1000 Mark Belohnung kassiert

13.10.2008 | Stand 03.12.2020, 5:31 Uhr

Das letzte Bild: Ein vergilbtes Foto zeigt Mathias Kneissl nach mehreren Operationen kurz vor seiner Hinrichtung. - Foto: oh

Schrobenhausen (SZ) Die in Schrobenhausen geborene Mathilde Lorenz erhielt im Dezember 1901 die Belohnung von 1000 Mark. Ihre Mutter, die mittellose Witwe Maria Danner, die zu ihr nach München gezogen war, erhielt noch bis 1917 von Schrobenhausen aus Mitteln verschiedener Stiftungen vierteljährlich um die 30 Mark, da sie in Schrobenhausen das Heimatrecht besaß. Amtliche Gutachten bestätigten ihr "chronisches Gichtleiden, Herzleiden, Gehörschwäche und höheres Alter." Sie wurde auch tatsächlich fast 90 Jahre alt.

Ein Onkel des hingerichteten Mathias Kneissl, der Maurer Joseph Pascolini, heiratete 1862 Magdalena Brandl, wollte sich laut Akten des Stadtarchivs Schrobenhausen hier ansässig machen und somit auch das Heimatrecht erwerben. Er hatte einen guten Leumund, konnte ordentliche Zeugnisse vorweisen und seine Eltern bestätigten ihm ein Vermögen von 1000 Gulden. Der Protokollführer damals war übrigens Joseph Lenbach jun. Zusammen mit 300 Gulden seiner Braut kaufte Pascolini das Haus seines Schwagers Joseph Danner.

Aber es schienen doch finanzielle Probleme aufgetaucht zu sein, denn acht Jahre später hatte er schon wieder die Stadt verlassen und versuchte in München sein Glück als Schmiedgehilfe. Bald holte er Frau und Kinder nach. Das Schulgeld ("Lehrmittelabgabe") zahlte zunächst die Stadt München, wollte es aber von Schrobenhausen "portofrei" zurückhaben, da der Gerichtsvollzieher wegen gänzlicher Vermögenslosigkeit nichts pfänden konnte. Joseph Danner verdiente zwar, laut amtlichen Nachforschungen, einen Gulden 40 Kreuzer pro Tag, hatte aber Frau und fünf Kinder zu ernähren. Bei der Stadt Schrobenhausen weigerte man sich zu zahlen und verwies wiederum auf Joseph Pascolini. Über den Ausgang der Auseinandersetzung um etwa acht Gulden schweigen jedoch die Akten.

Die damals am Fall Mathias Kneissl Beteiligten sind längst gestorben, aber die Erinnerung an ihn, der von der Nachwelt zum Volkshelden verklärt wurde, obwohl er eigentlich ein armer Kerl war, lebt bis heute ungebrochen in Theaterstücken, Filmen und Gedichten weiter. ? Schluss