Schrobenhausen
100 Tage Michael Stomberg

Der neue Vorstandsvorsitzende der Bauer AG zu seinen Eindrücken

12.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:39 Uhr
Michael Stomberg ist mittlerweile 100 Tage bei Bauer im Dienst. Einiges hat er inzwischen gesehen, aber längst nicht alles. −Foto: Bauer AG

Schrobenhausen (SZ) Der Wechsel hat sich relativ geräuschlos vollzogen. Der langjährige Vorstandsvorsitzende der Bauer AG, Thomas Bauer, ist Anfang November in den Aufsichtsrat gewechselt, seither steht der Physiker Michael Stomberg (48) an der Spitze des Spezialtiefbau- und Maschinenbauunternehmens, das von Schrobenhausen aus weltweit 11000 Menschen beschäftigt und rund 1,7 Milliarden Euro umsetzt. Inzwischen ist er 100 Tage im Amt. Unserer Zeitung gab er ein exklusives Interview.

Herr Stomberg, was hat Sie in Ihren ersten 100 Tagen am meisten an der Bauer AG überrascht?

Michael Stomberg: Ich weiß nicht, ob mich direkt etwas überrascht hat - vieles von dem, was ich gesucht und erwartet habe, hat sich positiv bestätigt. Ich kann vielleicht eher sagen, was mich begeistert und beeindruckt hat. Nämlich, dass Bauer eine starke und ehrliche Kultur hat und die Mitarbeiter und Führungskräfte einen offenen und direkten Umgang miteinander pflegen. Das ist etwas, was mir persönlich auch sehr wichtig ist. Zusammengefasst fühle ich mich also sehr wohl hier. Die Vielseitigkeit und der Facettenreichtum des Unternehmens sind gewaltig und neben sehr großen Standorten, wie hier in Schrobenhausen, gibt es eine hohe Kleinteiligkeit von unterschiedlichsten Aktivitäten in der ganzen Welt.

Wie viele Tochterunternehmen in wie vielen Ländern haben Sie denn inzwischen besucht?

Stomberg: Da muss ich kurz nachdenken. Ich war mit meinem Vorstandskollegen Peter Hingott in Deutschland bei einigen Tochterfirmen und Baustellen, mit dem Geschäftsführer von Bauer Spezialtiefbau Arnulf Christa habe ich eine längere Reise in den Nahen Osten und Asien gemacht; Abu Dhabi, Malaysia, Philippinen, Thailand. Es ist schon sehr beeindruckend, wenn man in Malaysia auf eine Baustelle geht, wo in Tiefe und Durchmessern Pfähle gebohrt werden, die man in Deutschland gar nicht kennt. Natürlich habe ich auch Gelegenheiten genutzt, Baustellen direkt vor der Haustür in München hautnah zu erleben. Ich habe erst eine kleinen Bruchteil gesehen, aber der hat mich bereits tief beeindruckt und gibt mir ein viel besseres Gefühl für unsere Arbeit und Kultur, als jede Theorie oder Erzählung. Ich denke, dass man eine Firma am besten kennenlernt, wenn man vor Ort bei den Mitarbeitern ist - und bei uns spielt sich eben sehr viel auch außerhalb von Schrobenhausen ab.

Sie sagten bei Ihrem Antritt, Sie wollen verstehen, wie die Bauer AG tickt. Wie tickt sie denn?

Stomberg: Es wäre vermessen, wenn ich erklären würde, wie das Unternehmen in seiner ganzen Komplexität tickt. Ich freue mich, wenn ich erkennen kann, dass meine Wertevorstellungen und Ansichten zu Führung und Umgang miteinander offenbar gut zu Bauer passen. Was die Gepflogenheiten und Abläufe angeht, ist es mir am wichtigsten, Fragen zu stellen und zu beobachten. Ich habe bisher sicherlich ein Vielfaches mehr an Fragen gestellt, als Entscheidungen getroffen. Nur wenn man Dinge versteht, wenn man weiß, warum etwas so ist wie es ist, kann man auch gute Entscheidungen treffen und die Entscheidungen anderer wertschätzen.

Haben Sie schon größere Baustellen erkannt?

Stomberg: Zumindest habe ich auf meinen Reisen schon enorm große Baustellen besucht (lacht). Ich denke, dass die Baustellen, also die Probleme die wir die letzten Jahre hatten, sehr klar umrissen sind und vor allem auch die Maßnahmen, mit denen wir diese lösen. Wir haben gut formulierte Strategien in allen Segmenten und müssen uns auf die Umsetzung konzentrieren. Neue, größere Baustellen brauchen wir nicht unbedingt, aber wir müssen die Chancen, die unsere Märkte bieten, auch nutzen können. Daher sollten wir uns darauf konzentrieren, bei besseren Zahlen nicht übermütig zu werden und konsequent unseren Weg zu gehen.

Wie sehen diese Strategien denn aus?

Stomberg: Ich war vor Kurzem erst in Frankfurt, um an einer Investorenkonferenz teilzunehmen, und da wurde ich ständig gefragt, was ich denn nun alles anders machen würde. Und ich habe immer die gleiche Antwort gegeben: Ich halte gar nichts von der Einstellung, dass man als erstes krampfhaft danach sucht, seinen Fußabdruck zu hinterlassen. Ich bin nicht zu Bauer gekommen, um kurz etwas umzukrempeln und danach wieder zu gehen, sondern ich möchte eine langfristige Unternehmensentwicklung begleiten. Wie ich schon sagte, geht es mir darum, das Unternehmen zu verstehen, seine Vergangenheit, seine Kultur, um daraus dann die richtigen Entscheidungen für die Zukunft abzuleiten. Dann schaffen sie es auch, das Unternehmen langfristig in der Erfolgsspur zu halten. Was ich auf jeden Fall sehe ist, dass die drei Segmente Bau, Maschinen und Resources untereinander sehr viel Synergien haben. Ich denke, da kann man mit noch mehr Zusammenarbeit auch noch viel mehr erreichen. Das ist ein Thema, an dem ich arbeiten will. Die relativ neu geschaffenen Vorstandsressorts von Florian Bauer sind auch wahnsinnig wichtig für den langfristigen Erfolg - die konzernübergreifende Digitalisierung und natürlich - allen voran - die Menschen.

Haben Sie inzwischen schon etwas von Schrobenhausen gesehen?

Stomberg: Ich verbringe aktuell nur etwa zwei bis drei Nächte pro Woche in Schrobenhausen - daher hatte ich bisher nur wenig Gelegenheit. Ich war in dem einen oder anderen Restaurant. Und ich konnte morgens feststellen, dass es auch in einer - im Vergleich zu München - kleineren Stadt eine "rush hour" mit Stau gibt (lacht).

Was steht in den nächsten Wochen konkret an?

Stomberg: Wir arbeiten gerade intensiv am Jahresabschluss. Mitte April veröffentlichen wir unseren Geschäftsbericht und halten unsere Pressekonferenz in München ab. Dann ist dieses Jahr wieder die Bauma - für Bauer und besonders für unseren Maschinenbereich ist das natürlich das Messe-Highlight. Das Team ist intensiv dran, dass wir dort wieder einen Super-Auftritt haben und ich freue mich sehr darauf. Ich werde die nächsten Wochen nochmal nach Asien reisen, dieses Mal um dort unsere Maschinenproduktion zu sehen und auch eine Reise in die andere Richtung - nach USA - ist gerade in Planung. Ich möchte weiter möglichst viel Eindrücke sammeln und die Menschen bei Bauer weiter verstehen lernen.

Die Fragen stellte Mathias Petry.