Neuburg
Der Landrat will den Neubau

Studienseminar verkauft Grundstück am Kreuter Weg an den Landkreis

10.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:08 Uhr

Deutlich zu klein: die Paul-Winter-Realschule. Ein Neubau würde die Raumprobleme beseitigen. Der Landkreis kann nun vom Studienseminar ein geeignetes Grundstück kaufen. - Foto: r

Neuburg (DK) Am kommenden Donnerstag wird der Kreistag entscheiden, wie es mit den Schulen in Neuburg weitergehen soll. Standen die Zeichen im Kreistag jüngst noch auf Aufstockung der Paul-Winter-Realschule, weisen sie jetzt eher in Richtung Neubau, denn es gibt ein geeignetes Grundstück.

Der Beschluss des Kuratoriums steht noch aus, dürfte aber eher eine Formalie sein. Dann kann der Landkreis vom Studienseminar eine ausreichend große Fläche am Kreuter Weg kaufen. Nachdem Landrat Roland Weigert (FW) in der Vergangenheit immer betont hat, der Neubau sei die am weitesten in die Zukunft gerichtete Variante, will er nicht kleckern, sondern klotzen. 40 000 Quadratmeter sollen es mindestens sein, eher mehr, um im Fall einer späteren Erweiterung nicht erneut an räumliche Grenzen zu stoßen. Dem Vernehmen nach bekäme der Kreis den Grund und Boden des Studienseminars zu einem Preis um die 80 Euro pro Quadratmeter.

Ob ihm die Kreisräte am Donnerstag auf dem Weg zu einem Neubau folgen werden, wird sich zeigen. Mit einer Mehrheit kann Weigert aber durchaus rechnen. Wie opulent die sein wird, ist spekulativ. Die Freien Wähler werden ihrem Frontmann sicher geschlossen folgen. Die SPD tendiert ebenfalls in diese Richtung. Die Grünen dürften sich auch nicht verschließen und mit einigen Stimmen aus der CSU kann Weigert ebenfalls rechnen. Er möchte endlich Fakten schaffen, um die Schulraumnot zu beseitigen.

Mit dem Neubau der Paul-Winter-Realschule würden in der Folge auch das Sozialpädagogische Förderzentrum und die inzwischen deutlich zu kleine Berufsschule – um Jahre verzögert – ebenfalls zu ihrem Recht kommen. Mit der Rückendeckung der Elternbeiräte und aller Schulleiter kann der Landrat rechnen.

Die Wende bei der Grundstücksbeschaffung kam überraschend. Zunächst wollte das Studienseminar Grund und Boden nur auf Erbpachtbasis an den Landkreis abtreten. Diese Option erschien dem Landrat nicht akzeptabel. Mit der jetzigen Erbpachtregelung für die bestehende Paul-Winter-Realschule ist er nicht zufrieden. Sie kostet den Landkreis monatlich 14 000 Euro, und nach Ablauf des Vertrages steht der Kreis wieder vor dem Nichts. Einen weiteren Schulbau auf dieser Grundlage wollte der Landkreischef folglich nicht. Nachdem das Seminar der Stadt Neuburg Grund verkauft, damit die im angrenzenden Baugebiet Neuburg-West eine Stromleitung unterirdisch verlegen kann, weichte auch die harte Haltung des Kuratoriums unter Vorsitz von Ludwig Schlosser auf. Ein Verkauf war kein Sündenfall mehr. Vier Hektar will der Landrat mindestens für sein Schulprojekt, eher noch mehr, denn Grund und Boden sind nicht nur Kapitalanlage, sondern schaffen auch Bewegungsfreiheit, sollte es irgendwann zu einer notwendigen Erweiterung kommen.

Das Architekturbüro Mader und Gandyk hat im Auftrag des Landkreises die Situation an der Paul-Winter-Realschule, der Berufsschule und dem Sozialpädagogischen Förderzentrum detailliert untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass beide Varianten machbar sind: Neubau oder Aufstockung der bestehenden Realschule. Bei einer Aufstockung ergäbe sich durch weitere notwendige Baumaßnahmen ein Investitionsvolumen von 155 Millionen Euro bis zum Jahr 2024. Im gleichen Zeitraum würden 44 Millionen Euro staatliche Förderung fließen. Der Schuldenstand des Kreises würde sich von 28 Millionen im Jahr 2015 auf 66,7 Millionen im Jahr 2020 erhöhen, und dann bis 2024 auf 57,9 Millionen absinken. Die Pro-Kopf-Verschuldung läge dann bei rund 600 Euro.

Bei einem Neubau, der Umbauten an der bestehenden Paul-Winterschule und im Berufsschulzentrum nach sich ziehen würde, um alle drei Schulen raummäßig zu optimieren, wären 165 Millionen Euro Investitionen fällig. Der staatliche Zuschuss läge mit knapp 47 Millionen Euro bis zum Jahr 2024 etwas höher. Der Schuldenstand würde 2015 auf einem höheren Niveau mit 32 Millionen beginnen, sich bis zum Jahr 2020 auf 67,9 Millionen erhöhen und im Jahr 2024 bei 66,3 Millionen einpendeln, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von 687 Euro entspräche.

Nachdem der Landkreis zu einem Grundstück kommen wird, ist der Neubau wieder in realistische Nähe gerückt. Eine Entscheidung könnte also am Donnerstag getroffen werden. Es sei denn, sie wird einmal mehr hinausgeschoben. Zur Erinnerung: Einen Realschulstandort in Karlshuld hat es einmal gedanklich gegeben. Er war innerhalb des Kreistages umstritten und das Kultusministerium wollte nicht mitziehen. Ein Neubau an der Monheimer Straße wurde überlegt. Die Aufstockung der bestehenden Realschule war eine weitere Option. Ein Anbau in Modulbauweise an die Schule geisterte ebenfalls durch die Köpfe der Kreisräte. Er hätte aber nur auf Erbpachtgrund erfolgen können und die Raumprobleme nicht nachhaltig gelöst. Zeitweise sah sich der Landrat nach einem Grundstück am Sehensander Weg um. Ein Kauf hätte zwar funktioniert, die Fläche wäre aber nicht erste Wahl gewesen, weil diesem Standort Entwicklungsmöglichkeiten gefehlt hätten. Der Deal mit dem Studienseminar ist nun die aktuellste und zukunftsträchtigste Variante. Nun heißt es für die Kreisräte: hopp oder top.