Nassenfels
007 als Denunziant fürs Vaterland

Da Huawa, da Meier und I eröffnen die neunten Nassenfelser Kulturtage mit ihrem neuen Programm "D’Würfel san rund"

09.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:48 Uhr

Die Stimmung macht’s: Die in warmen Rottönen beleuchtete Burganlage von Nassenfels bietet jedes Jahr einen schönen Rahmen für die Kulturtage – inzwischen zum neunten Mal. Bis Sonntag geben sich die Künstler die Klinke in die Hand. Heute Abend kommt Keller Steff und Band, morgen Claudia Korek und am Sonntag schließen Herbert und Schnipsi den Reigen ab. - Fotos: smo

Nassenfels (DK) Reime gibt’s, die funktionieren bloß auf Bairisch: Wenn sich „Pharisäer“ auf „Knoblauch-Zehä“ reimt und der „Weißbier-Rasta“ auf das „Pflasta“, oder wenn man so groß ist, dass man den „Jim Beam“ aus der „Dachrinn“ saufen kann, dann erlebt man „D’Würfel san rund“, das neue, bereits vierte Bühnenprogramm von Da Huawa, da Meier und I, das – seit Langem ausverkauft – die Nassenfelser Kulturtage eröffnete.

Mit diesem Programm schreitet das bekannte Musikkabarett-Trio auf einem Weg fort, der sich im vorigen Programm „Vogelfrei“ (das vor drei Jahren ebenfalls die Nassenfelser Kulturtage einleitete) abzeichnete: Sozialkritik und Politik spielen nun eine größere Rolle, die einstige bayerische Boy-Group ist reifer geworden. Im neuen Programm beschäftigen sich „da Huawa“ (Christian Maier aus Unterunsbach bei Landshut), „da Meier“ (Matthias Meier aus Rieding) und „der I“ (Siegi Mühlbauer aus Kothmaißling bei Cham) etwa mit Kindern in Bangladesch, die „den ganzen Tag Unterhosen nah’n und das ganze Leben keinen Allrad-Jeep fahr’n“ werden, mit raffgierigen Lobbyisten und Bankern oder Sterneköchen, die Werbung für McDonald’s machen, wenn die Kasse stimmt, und so ihr Fähnchen in den Wind hängen. Es geht um Fleischskandale („du meinst, du kriegst a Pute, und dabei frisst du Stute. . .“) oder um Stuttgart 21 („des war doch bloß a Spaß – des Tränengas. . .“).

Daneben sind die Drei aber auch im neuen Programm wieder herrlich zum Blödeln aufgelegt, etwa im Song vom bayerischen „Beamten 007“, der „Denunziant fürs Vaterland“, dessen Job nun Facebook übernimmt, im Lied über den zwölfjährigen Kinderstar Kevin, der auf Hansi Hinterseer steht, oder in den Masken von Esel, Pony und Frosch, die auf Gut Aiderbichl kommen. Dabei wollte der Frosch doch aus Liebeskummer auf der Teerstraße Suizid begehen, wird dann aber gegen seinen Willen im grünen Plastikkübel gerettet.

Vor der Pause darf der Binser aus dem Bayerischen Wald zum Zwischenspiel antreten, tut dies aber leider exakt mit denselben Gags, die er bereits voriges Jahr in Nassenfels als „Praktikant“ bei Martina Schwarzmann präsentierte.

Im etwas fetzigeren zweiten Programmteil legen Da Huawa, da Meier und I noch einen Zahn zu, weshalb man ihnen gelegentliche Kalauer gern verzeiht („mein Friseur heißt Harry Booder“). Hier blitzt Selbstironie auf (wenn es um Radarblitze auf der Tournee geht), und musikalisch ziehen sie alle Register ihres Könnens – „da Huawa“ an der Gitarre, als Leadsänger und Moderator, „da I“ mit Percussion und „da Meier“ am Bass und den Blasinstrumenten – bisweilen mit der Schneidigkeit eines Kavalleristen die Trompete blasend, was ihn aber nicht daran hindert, auch noch die „Chicken Dance“-Melodie einzubauen. Hierzu gehört eine hinreißende Verherrlichung der bayerischen Sprache („Geh, sag beim Gehen ned allweil Tschüss. . .“), und als Zugaben gibt es aus dem vorigen Programm die Songs vom Wettstreit der Bulldogs und dem Besuch des Straubinger „Gäubodenfests“, oder den Jodel-Klassiker vom schönen Bayernland („A huidi du duljo e diri“). Erst am Ende erfährt man, warum das neue Programm seinen Titel trägt: „Wenn hint vorn is, grod schiaf, schwarz bunt / und guad schlecht – dann san die Würfel rund“ – eine Anspielung auf den Wahrheitsgehalt von Politiker-Aussagen.