Dank 4:0 zu Hause gegen TSV Dachau 65
FC Pipinsried endgültig am rettenden Ufer

05.05.2024 | Stand 05.05.2024, 21:42 Uhr

Benedikt Wiegert gegen Marco Jakob, zum Ersten: In dieser Szene netzte der Pipinsrieder Angreifer (gelbes Oberteil) per Kopf zum 1:0 ein. Foto: M. Schalk

Es war Malle-Mucke angesagt am Samstagabend in Pipinsried. In voller Lautstärke, unüberhörbar – und weiß Gott nicht für jedermanns Ohren schön. Aber egal: Die FCP-Kicker hatten sich’s auf jeden Fall verdient, nach dem Heimspiel gegen den TSV Dachau 65 so richtig Party in ihrer Kabine zu machen – denn mit einem zumindest in dieser Höhe niemals erwarteten 4:0 (1:0)-Landkreisderbytriumph haben sie sich nun endgültig den Klassenerhalt in der Bayernliga Süd gesichert.

„Es war schon ordentlich Druck auf dem Kessel“

„Wow, was ist das für eine brutale Erleichterung“, spricht Ludwig Räuber das aus, was sich beim Dorfklub im Dachauer Hinterland nahezu alle momentan denken. Nach zuvor sieben Partien hintereinander ohne eigenen Sieg endlich die Rettung – und damit endlich Planungssicherheit für die kommende Saison: Völlig klar, dass da nicht nur die Spieler so richtig durchatmen – sondern auch die Bosse bei den Gelb-Blauen. Wie etwa Johannes Müller, der Sportliche Leiter: „Es war doch schon ordentlich Druck auf dem Kessel“, gibt der 31-Jährige ehrlich zu. Und nein, er wirkt bei diesen Worten keineswegs freudetrunken oder gar euphorisch. Zu nachdenklich haben ihn die Ergebnisse der vergangenen Wochen gemacht. Beziehungsweise die (Nicht-)-Leistungen des eigenen Teams, die den FCP immer näher an die Abstiegsrelegationsplätze heranbrachten.

Müller machte in jener Zeit alles, was er in seiner Funktion machen konnte – wechselte Mitte April sogar den Cheftrainer aus (Josef „Sepp“ Steinberger für Martin Weng). „Natürlich bin ich froh, dass wir den Klassenerhalt jetzt im Derby gesichert haben“, so der Sportliche Leiter. Aber nun einfach so zur Tagesordnung übergehen? So tun, als sei nichts gewesen? Nicht mit ihm. „Ich habe mich die letzten Wochen bewusst zurückgehalten. Ich bin aber von einigen Spielern extrem enttäuscht gewesen, dass wir überhaupt in die Situation gekommen sind“, sagt der 31-Jährige: „Wir werden jetzt nochmals genau analysieren, wer aus unserem Kader die richtige Einstellung für die kommende Saison in Pipinsried hat. Es muss in diesem Verein definitiv wieder mehr nach Leistung gehen.“

Parallel dazu hat Müller die schwierige Aufgabe, einen geeigneten Cheftrainer für die Spielzeit 2024/25 zu verpflichten. „Unser erster Ansprechpartner ist natürlich ,Sepp‘ Steinberger“, verrät der FCP-Sportchef. Aber hat der 51-Jährige überhaupt Lust, über den Mai hinaus beim Dorfklub im Dachauer Hinterland zu bleiben? „Darüber habe ich mir tatsächlich noch keine Gedanken gemacht. Schaun mer einfach mal“, so der gebürtige Niederbayern, der seit seinem Amtsantritt am 15. April noch komplett ungeschlagen mit den Gelb-Blauen ist (drei Unentschieden, jetzt ein Sieg).

Josef Steinberger „erster Ansprechpartner“

„Das war ja zumindest schon mal kein kategorisches Nein von seiner Seite“, hat Müller ganz genau hingehört. „Sepp weiß, wen wir bereits für die neue Saison verpflichtet haben. Ihm würde hier für 2024/25 ein Kader zur Verfügung stehen, der in der Bayernliga Süd durchaus um den Aufstieg mitspielen kann“, erläutert der Sportliche Leiter: „Ich hoffe schon, dass ich ihn damit kitzeln kann.“

Steinberger ist zunächst mal einfach nur darüber erleichtert, das Nahziel „Klassenerhalt“ erreicht zu haben. „Das war schwieriger, als ich mir das ursprünglich gedacht hatte“, gibt der 51-Jährige ehrlich zu. Was ihm auf jeden Fall gelungen ist: Die Pipinsrieder können wieder Tore schießen. Stolze zehn sind’s nun bereits unter seiner Ägide – und alleine vier davon gab’s am Samstagabend vor offiziell 303 Zuschauern gegen den TSV Dachau 65 zu sehen.

Zugegeben, das klare Ergebnis von 4:0 täuscht massiv über den wahren Verlauf des Landkreisderbys hinweg. Gästetrainer Orhan Akkurt brachte es kurz nach dem Schlusspfiff gut auf den Punkt: „Wir brachten es in der ersten Halbzeit zwar auf elf Abschlüsse und in der zweiten auf sieben – aber im Fußball zählen rein die Tore, und davon hatten wir am Ende kein einziges auf dem Konto. Da können wir noch so schön und unsere Frisuren noch so toll sein – es bringt uns nicht weiter, immer wieder nur in dem Himmel gelobt zu werden und trotzdem verloren zu haben.“

Tatsächlich besaßen die Dachauer am Samstag schon vor dem Pausenpfiff rund ein halbes Dutzend an besten Einschlussmöglichkeiten – aber entweder scheiterten sie am erneut stark haltenden FCP-Keeper Maximilian Retzer oder zielten einen Tick zu ungenau. Ganz anders die heimischen Gelb-Blauen: Sie erwiesen sich im Duell gegen den Landkreisrivalen plötzlich als Meister der Effizienz. So führte quasi bereits ihre erste Topchance des Abends zum 1:0: Nach feinem Solo von Fabian Benko bis an die Grundlinie vollendete Benedikt Wiegert mit einem unwiderstehlichen Kopfball aus kurzer Distanz (36.).

Rund eine Viertelstunde nach dem Seitenwechsel waren die Beiden auch am vorentscheidenden 2:0 beteiligt: Zunächst wusste sich Dachaus Keeper Marco Jakob nicht anders zu helfen, als den frei vor ihm auftauchenden Wiegert regelwidrig von den Beinen zu holen – und den fälligen Elfmeter verwandelte Benko dann flach ins rechte Eck.

Keine 180 Sekunden später stand’s gar schon 3:0 für die Gelb-Blauen, weil sich Arif Ekin nach einem von den Gästen zu kurz abgewehrten Eckstoß ein Herz fasste und die Kugel direkt in den rechten Winkel donnerte. Wow, was für ein Tor! „Aber selbst da konnte ich dem Frieden noch nicht so recht trauen“, gibt Co-Spielertrainer Räuber ehrlich zu: „Am 1. Mai, gegen den 1. FC Sonthofen, waren wir ja auch bereits mit 3:0 vorne gelegen – und hatten uns am Ende mit einem 3:3-Unentschieden begnügen müssen.“

Yomi Scintu setzt sehenswerten Schlusspunkt

Nun, am Samstagabend, war nach der 76. Minute komplett der Deckel auf der Partie – dank Yomi Scintu: Sein Sololauf zum 4:0-Endstand – ein regelrechter Geniestreich des 26-Jährigen. Nur weshalb hatte er in den vorherigen Wochen und Monaten nicht schon öfter mal sein Können aufblitzen lassen? Eine Frage, die sich beileibe nicht nur bei Scintu stellt – sondern auch bei vielen anderen aus dem FCP-Kader. Trotz des Klassenerhalts.

SZ