Kösching
100 Jahre und kein bisschen leise

Die Köschinger SPD startet in ihr Jubiläumsjahr - Auftakt mit "Geschichts-Flashmob"

04.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:55 Uhr
Hoher Gast in Kösching: Im August 2005 besuchte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (links) die Marktgemeinde. Auf dem Bild ist er im Gespräch mit dem Ortsvereinsvorsitzenden Dieter Betz und Vorstandsmitglied Gerda Schmid. Unten der älteste Beleg von 1919 für die SPD Kösching. −Foto: SPD Kösching

Kösching (DK) Ganz modern mit einer erst in jüngster Zeit populär gewordenen Veranstaltungsform starten die Köschinger Sozialdemokraten am morgigen Samstag um 11 Uhr am Marktplatz in ihr Jubiläumsjahr "100 Jahre SPD Kösching". Doch die Teilnehmer des "Geschichts-Flashmobs" werden dabei exakt um ein Jahrhundert zurückversetzt und finden sich am 5. Januar 1919 wieder.

An jenem Tag sprachen der erste Ministerpräsident Bayerns, Kurt Eisner, der erst am 9. November 1918 den Freistaat Bayern ausgerufen hatte, und Landtagskandidat Alwin Saenger im Rahmen des Landtagswahlkampfs in Kösching. Und ihre Alter Egos tun es ihnen nun gleich, indem sie an das Treffen erinnern.

Für Dieter Betz, seit 2003 Ortsvorsitzender der SPD Kösching, ist der 5. Januar ein willkommener Termin, um das Jubiläumsjahr einzuläuten. Denn ein exaktes Datum für die Gründung der Köschinger SPD kann er mangels entsprechender Unterlagen nicht benennen. Erst seit im August 2009 der erste Band des (Anfang der 1930er-Jahre eingestellten) Köschinger Anzeigers von 1919 wieder auftauchte und dort eine Einladung der "Sozialdemokratischen Partei, Sektion Kösching" zu einer Versammlung am 25. Mai 1919 gefunden wurde, sei überhaupt klar, dass es bereits 1919 organisierte Sozialdemokraten in Kösching gegeben habe, so Betz. Bis dahin sei eine Anzeige vom 1. Mai 1920 der älteste Beweis für die Existenz des SPD-Ortsvereins gewesen.

Nun also 1919. Die 100-Jahr-Feier wird deshalb heuer am 9. November stattfinden, dem Tag, an dem im Jahr 1946 der SPD-Ortsverein Kösching wiedergegründet worden sei und der ja - wegen des Mauerfalls und der Gründung des Freistaats Bayern - ohnehin ein sehr geschichtsträchtiges Datum darstelle. Bei dem Festakt mit Ehrungen langjähriger Mitglieder ist der Juso-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert der Hauptredner. Die Feier beginnt um 19 Uhr im Saal des Gasthofs Amberger. Bis dahin soll auch eine Festschrift zum 100-Jährigen fertig sein.

Größere Veranstaltungen aufgrund des Jubiläums finden laut Betz allerdings nicht mehr statt. Auf zwei verweist der Ortsvorsitzende aber doch. So spricht der SPD-Landtagsabgeordnete Markus Rinderspacher am Freitag, 8. Februar, im ehemaligen Kloster im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Geschichtsvereins über die Person Kurt Eisner und über "100 Jahre Freistaat Bayern: Demokratie damals, heute und morgen". Und exakt einen Monat später, am Freitag, 8. März, um 19 Uhr im Gasthof Amberger feiern die Köschinger SPD-Frauen ihr 30-jähriges Bestehen am Internationalen Frauentag mit einer Podiumsdiskussion zum Thema "100 Jahre Frauenwahlrecht".

Doch auch ohne zusätzliche Veranstaltungen zu den teilweise seit Langem eingeführten ist Betz "stolz, dass der Ortsverein sehr aktiv ist", gerade im gesellschaftlichen Bereich. Weitere wären ohne zusätzliche Helfer einfach nicht machbar, sagt er.

Betz zählt dabei etwa das Kaffeekranzl auf, das am Dreikönigstag ab 15 Uhr im Gewerkschaftsheim Kösching stattfindet und längst an die Stelle der Weihnachtsfeier getreten ist. Am Samstag, 12. Januar, sammeln die Sozialdemokraten dann wieder ausgediente Christbäume im gesamten Marktbereich ein. "Das können wir nur machen, solange noch Leute mitmachen", fügt er an.

Dann findet - heuer am 23. März - bereits zum 24. Mal das SPD-Starkbierfest statt, diesmal mit Horst Arnold, dem neuen Vorsitzenden der bayerischen SPD-Landtagsfraktion. Und seit 19 Jahren veranstaltet die SPD das Osterbrunnenfest, für das ein wochenlanger Vorlauf nötig sei.

Und auch wenn die Köschinger SPD mit etwa 200 Mitgliedern so viele wie sonst kein anderer Ortsverein in der Region habe, ist Betz "realistisch, dass die magische 200 nicht bleibt", sondern die Zahl zurückgehen werde. Die Weichen seien zwar gut gestellt, "aber die Probleme werden nicht weniger", sagt er. Die Köschinger SPD dürfe zwar "stolz auf ihre Geschichte" sein, aber "keine Euphorie" aufkommen lassen. Dafür sei die "Gemengelage" bundesweit zu schlecht und wirke dem örtlichen "Feuerwerk an Aktivitäten" entgegen.