400. Todestag von Peter Steuart
Gründer der Waisenhausstiftung

27.04.2024 | Stand 27.04.2024, 15:02 Uhr

Die Waisenhaus-Stiftung geht auf Peter Steuart zurück. Foto: Eberl (Archiv)

„Wanderer, (auch Du) ein Sterblicher, geh nicht vorbei, eh Du zum Wohl meiner Seele gebetet hast, wie es Christenpflicht ist.“ Mit diesem Satz beginnt die Inschrift eines großen Epitaphs aus der Barockzeit, das sich innen an der Nordwand der Moritzkirche befindet.

Das Besondere dabei: Nicht die Nachwelt erinnerte so an den Universitätsprofessor Peter Steuart, sondern er selber hat es entworfen. An diesem Samstag jährt sich zum 400. Mal sein Todestag.

Verdient hat er dieses Denkmal, in das nachträglich sein Todestag eingraviert wurde, auf jeden Fall. 1549 in Lüttich geboren, war Steuart nach seinen Studien am Germanicum in Rom und der Priesterweihe in Eichstätt von 1584 bis 1619 Pfarrer von St. Moritz. Er war 1584 bis 1618 Professor der Exegese an der Landesuniversität Ingolstadt und spielte dort in allen wichtigen Angelegenheiten eine einflussreiche Rolle. 1604 wurde er Vizekanzler der Universität, 21 Mal wählte man ihn zum Rektor.

Darüber hinaus bleibt sein Name durch seine vielen Stiftungen lebendig. Er beschenkte die Universitätsbibliothek und unterstützte die Jesuiten. 1617 stiftete er aus seinem privaten Vermögen das heute noch nach ihm benannte Waisenhaus. 1617 gegründet, ist die Ingolstädter Waisenhausstiftung die älteste in Oberbayern. Bis dahin gab es in Ingolstadt keine Einrichtung für allein gebliebene Kinder. Waren keine Verwandten vorhanden, wurden die Kinder im Spital untergebracht. Sobald sie arbeiten konnten, wurden sie in Handwerkerfamilien vermittelt, wo sie meist als billige Arbeitskräfte missbraucht wurden. Der Geistliche Peter Steuart sah die Not dieser Kinder und stiftete aus seinem Privatvermögen ein Waisenhaus.

Bekannt ist der um das Jahr 1600 geschaffene Erbärmdechristus, der bis heute am Pfeifturm hängt und ebenfalls von Steuart gestiftet wurde. Der Schmerzensmann ist ursprünglich ein byzantinischer Bildtypus und will den Betrachter mit offenen Armen empfangen.

Eine weitere Erinnerung an Steuart befindet sich in Form einer Marmortafel an der Fassade des ehemaligen Waisenhauses an der Steuartstraße 3. Die Inschrift ruft die Vorbeigehenden zu Spenden auf für das von Steuart gegründete Waisenhaus.

1619 legte er, nachdem er 35 Jahre lang Moritzpfarrer gewesen war, alle Ämter in lngolstadt nieder und ging nach Lüttich zurück, wo er mit 78 Jahren am 27. April starb.