„Ich bin stolz auf die Jungs“
Verletzter ERC-Verteidiger Ben Marshall über das Zittern als Zuschauer und seine Zukunft

07.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:53 Uhr

Die Krücken hat Ben Marshall (hier nach dem Viertelfinale gegen die Düsseldorfer EG mit Torwarttrainer Varian Kirst) mittlerweile zur Seite gelegt, doch zum Einsatz kommt der US-Amerikaner in dieser Saison nicht mehr. Foto: Traub

Zumindest ein Teil von Ben Marshall ist in den Play-offs immer dabei: Sein Trikot mit der Nummer 45 hängt – neben dem des ebenfalls verletzten Michael Garteig – bei den Spielen des ERC Ingolstadt an der Bank. Ein Ausdruck des Teamgeists und eine Idee von Betreuer Ivan Zilinek: „Das ist eine tolle Sache, das hat mich sehr gefreut“, sagt der 30-jährige Marshall.



In Schlittschuhen auf dem Eis stand der Verteidiger dagegen seit dem 21. Februar nicht mehr – bei der 1:3-Niederlage gegen den Hauptrundensieger EHC München brach die Knieverletzung wieder auf, die der US-Amerikaner schon im Januar erlitten hatte. Nach einer Operation ist Marshall nun für den Rest der Saison zum Zuschauen verdammt.

Herr Marshall, wie geht es Ihrem Knie?

Ben Marshall: Schon viel besser, danke. Es war ein blöder Unfall, das passiert im Eishockey. Mir ist es zweimal passiert. Einfach Pech.

Jedes der bisherigen Play-off-Spiele war eng. Wie geht es Ihren Nerven als Zuschauer?


Marshall: Es ist definitiv hart zuzuschauen. Ich würde so gerne auf dem Eis stehen und die Jungs unterstützen. Aber es macht auch Spaß, mal eine andere Perspektive auf die Spiele einzunehmen. Ich bin stolz auf die Jungs, wie sie es machen.

Nützt Ihnen die andere Perspektive für eine spätere Trainerkarriere?

Marshall: (grinst) Wer weiß? Aber noch spiele ich. Es ist trotzdem interessant, mal aus der Ferne zu sehen, wie schwer diese Partien zu gewinnen sind.

Wie können Sie der Mannschaft helfen? Sind Sie nah dran oder halten Sie sich eher fern?

Marshall: Ich versuche, bei den Trainings in der Kabine zu sein und gute Energie hineinzubringen. Ich probiere ja auch als Spieler, eine gute Einstellung an den Tag zu legen. Viel mehr kann ich gerade leider nicht tun. Vor den Spielen bleibe ich auf Distanz, um niemanden in seiner Konzentration zu stören.

Schon in der vergangenen Saison haben Sie die – damals nur zwei Spiele umfassenden – Play-offs und damit die schönste Zeit der Saison verletzt verpasst.

Marshall: Ja, das ist extrem bitter. Ich hatte einfach Pech. Dieses Jahr fühlen sich die Play-offs aber ganz anders an. Es ist allerdings immer schwer, von außen zuzusehen – egal ob Play-offs oder Punktrunde.

Wenn man alle bisherigen Vertragsverlängerungen, die Aussagen von Sportdirektor Tim Regan zu seinen Planungen und die Gerüchte über mögliche Zugänge einbezieht: Haben Sie Ihr letztes Spiel für den ERC schon absolviert?

Marshall: Das ist noch nicht sicher. Im Moment sind das nur Gerüchte. Ich bin noch in Gesprächen, wir werden wohl in den nächsten Wochen sehen, was passiert.

DK



Das Gespräch führte
Alexander Petri.