Frankfurt (DK
12 000 gestrandete Passagiere

Lufthansa-Piloten legen erneut die Arbeit nieder – Druck auf Streikende wächst

04.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:54 Uhr

Frankfurt (DK/dpa/AFP) Im Dauerstreik bei der Lufthansa wächst der öffentliche Druck auf die Piloten. Zur zehnten Streikwelle in diesem Jahr häufen sich die Proteste aus Wirtschaft und Tourismusbranche.

Die Fluggäste der Lufthansa sind gestern erneut auf eine Geduldprobe gestellt worden. Rund 12 000 Passagiere erreichten ihre Ziele nicht, weil die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ihre Mitglieder zu einem ganztägigen Streik auf den Langstrecken- und Frachtmaschinen aufgerufen hatte. Es handelte sich um die zehnte Streikrunde in diesem Jahr.

Laut Lufthansa mussten gestern 62 Flüge gestrichen werden, während 94 durchgeführt werden konnten. Einen guten Teil davon hatte die Airline in Zeiträume außerhalb des bis Mitternacht laufenden Ausstands gelegt. Betroffen waren die Flughäfen in Frankfurt, München und Düsseldorf. Von 15 geplanten Frachtflügen fänden 14 statt, erklärte eine Sprecherin. In München strich die Lufthansa sechs Langstreckenflüge, 14 fanden dagegen statt. Davon starteten jedoch vier mit Verspätung.

In den seit Monaten schwelenden Tarifstreit kam keine neue Bewegung. Die VC blieb dabei, über das Schlichtungsangebot der Lufthansa zu dem besonders umstrittenen Thema der Übergangsrenten für Piloten erst zu Beginn nächster Woche beraten zu wollen.

Unterdessen nimmt aber der Druck auf die Lutfthansa-Piloten zu. So kommen die Streiks die deutsche Wirtschaft teuer zu stehen, wie Chefvolkswirt Alexander Schumann vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in der „Bild-Zeitung“ beklagte. Den täglichen Schaden bezifferte er auf bis zu 25 Millionen Euro. Scharfe Kritik am Pilotenstreik kam auch von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw). Hauptgeschäftsführer Martin Brossardt sagte, in den bisher neun Streikwellen seien rund 7500 Flüge ausgefallen und mehr als 800 000 Passagiere betroffen gewesen. „Das muss aufhören.“ Dem stark exportorientierten Land Bayern gehe mit jedem Streik Wertschöpfung verloren. Brossardt fürchtet auch einen massiven Imageschaden für den Freistaat und Deutschland.

Der deutsche Geschäftsreise-Verband VDR forderte in einem offenen Brief Lufthansa und VC auf, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Der Streik beschädige das Image der Lufthansa bei den Geschäftskunden nachhaltig. „Sie zerstören ihr Alleinstellungsmerkmal ,Premium’, das vor allem für Zuverlässigkeit steht – Zuverlässigkeit bei Service und Sicherheit aber besonders bei Einsatz und Pünktlichkeit“, hieß es in dem Brandbrief.

Trotz der Streiks hatte die Lufthansa am Mittwoch einen einschneidenden Umbau ihres Billigangebots auf den Weg gebracht. Mit der Dachmarke Eurowings will der Konzern im harten Preiskampf anderen europäischen Billigfliegern wie Ryanair oder Easyjet die Stirn bieten. Die stark wachsenden Anbieter hatten gestern neue Erfolgszahlen zu Auslastung und Geschäftsentwicklung vorgelegt. So stieg bei Ryanair im November die Zahl der Fluggäste um 22 Prozent auf 6,35 Millionen. Bei Easyjet stiegen 4,4 Millionen Fluggäste in die Maschinen, 3,1 Prozent mehr als im gleichen Monat 2013.