Panther auf Papier
Ingolstädter Muschler ist ERC-Fan der ersten Stunde – und hortet riesiges Klubarchiv

14.01.2024 | Stand 15.01.2024, 7:08 Uhr

Kistenweise (Stadion-)Zeitungen, Fanheftl, Eintrittskarten und andere Erinnerungsstücke hat Christian Muschler in den vergangenen Jahrzehnten gesammelt. Foto: Petri

Als Christian Muschler den ersten Karton zum Esstisch seines Hauses in Ingolstadt schleppt, stöhnt seine Frau auf. „Des ganze Graffe“, sagt Ulrike Muschler und lacht. Doch für den Besitzer ist der Inhalt keineswegs wertloser Plunder – vielmehr hortet Christian Muschler wahre Schätze. Er ist Panther-Fan der ersten Stunde.



Zumindest aus Sicht eines Fans des ERC Ingolstadt: „90 Prozent aller jemals erschienenen Stadionhefte“, so schätzt der 57-Jährige, hat er in drei Kisten gesammelt. Dazu Kalender, Magazine, DONAUKURIER-Ausgaben von besonderen ERC-Erfolgen, von Fans fabrizierte Heftl, Faltblätter, Eintrittskarten und mehr.

Bei all seinen Stadionbesuchen seit bald 50 Jahren – ob in Ingolstadt, Deutschland oder bei der einen oder anderen Eishockey-WM – nahm er stets eine Stadionzeitung mit. Die Folge: Muschler besitzt zweifellos das größte gedruckte Panther-Archiv – mitunter fragt sogar der Klub auf der Suche nach alten Bildern oder Informationen bei ihm nach. „Ich hab’ halt gerne Papier in der Hand“, sagt er und zuckt mit den Schultern. „Aber es ist leider alles etwas ungeordnet“, ergänzt er entschuldigend.

„Es ist fast schon eine Sucht“

Trotzdem taucht der technische Angestellte schnell einige Perlen aus den Tiefen der Kisten hervor. Etwa den humorvoll formulierten „Gesucht“-Steckbrief für den im März 2023 verstorbenen „Beno“ Retzer, der in den 1980ern nach einer Verletzung beim Skifahren nicht zum Training erschien und „vermisst“ wurde. Oder das Bild des ehemaligen Torhüters Fabian Dahlem, der langhaarig und mit nacktem Oberkörper auf dem Titel einer Beilage posiert.

Über seine jahrzehntelange ERC-Leidenschaft sagt Muschler: „Es ist fast schon eine Sucht. Man schimpft, wenn sie verlieren, aber geht doch immer wieder rein.“ Angefangen hat alles 1977 – zwei Jahre, nachdem der ERC den Ligenspielbetrieb aufgenommen hatte: „Ich habe bei meinem Vater gebettelt, mit mir mal ins Eisstadion an der Jahnstraße zu gehen. Da war was los, da wurde geschrien, da wollte ich hin“, erinnert sich Muschler.

Dauerkarte seit 1985

Schon nach dem ersten Bayernliga-Spiel gegen den SV Gendorf (von dem er ein gelbes Faltblatt mit den Mannschaftskadern aufbewahrt) ist der Elfjährige begeistert – und Papa Xaver gleich mit. „Wir sind fortan lange vor Spielbeginn bei klirrender Kälte reingegangen. Man durfte noch Tee in der Thermoskanne mit reinnehmen“, berichtet Christian Muschler, der Andy Malysiak als ersten Lieblingsspieler nennt. Später waren dann Clayton Young und Thomas Greilinger die Favoriten.

Seit 1985 ist Muschler ununterbrochen im Besitz einer Jahreskarte – seit drei Jahren im Sitzplatzbereich. „Der Klub hat mir sogar mal eine spendiert“, erzählt er. 1988 wird er Klubmitglied und spielt bis heute in einer Hobbymannschaft. „An der Jahnstraße sind wir teils nach den Spielen aufs Eis gegangen. Der Eismeister sagte nur: ,Macht’s dann das Licht aus!’“ Vater Xaver, der vor Corona kein Heimspiel verpasste, „ist mit fast 90 Jahren jetzt Magenta-Fan – und immer noch hochinteressiert dabei“, wie Muschler schmunzelnd berichtet.

Zum 60. Geburtstag nach Nordamerika

Auch die dritte Generation der Familie liebt das Glatteis: Der 26-jährige Korbinian spielte früher im Panther-Nachwuchs. Der 23-jährige Thomas sitzt bei Heimspielen am Sprechertisch der Saturn-Arena und fungiert zudem als Eismeister. Selbst Ehefrau Ulrike teilt die Leidenschaft, wie sie lächelnd zugibt. Kein Wunder: Schließlich hat sich das Paar einst beim Eishockey kennengelernt.

Zum 60. Geburtstag will sich Muschler einen Traum erfüllen und mit seiner Familie nach Nordamerika fliegen. „Zwei, drei NHL-Spiele, am liebsten in Calgary, Edmonton oder Vancouver“ möchte der Ingolstädter besuchen. Seine Sammlung, so viel ist sicher, dürfte danach um das eine oder andere „Graffe“ reicher sein.