Nürnberg
1. FC Nürnberg: Auferstehung eines Abgeschriebenen

11.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Nürnberg (DK) Nach 14 Spieltagen stand der 1. FC Nürnberg noch auf Tabellenplatz zehn, jetzt hat der Club den direkten Aufstieg im Blick. Am Montag empfängt Torwart-Routinier Raphael Schäfer mit seinem Team den VfL Bochum zum Spitzenspiel.

Ein bisschen klang es schon wie seine Abschiedsrede, als sich Raphael Schäfer, von einer Wadenverletzung außer Gefecht gesetzt, im Oktober 2015 zu seiner Zukunft beim 1. FC Nürnberg äußerte. Es sei eine sehr schöne und erfolgreiche Zeit beim Club gewesen, doch eine erneute Rückkehr ins Tor des Zweitligisten? So gut wie ausgeschlossen. "Wenn die neue Nummer eins bis Weihnachten gut hält, muss sie weiter im Tor stehen. Wenn nicht, sollte man sich im Winter Gedanken über einen Neuaufbau machen." Das waren Schäfers Worte im vergangenen Herbst.

Ein Vierteljahr später, nach einem 1:0-Derbysieg beim TSV 1860 München, klang es am vergangenen Wochenende so: "Ich glaube, ich habe ein ganz gutes Spiel gemacht. Es gibt Tage, an denen du als Torhüter genau weißt, wo der Ball hinkommt." Schäfer, der die Löwen-Stürmer beim Auftakt in das neue Zweitligajahr schier zur Verzweiflung brachte, hatte in München einen solchen Tag erwischt und bewiesen, dass er immer noch besser auf dem Fußballplatz als im Club-Museum aufgehoben ist.

Nicht zum ersten Mal, seit er seine Position im Nürnberger Tor vom zuvor enttäuschenden Thorsten Kirschbaum am 15. Spieltag zurückerobert hatte.

Seit diesem Tag im November, seit einem 2:1-Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig, holten die Nürnberger mit Schäfer im Tor sechs Ligasiege am Stück, kassierten insgesamt nur drei Gegentreffer (zuvor 24 in 14 Spielen). Von Rang zehn ging es inzwischen hoch bis auf den Relegationsplatz. Auch dank der inzwischen stabilen Defensive um den Torwart-Routinier. In den verbleibenden 14 Saisonpartien möchte der Club nun sogar den direkten Aufstiegsrang angreifen, nur noch zwei Punkte beträgt aktuell der Rückstand auf den SC Freiburg.

"Unsere Truppe hat eigentlich von Anfang an gut zusammengepasst. Doch die Ergebnisse schweißen noch mehr zusammen, es macht jetzt noch mehr Spaß", sagt Stürmer Guido Burgstaller zur momentanen Euphorie. Im Spaß verrät dieser dann auch, im Training öfter mal einen Ball neben das Tor zu schießen, damit Schäfer sich beim Hechten "nicht so wehtut". Eine Rolle spiele das Alter des Club-Urgesteins aber sowieso nicht. "Wir haben alle ein gemeinsames Ziel: Wir wollen oben dranbleiben, deswegen gibt jeder von uns Vollgas", verdeutlicht Burgstaller.

Mit einem Heimsieg gegen Bochum und damit auch gegen den ehemaligen Nürnberger Trainer Gertjan Verbeek könnte sich der FCN am Montag (20.15 Uhr) diesen Wunsch erfüllen und seinen Vorsprung vor dem Tabellenfünften bis auf acht Zähler ausbauen. Stabiler als zuletzt in München müsse man sich dafür präsentierten, meint Offensivakteur Niclas Füllkrug. "Es ist in allen Bereichen noch Luft nach oben", bestätigt Burgstaller, und schließt bei dieser Analyse einzig seinen Torhüter aus.

Einen Gegner, der "viel Druck erzeugen und offensiv spielen wird", erwartet Schäfer selbst. "So wie wir Verbeek kennen, wird er sich hier mit seiner Mannschaft nicht hinten reinstellen." Die Gelegenheiten, um sich erneut auszuzeichnen, werden kommen, vielleicht sogar noch einmal in der ersten Liga. In Nürnberg wird längst nicht mehr über das Karriereende des Club-Urgesteins, sondern über eine mögliche Verlängerung seines Engagements über den kommenden Sommer hinaus diskutiert. Dass der Fußball "ja auch mit 37 oder 40 Jahren noch Spaß macht", davon hat sich Schäfer in den vergangenen Monaten gerne aufs Neue überzeugen lassen.