jahresberichts ein klares Bekenntnis zur Humanitären Hilfe ab, sagte aber auch, dass etwa für Fuhrpark oder Altkleidersammlung neue Formen diskutiert werden müssten.

Augustin erinnerte in seinem Rückblick an die Vorstandssitzung, bei der er als Vorsitzender und Anton Gutmann als Schatzmeister für den verstorbenen Diether Brandt nachrückten. In einem ausführlichen Brief an die Mitglieder habe Toni Drexler seine angegriffene Gesundheit als Grund für seinen Rücktritt genannt und weiterhin um die Unterstützung der Humanitären Hilfe gebeten. Am 30. Juli starb er nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren. Noch während Familie und Gefährten trauerten, sei die Humanitäre Hilfe schon in den Fokus des Deutschen Roten Kreuzes gerückt. Das Generalsekretariat in Berlin überraschte den neuen Vorstand mit der Frage, ob er sehr kurzfristig eine Hilfslieferung nach Kiew bringen könne. "Wir haben uns gefragt, was hätte Toni in dieser Situation gemacht, und haben zugesagt", erinnerte sich Augustin an die Herausforderung. Anton Gutmann sei ins kalte Wasser gesprungen, habe die Einsatzleitung übernommen und die Fahrt mit eilig zusammengetrommelter Unterstützung bis aus Starnberg gemeistert. Der Sattelschlepper und der 7,5-Tonner hätten die Säuglingspflegeartikel zwar nicht stressfrei, aber wohlbehalten ans Ziel gebracht.

Gleich im Anschluss holte das BRK Regensburg zahlreiche Krankenbetten und Krankenhausartikel für einen eigenen Hilfszug nach Kroatien ab. Es habe dafür auch einen Sattelschlepper ausgeliehen. Und Unterstützung gab es schließlich für eine rumänische Gemeinde, die im medizinischen und sozialen Bereich Infrastruktur schaffen wolle. Sie habe Pflegebetten und medizinische Artikel mit einem eigenen Lkw abgeholt. Auch die Kinderhilfe Litauen griff auf den Fuhrpark der Humanitären Hilfe zurück, um Spendenpakete für ihre Weihnachtsaktion einzusammeln und den Transport durchzuführen. Die Weihnachtspaketaktion für Bedürftige habe das Jahr beschlossen. Beliefert wurden die Caritas, die Tafel Schrobenhausen, der VdK und das Kreisjugendamt, die die Weiterverteilung übernahmen.

Auch im Kassenbericht tauchte der Name Toni Drexler an exponierter Stelle auf. Sein Vermächtnis an die Humanitäre Hilfe kam in Form von Geldspenden in Höhe von fast 4500 Euro, die bei der Beerdigung eingegangen seien, berichtete Schatzmeister Anton Gutmann. Die Finanzen seien in Ordnung, nicht zuletzt auch deshalb, weil der BRK-Kreisverband seinen Gemeinschaften unter die Arme greife. So seien alleine 14000 Euro für Reparaturen an Fahrzeugen übernommen worden. Mit 8000 Euro habe auch der Hilfstransport nach Kiew die Kasse beträchtlich belastet. Weil die eigene Lastwagenflotte immer älter und teurer im Unterhalt werde, sollten neue Modelle für die Transporte diskutiert werden, sagte Gutmann. Stellvertretender Vorsitzender Georg Ottinger pflichtete ihm bei und rechnete vor, dass die rumänische Gemeinde für den Transport ihrer Hilfsgüter lediglich 1500 Euro bezahlt habe, weil sie eine Spedition verpflichtete, die anstelle einer Leerfahrt die Betten auflud. Auf Dauer werde der Fuhrpark in seiner aktuellen Form wohl nicht zu halten sein, meinten die Vorstandsmitglieder, schränkten aber ein, dass dies nicht das Ende der Hilfstransporte bedeuten müsse. Anton Gutmann hält Kontakt zu anderen Kreisverbänden und zur Auslandshilfe des BRK, um alternative Finanzierungsmodelle, wie etwa den Einsatz von Leihfahrzeugen, zu untersuchen. Bevor aber weit reichende Entscheidungen getroffen werden, würden in jedem Fall die Mitglieder befragt, versprach der Vorsitzende.

Bei seinen Sondierungsgesprächen erfuhr der Schatzmeister beim BRK Dachau auch von dem eindrucksvollen Angebot der 1200 Patientenbetten, die in 18 Pflegeeinrichtungen demnächst ausgemustert werden. Ob die Humanitäre Hilfe ein derartiges Großprojekt stemmen und die Weiterverteilung übernehmen könne, müsse freilich noch durchgerechnet werden, ergäben die Betten aneinander gereiht doch eine Kette vom Kreiskrankenhaus bis zur Vorstadtkirche oder 30 Einsätze für die beiden BRK-Sattelschlepper. Dass der Bedarf an diesem Exportschlager ungebrochen sei, bestätigten die Ärzte Johannes Derzap (Ukraine/Odessa) und Rodica Leporda (Rumänien) sowie Otto Fauth, der mit seinen 96 Jahren weiterhin auf Rotkreuzpfaden unterwegs ist und dank perfekter Sprachkenntnisse die Kontakte zu Moskau hält.

Nicht nur dieses Thema soll möglichst zeitnah in einem offenen Arbeitskreis diskutiert und entschieden werden. Ein neues Modell dürfte nämlich auch für die Altkleidersammlung notwendig werden. Im Augenblick fehle es an Personal und an Lagerkapazitäten, um Ware zu sortieren und aufzubewahren, damit sie bei Hilfstransporten mitgenommen werden könne, erklärte Augustin. Die Mitglieder hatten damit keine Probleme, sprachen sich aber dafür aus, die Sammlung in den Containern beizubehalten.

Die Vorstandswahlen waren mit knapp vier Minuten der Punkt der Tagesordnung, der am schnellsten abgehakt werden konnte. Nachdem sie sich ein Jahr lang kommissarisch in ihren Ämtern bewährt hatten, wurden Robert Augustin als Vorsitzender und Anton Gutmann als Schatzmeister in ihren Posten bestätigt. Die restlichen Positionen bleiben unverändert: Stellvertretender Vorsitzender Georg Ottinger, Schriftführer Günther Hastreiter, Beisitzer Inge Eberle, Rodica Leporda, Bernd Peterke und Josef Schlittenbauer, Kassenprüfer Hans Neugschwendner und Josef Ramsauer.

Günther Hastreiter