Holzried
0,9 Quadratmeter pro Schwein

Am Waldrand bei Holzried errichtet Georg Birk einen Stall für 1216 Tiere Naturschützer sind empört

31.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:44 Uhr

Fast wie ein kleines Windrad-Fundament mutet die Baustelle für die Güllegrube des Mastschweinestalls von Georg Birk in der Nähe von Holzried an. - Foto: Ermert

Holzried (PK) Es ist ein baurechtlich privilegiertes Vorhaben, wie es Landwirten nun einmal erlaubt ist. Trotzdem sind Naturschützer empört darüber, dass Georg Birk bei Holzried einen Mastschweinestall für bis zu 1216 Tiere errichtet. Denn sie sehen durch den Betrieb die Grundwasserqualität in Gefahr.

Wer die Baustelle findet, könnte fast meinen, dass in der Nähe des kleinen Pfaffenhofener Ortsteils Holzried ein Windrad errichtet wird. Zumindest ein Kleines. Direkt am Waldrand, etwa 400 Meter von dem kleinen Weiler in der Nähe von Mitterscheyern entfernt, steht der Kran, mit dessen Hilfe ein kreisrundes Bauwerk mit tiefem Fundament errichtet wird. "Das ist die Güllegrube", meint Georg Birk. Es sei das erste Bauwerk für den künftigen Schweinemaststall der Familie. Vermutlich im Juli folgen die Bauarbeiten am eigentlichen Stallgebäude. Rund 50 Meter lang und 30 Meter breit wird es werden - und Platz für weit über tausend Ferkel bieten. "Würden wir Schweinemast auf konventionelle Weise betreiben, hätten 1472 Schweine Platz", berichtet der Landwirt. Aber weil er sich dazu entschlossen hat, einen "tierfreundlichen Stall" zu errichten und die dafür erhältlichen Förderungen in Anspruch zu nehmen, werden die Birks in ihrem neuen Stall höchstens 1216 Ferkel mästen. "Jedes Tier bekommt dafür 20 Prozent mehr Platz", sagt der Landwirt. Die Liegefläche pro Schwein erhöhe sich dadurch auf 0,9 Quadratmeter. "Für den laufenden Betrieb rechnet sich das wirtschaftlich nicht", meint der Landwirt. "Aber wir haben uns das ausgerechnet. Berücksichtigen wir die Förderungen, sind wir damit gut dran."

Nicht jeder, der überhaupt weiß, wo Holzried liegt, wird den Schweinestall finden. Er befindet sich an einem Ausläufer des Panoramawegs West von Holzried aus hinterhalb einer Hügelkuppe, direkt am Waldrand - und ist dort ziemlich uneinsehbar. Die Birks haben schon vor Jahren versucht, einen Schweinestall direkt an der Hofstelle zu errichten. "Da führt von den Auflagen her überhaupt kein Weg hin", sagt der Landwirt. Daher hat er sich in den vergangenen Jahren auf die Suche gemacht: nach einem passenden Fleck, an dem die Schweinemast überhaupt noch möglich ist. Das nächste Haus ist 250 Meter entfernt. Holzried selbst etwa 400 Meter. Luftlinie wohlgemerkt. "Der Wind weht in der Regel vom Dorf in Richtung Stall, sodass den Schweinegeruch kaum jemand wahrnehmen wird", versichert Birk. Die vielen Auflagen erfüllt er bereitwillig. "Wir kommen nicht umhin. Und wir halten uns gerne dran, wenn damit alles in Ordnung geht", sagt der Bauer.

Einen anderen Weg, seinen Hof wirtschaftlich zu erhalten, gebe es nicht, fügt er an. "Der Junior will einsteigen und den Hof irgendwann übernehmen." Damit die gesamte Familie ihr Auskommen hat, braucht sie den Neubau. Der Standort sei geradezu optimal für alle Seiten, meint Georg Birk. "Wenn wir unseren Stall da nicht hinbauen können, klappt es nirgends."

Der Pfaffenhofener Stadtrat war mit dem Antrag nicht befasst. Die Verwaltung hat ihn direkt an die genehmigende Behörde weitergeleitet: also das Landratsamt. "Es ist ein baurechtlich privilegiertes Vorhaben - wie es einem Landwirt eben zusteht", erklärt Karl Huber, Sprecher des Landratsamtes. Die Baubehörde hat sämtliche Träger öffentlicher Belange um ihre Stellungnahme gebeten. Zu Wort gemeldet haben sich unter anderem der Wasserschutz, der Emissionsschutz, die Naturschutzbehörde, das Amt für Landwirtschaft und das Veterinäramt. "Der Landwirt hat jede Menge Auflagen erhalten, etwa 50 oder 60", führt Huber weiter aus. Birk hält sich an jede Einzelne. In der Genehmigung heißt es weiterhin, dass dem Betrieb auch noch weitere Auflagen auferlegt werden können, sollten sich aus dem laufenden Schweinemastbetrieb noch weitere Probleme ergeben.

Genau das befürchtet der Bund Naturschutz, der im Verfahren keine Stellungnahme abgeben durfte. Er prangert an, dass der Stadtrat nicht in die Entscheidung eingebunden wurde. "Das liegt schlichtweg an der Privilegierung", sagt Huber hierzu. Zudem kann es Peter Bernhart von der Ortsgruppe Reichertshofen nicht fassen, dass ausgerechnet in der Nähe von Pfaffenhofen, wo der Nitratwert im Grundwasser ausgesprochen nah an den erlaubten Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter heranrückt, so ein Schweinestall genehmigt wird. "Das ist eine eklatante Bedrohung des Grundwasserkörpers", sagt Bernhart. Die Übersättigung an Nitrat dürfe nicht weiter gesteigert werden. "Dagegen muss was getan werden", fordert der Naturschützer.

Der Landwirt Georg Birk ist auf derartige Forderungen nicht gerade gut zu sprechen. "Wir Landwirte müssen auch unsere Arbeit machen", entgegnet er. Und er bringe die Jauche aus seinem Schweinestall auch nicht anders aus als es andere Landwirte an anderer Stelle tun. Landratsamts-Sprecher Karl Huber springt ihm zur Seite, indem er sagt: "Wir haben die Genehmigung deshalb erteilt, weil der Landwirt alle rechtlichen Auflagen erfüllt." Seiner Sache ist sich Georg Birk auch daher vollkommen sicher. Mit dem Bau hat er bereits begonnen, dass er bis Anfang nächsten Jahres abgeschlossen ist, hält er für realistisch. "Ich gehe fest davon aus, dass es an der Genehmigung nichts zu rütteln gibt."