Es war ein Tischtennis-Krimi der besonderen Art: Nach dem starken 6:3-Erfolg über den TTC Jülich retteten die Zweitliga-Spieler des TV Hilpoltstein durch ein 5:5-Unentschieden beim 1. FC Köln nach einer zwischenzeitlichen 4:2-Führung und einem 4:5-Rückstand immerhin noch einen Punkt.
Sichere Gefilde oder untere Tabellenregion, das war bei der richtungsweisenden Partie die Frage für die beiden Teams, die einen Verjüngungsprozess eingeleitet haben. Köln, das sich unter anderem von Vereinsikone Lennart Wehking getrennt hat, tritt mit den Jugend-Nationalspielern Andre Bertelsmeier und Lleyton Ullmann an. Hilpoltstein, das weitestgehend ohne Spitzenspieler Andy Pereira auskommen muss, hat den 21-jährigen Juan Perez und das 18-jährige Eigengewächs Matthias Danzer in die Mannschaft eingebaut. So stand für die Tabellennachbarn am Sonntag eine Menge auf dem Spiel.
Das neue TV-Spitzendoppel mit Perez und Petr Fedotov scheint geradezu prädestiniert für eine solche Aufgabe und setzte beim 3:1 über Wang/Hippler gleich einmal ein Zeichen. Am Nachbartisch mussten sich Alexander Flemming und Danzer geschlagen geben. Doch mit dem 1:1 konnten die Franken ganz gut leben. Vor allem, wenn sie sich auf das vordere Paarkreuz mit Flemming und Fedotov verlassen können, das zuletzt alle vier Punkte geholt hatte. Und es sah lange nach einer Wiederholung dieses Kunststücks aus. Flemming siegte in bester Fünf-Satz-Manier gegen Tobias Hippler. Auch Fedotov konnte seine Saisonbilanz gegen den Chinesen Lichen Wang auf makellose 4:0 Siege ausbauen.
Nachdem im hinteren Paarkreuz die Punkte geteilt wurden (Perez schlug Ullmann 3:0, Danzer verlor gegen Bertelsmeier 1:3), lag der TVH plötzlich mit 4:2 vorne und ein schnelles Ende schien möglich. Doch Kölns vorderes Paarkreuz schlug zurück. Zuerst brachte Hippler Fedotov die erste Saison-Niederlage bei. Als dann auch noch Mannschaftskapitän Flemming sein zweites Einzel abgab, schien die Begegnung zu kippen. Das hintere Paarkreuz musste die Entscheidung bringen.
Im Blick stand vor allem Danzer, der beste Erinnerungen an Köln hat. Der 18-jährige Schwabacher hatte vor zwei Jahren an gleicher Stelle einen starken Auftritt, als er Tom Jarvis mit 3:0 Sätzen geradezu düpierte und damit sein erstes Einzel in der 2. Liga gewann. Ein Ergebnis, das zeigt, was an guten Tagen möglich ist. Doch sein Spiel ist noch immer erheblichen Schwankungen unterworfen, das wurde gegen seine beiden Kollegen aus der Jugend-Nationalmannschaft, Bertelsmeier und Ullmann deutlich. Gegen Ersteren stand Danzer lange auf verlorenem Posten. Dann wachte er auf und verkürzte auf 1:2. Im vierten Satz lag er mit 1:3 hinten und hatte beim Stand von 9:7 den Satzausgleich auf dem Schläger, um dann doch noch mit 9:11 zu unterliegen. Danzers Match gegen Ullmann verlief ähnlich. Der Schwabacher geriet erneut viel zu schnell in Rückstand, und seine anschließende Aufholjagd kam zu spät.
Umgekehrt lief es bei Perez, der weniger mit filigraner Technik als mit unbändigem Kampfgeist bestach. Wie der Spanier gegen Bertelsmeier beim Stand von 9:10 im vierten Satz einen Matchball abwehrte und schließlich ein bereits verloren geglaubtes Spiel noch drehte, nötigt großen Respekt ab. Perez entpuppt sich immer mehr als der erhoffte Punktesammler. Der TV Hilpoltstein steht nun mit einem Sieg, einem Unentschieden und einer Niederlage auf Rang vier im Mittelfeld der 2. Liga.
HK
1. FC Köln - TV Hilpoltstein: Wang/Hippler - Fedotov/Perez 2:3, Bertelsmeier/Ullmann - Flemming/Danzer 3:1, Wang - Fedotov 1:3, Hippler - Flemming 2:3, Bertelsmeier - Danzer 3:1, Ullmann - Perez 0:3, Wang - Flemming 3:2, Hippler - Fedotov 3:1, Bertelsmeier - Perez 2:3, Ullmann - Danzer 3:1.
