Auch in Hilpoltstein
1,3 Tonnen Metallschmuck von Gräbern gestohlen

Polizei kommt Friedhofsdieben auf die Spur: Zwei Männer festgenommen - Auch rund 45 Gräber in Hilpoltstein betroffen

16.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:33 Uhr
Auf Grablichter und weitere Metallgegenstände auf Friedhöfen hatte es die Bande abgesehen. −Foto: dpam

HilpoltsteinEine Bande von Friedhofsdieben, die ihr Unwesen auch an mehreren Dutzend Gräbern in Hilpoltstein getrieben hatten, hat die Polizei jetzt festgenommen. Wie das Polizeipräsidium Mittelfranken am Mittwoch meldete, erwischten Zivilkräfte mehrere Täter schon am Donnerstag vergangener Woche. Die folgenden Ermittlungen brachten Hinweise auf eine ganze Bande, die in ganz Mittelfranken Metallschmuck von Gräbern gestohlen hat. Gegen zwei Männer wurde ein Haftbefehl erlassen.

Eine ganze Serie von Diebstählen an Friedhofsgräbern wurde den mittelfränkischen Polizeiinspektionen ab August gemeldet. Besonders abgesehen hatten es Tatverdächten auf Grabschalen und andere Gegenstände aus Kupfer, Messing oder Bronze. Dieser Grabschmuck war meist fest mit Boden- oder Grabplatten verschraubt oder verklebt, so dass die Diebe ihre Beute nur mit roher Gewalt und dem Einsatz von Werkzeugen herausbrechen konnten. Im Anschluss wurden aber Pflanzen und Grabschmuck wieder auf die Gräber gestellt, so dass der Diebstahl im Vorbeigehen nicht sofort bemerkt wurde.

Den Polizeiangaben zufolge schlug die Bande in sechs mittelfränkischen Städten zu. In Schwabach und Wendelstein wurden rund 70 Gräber angegangen, in Erlangen rund 55 und in Nürnberg knapp zwei Dutzend. In Stein schlug die Diebesbande an zwei Friedhöfen insgesamt etwa 55 Mal zu und in Hilpoltstein waren etwa 45 Gräber betroffen.

Erstmals auf die Schliche kam die Polizei den Friedhofsdieben bereits am ersten Septemberwochenende nach dem Anruf eines Anwohners, der verdächtige Personen auf dem Friedhof in Erlangen-Büchenbach meldete. Diese würden sich an den Gräbern zu schaffen machen. Vor dem Eintreffen der ersten Polizeistreife waren die Verdächtigen aber schon geflüchtet. Die Beamten sicherten jedoch den abmontierten Grabschmuck aus Metall, der zur Abholung bereitgelegt worden war. In der Nähe des Tatortes kontrollierte die Polizei zwei verdächtige Männer in einem Fahrzeug. Da ihnen keine Tat auf dem Friedhof nachgewiesen werden konnte, mussten sie wieder entlassen werden.

In der Nacht zum Donnerstag, 10. September, gegen 1.15 Uhr entdeckten zivile Polizeibeamte dann mehrere Männer, die auf dem Friedhof der Nürnberger Peterskirche offensichtlich Metallbuchstaben von den Grabplatten kratzten. Anschließend packten sie die Gegenstände in ihr Fahrzeug. Als der Wagen kurz darauf kontrolliert wurde, entdeckten die Polizeibeamten im Kofferraum die Tatwerkzeuge. Und es stellte sich heraus: der 35-jährige Fahrer war einer der beiden Verdächtigen aus Erlangen.

Der anschließende Gang durch den Friedhofs brachte dann die Gewissheit, dass an zahlreichen Gräbern auch Kupferschalen abgebrochen worden waren. Rund 30 solcher Schalen waren schon für eine spätere Abholung bereitgelegt.

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth stellte nach der Festnahme einen Haftantrag gegen beide mutmaßlichen Diebe. Der Ermittlungsrichter erließ daraufhin einen Haftbefehl gegen die Männer.

Schon zuvor war auch ein Schrotthändler aus der Oberpfalz auf die Serie von Friedhofsdiebstählen aufmerksam. Ihm hatte die Bande eine Vielzahl der Metallgegenstände als Kiloware verkauft. Insgesamt 1,3 Tonnen an mutmaßlichem Diebesgut in Form von Grabschalen, Vasen, Grablichtern oder Weihwassergefäßen wurden von der Polizeiinspektion Amberg sichergestellt.

Die weiteren Ermittlungen hat zwischenzeitlich die Polizeiinspektion Schwabach übernommen. Vor den Beamten liegt eine wahre Sisyphusarbeit. Denn das Diebesgut muss gesichtet, beschrieben und den einzelnen Tatorten zugeordnet werden. Denkbar ist dabei auch, dass manche Diebstahlsfälle den Grabbesitzern noch gar nicht aufgefallen sind.

Das Polizeipräsidium Mittelfranken bittet daher alle Grabbesitzer in den sechs genannten Städten zu prüfen, ob Metallschalen, Ornamente oder andere Gegenstände von den Gräbern gestohlen wurden. Anzeigen wegen Diebstahls können bei der jeweils zuständigen Polizeiinspektion erstattet werden. Neben der Ermittlungen wegen Bandendiebstahls erwartet die Tatverdächtigen auch eine Anzeige wegen Störung der Totenruhe.

HK