Neuburg
1000 Unterschriften für den Einbahnring erreicht

Initiative strebt Bürgerentscheid zur Landtagswahl an - Notarzt Dr. Alexander Hatz sieht Vorteile

21.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:22 Uhr
Notarzt Dr. Alexander Hatz will den Einbahnring testen. −Foto: Foto: lm

Neuburg (lm) Das selbstgesetzte Ziel lautet: Bis Anfang Juni will man die 2000 Unterschriften zusammen haben.

Dann wäre der Fahrplan des Aktionsbündnisses realisierbar: Parallel zur Landtagswahl stimmten die Neuburger auch über einen dreimonatigen Probebetrieb ab, bei dem der vom Bündnis geforderte Einbahnring in der Innenstadt in der Realität getestet wird.

Mit der denkbar knappen Mehrheit von 16 zu 14 Stimmen hat sich der Stadtrat entgegen dem entschiedenen Willen von Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, der letztlich nur seine CSU-Fraktion hinter sich wusste, für eine Computersimulation entschieden. Sie soll Klarheit bringen, ob ein Einbahnring vom Huber-Eck her zur Rohreck-Kreuzung weiter Oswaldplatz, vor zum Donaukai und zurück zur Brücke überhaupt realisierbar wäre und welche Auswirkungen er nicht zuletzt auch für die Fußgänger oder auch auf die Rettungswege für Einsatzfahrzeuge hätte.

Hier weiß das Aktionsbündnis seit jüngstem einen ganz prominenten Streiter auf seiner Seite. Verwiesen die Einbahn-Gegner immer auf der einhellige Veto von Rettungskräften und Polizei, schert jetzt der Mann mit den meisten Einsatzfahrten aus. Alexander Hatz als leitender Notarzt spricht sich nicht nur mit Nachdruck für einen Realo-Probebetrieb aus, er macht aktiv Werbung sogar dafür.

"Nichts hält mehr auf als ein Stau, da helfen auch Blaulicht und Martinshorn nichts. " Gerade auf der Luitpoldstraße zur Donaubrücke hin ist nach seiner Erfahrung - "Ich fahre seit 91 im Rettungsdienst und habe rund 7000 Einsätze gemacht. " -öfter kein Durchkommen. Wenn der Einbahnring den Verkehr flüssiger macht, falle die längere Wegstrecke ungleich weniger ins Gewicht, zumal das Durchkommen für Einsatzfahrzeuge ohne Gegenverkehr deutlich leichter und vor allem wesentlich ungefährlicher sei. "Ich bringe mich ein, wenn ich von einer Sache überzeugt bin. "

Nur in einem Praxistest lasse sich das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer, wenn Blaulicht und Martinshorn nahen, wirklich testen. Auch bedürfte es einer gewissen Eingewöhnungsfrist. Genau das ist auch das Argument des Aktionsbündnisses, in dem Joshofener Brückengegner eine Sprachrohr gefunden haben, in dem andere aber ebenso auf diesen Einbahnring unabhängig oder auch parallel zu einer zweiten Donauquerung drängen. So lässt etwa Klaus Schirmer die Brücken-Fragen völlig außen vor. Der Diplomingenieur in Rente, der sich jahrzehntelang im Dienste der Automobilindustrie mit Verkehrsfluss-Berechnungen und exakt solchen Simulationen beschäftigt hat, ist zwischenzeitlich zum wichtigsten Sprecher des Bündnisses geworden. Schirmer ist überzeugt, dass das von ihm verfeinerte und mit in seinen Augen exakten Messungen und Berechnungen belegte Modell der gegenwärtigen Verkehrsführung in der Innenstadt deutlich überlegen ist. Teilweise längere Wege, dennoch aber deutlich kürzere Fahrzeiten lautet die Kernaussage. Deutliche Verbesserungen auch für Fahrradfahrer, weniger Staus und nicht zuletzt auch eine deutliche Reduzierung der CO2-Belastung - gerne würde man darüber auch mit der Gegenseite diskutieren, dazu aber Fehlanzeige. Die öffentliche Diskussion ist gewollt, unterstreicht Uwe Jakob als Sprecher des Bündnisses. Der Stadt wirft man totale Blockade-Politik und bewusste Desinformation vor. Klaus Schirmer attestiert Oberbürgermeister Gmehling schon mal "Gutsherrn-Art. "

Deutliche Kritik in Richtung Rathaus kommt auch vom stellvertretenden Fraktionssprecher der SPD im Stadtrat Horst Winter. Er ist überzeugt: Ohne den Start der Unterschriftenaktion hätte sich im Stadtrat gar nichts getan. Verwaltung und Oberbürgermeister wirft er vor, die Kosten für den Probebetrieb bewusst hochzurechnen. "Ich möchte wirklich wissen, was am Umprogrammieren dreier Ampeln 200 000 Euro kosten soll. Diese Zahl habe ich von der Stadt schwarz auf weiß. "

Auf dem Weg zum angestrebten Bürgerbegehren vermeldet das Aktionsbündnis derzeit Halbzeit. Gut 1000 Unterschriften habe man zusammen. Ungefähr die doppelte Zahl, rund 2000 stimmberechtigte Neuburger, ist erforderlich. Ziel bleibe ein Bürgerentscheid, Probebetrieb ja oder nein, parallel zur Landtagswahl am 14. Oktober.