Duell am Sonntag
Nächster FCI-Gegner Rot-Weiss Essen: Der schlafende Riese ist erwacht

26.04.2024 | Stand 26.04.2024, 7:12 Uhr

Fünf Tore im Jahr 2024: Ex-Schanzer Moussa Doumbouya, hier gegen FCI-Verteidiger Ryan Malone, hat sich in der Rückrunde gehörig gesteigert und damit seinen Anteil am Höhenflug der Essener. Foto: Imago Images

Lange und steinige Wege bis zum Ziel, wie sie in vielen Vereinshymnen besungen werden, kennt Rot-Weiss Essen nur zu gut. Von Sommer 2008 an zog sich die Mission des einstigen deutschen Meisters und DFB-Pokalsiegers, in die 3. Liga zurückzukehren, 14 kräfte- und nervenzehrende Jahre hin, nach der Insolvenz 2010 sogar mit einem Umweg über die Fünftklassigkeit.



2022 hatte das Leiden des Traditionsklubs schließlich ein Ende, und schon in der zweiten Saison nach dem Comeback in der 3. Liga könnte RWE die Spielklasse nun wieder verlassen – allerdings nach oben hin in Richtung 2. Bundesliga. Nach dem 1:1 am Mittwoch im Nachholspiel beim 1. FC Saarbrücken liegt RWE aussichtsreich auf Platz fünf der Tabelle.

Preußen Münster auf Relegationsrang drei ist (nur) noch drei Punkte entfernt und soll durch einen Sieg im Heimspiel gegen den FC Ingolstadt an diesem Sonntag (13.30 Uhr/Magenta Sport) noch ein Stück näher rücken. „Die Hafenstraße darf natürlich träumen. Das habe ich schon beim letzten Spiel gesagt. Da braucht man kein Prophet sein“, sagt Christoph Dabrowski. Das Festhalten am Trainer hat sich für den West-Klub bezahlt gemacht.

Wechselbad bei RWE-Coach Dabrowski

In 22 Monaten musste der 45-jährige Dabrowski durch ein Wechselbad der Gefühle. Vor einem Jahr von der frenetischen RWE-Fanszene, die durch Hunderte „Dabrowski-raus“-Folienschals gehörig Stimmungsmache gegen den Trainer betrieb, noch massiv angegangen, gilt Dabrowski nun als Gesicht des Aufschwungs. Die Belohnung: seine Vertragsverlängerung bis Sommer 2026. Über das Verhältnis zu seinem Team sagt der 273-fache Bundesligaprofi (unter anderem für Werder Bremen und Hannover 96): „Da blüht mir das Herz als Trainer auf, wenn ich sehe, wie die Spieler miteinander sind. Am Ende kommt es einfach darauf an, dass man das lebt. Dafür sind die Jungs verantwortlich.“

Bislang ist es den Essenern vortrefflich gelungen, den Ausfall von Marvin Obuz (Muskelverletzung) zu kompensieren. Das Fehlen des Offensiv-Allrounders, der mit sieben Toren und 14 Vorlagen auf Rang drei der Scorerliste der 3. Liga liegt (Führender ist der Schanzer Jannik Mause; 18/5), fängt RWE im Kollektiv auf – unter anderem mit einem Ex-Schanzer. Moussa Doumbouya ist nach nur einem Ligator im ersten Halbjahr in der Rückrunde richtig an der Hafenstraße angekommen und brennt auf einen Einsatz gegen den FCI, für den er in der Vorsaison wettbewerbsübergreifend 36-mal auflief (sechs Tore).

Ziel Aufstieg: Essen helfen nur noch Siege

Die Lizenz für die 3. Liga hat RWE vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) ausgestellt bekommen, auch einem Aufstieg in die 2. Bundesliga stünde laut eines Bescheids der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nichts im Wege. Doch dafür „müssen wir von den vier Spielen wahrscheinlich alle vier gewinnen“, weiß Jakob Golz, RWE-Keeper und Sohn von Bundesliga-Legende Richard Golz vor dem Endspurt.

In Feierlaune sind die RWE-Fans jedenfalls schon, wegen des Laufs ihrer Mannschaft und dem nahenden Abstieg des ungeliebten Ruhrpott-Rivalen MSV Duisburg. Das Gastspiel der Ingolstädter bei einem der vier heimstärksten Teams der 3. Liga (Essen ist Teil eines Quartetts mit je 35 Punkten) soll die Aufstiegshoffnungen nicht trüben. Die Schanzer ihrerseits wollen in die Rolle des Partycrashers schlüpfen. FCI-Sportdirektor Ivica Grlic sagt dazu: „Wir fahren nach Essen, um dort zu punkten.“