Ingolstadt
Ein selbstständiger Gärtner mit illegalen Pflanzen

Weil er Cannabis in seinem Keller anbaute, muss sich ein 36-jähriger Ingolstädter vor dem Landgericht verantworten

26.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:05 Uhr
Cannabis im Keller: Ein 36-jähriger Gärtner aus Ingolstadt baute 45 Marihuana-Pflanzen bei sich im Keller an. Auf dem Weg zu einer Hanfmesse flog er auf. −Foto: Berg/ dpa

Ingolstadt - Dass er einen grünen Daumen hat und seine Marihuana-Plantage im Keller recht professionell aufgebaut war, ist nicht verwunderlich, denn der Angeklagte ist hauptberuflich Gärtner.

 

Am Freitagvormittag musste sich ein 36-jähriger Ingolstädter vor der 5. Strafkammer des Landgerichts verantworten, weil er mit Cannabis Handel getrieben haben soll. Zudem sei bei der Razzia in seinem Anwesens neben der Marihuana-Plantage auch eine geladene Schusswaffe im Nachtkästchen sichergestellt worden - und genau die ist das Problem, erklärt der Vorsitzende Richter Thomas Denz zum Prozessauftakt.

Denn wenn dem Angeklagten nachgewiesen werden kann, dass er mit Betäubungsmitteln in einer üppigen Menge Handel getrieben hat, und die Schusswaffe gebrauchsbereit in der Nähe war, muss er laut Denz mit einer Freiheitsstrafe von mindestens fünf Jahren rechnen.

Der Richter legt dem Angeklagten deshalb nahe, er solle sich gut überlegen, ob er nicht gleich ein Geständnis ablegen möchte. Nur so käme eine Milderung des Strafmaßes in Frage. Dabei sei auch entscheidend, wie viel Marihuana der Angeklagte für sich selbst bei Seite gelegt habe, und wie viel er daraus folgend für den Verkauf produziert habe.

Aufgeflogen ist der Gärtner, als er im Oktober vergangenen Jahres auf dem Weg zu einer Hanfmesse in Wien war. Bei einer Kontrolle in Passau hat die Grenzpolizei Drogen im Auto des 36-Jährigen gefunden, darunter Hasch-Kekse, Marihuana und Kokain - letzteres gehöre ihm allerdings nicht, sagt dieser. "Ich weiß aber auch nicht, wer das mitgebracht hat. " Im weiteren Verlauf des Prozesses sollen noch Zeugen zu dem Vorfall angehört werden.

Bei der späteren Durchsuchung seines Anwesens hat die Polizei 45 Marihuana-Pflanzen im Keller des Angeklagten gefunden. Die Plantage ist laut Staatsanwältin Isabell Schneider hochprofessionell aufgebaut gewesen, automatisches Bewässerungssystem und Wärmelampen inklusive. Insgesamt 3,3 Kilogramm Marihuana sei bei der Razzia festgestellt worden, einiges davon auch in den Wohnräumen des Angeklagten. Dieser befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.

In einer ersten Erklärung teilt Verteidiger Özhan Erenoglu mit, sein Mandant habe zum ersten Mal Cannabis angebaut und konsumiere selbst etwa 30 bis 45 Gramm pro Woche. Zudem habe er einiges als Vorrat für sich behalten. Selbst dann aber, betont Richter Denz, sei unstrittig, dass bei dieser Menge einiges übrig bleibe.

Dass er Handel getrieben hat, soll diversen Chat-Verläufen zu entnehmen sein, die den Beteiligten vorliegen. Diese sollen am Mittwoch, 1. Juli, vor Gericht ausgewertet werden, wenn der Prozess weiterverhandelt wird. Insgesamt sind drei Verhandlungstage angesetzt.

Verteidiger Özhan Erenoglu fordert außerdem, noch einmal zu überdenken, ob wirklich von "bewaffnetem Handeltreiben" die Rede sein könne, schließlich sei nicht nachzuweisen, dass der Angeklagte in den eigenen vier Wänden gedealt hat, wo die Waffe greifbar war. Und mitgeführt habe dieser seine Pistole nie, betont der Anwalt.

Am Mittwoch ist außerdem ein Sachverständiger bei Gericht, der Details zum Anbau und zur Ernte ausbreiten wird - denn auch die Konzentration des Rauschgifts Tetrahydrocannabinol (THC) in den Pflanzen ist relevant, wenn es darum geht, die Mengen für Eigenbedarf und Handel abzuschätzen.

cpl