„Puzzlespiel“ bei den Schanzern beginnt
FCI-Trainer Köllner bastelt bereits am Kader für die neue Saison – acht Profiverträge laufen aus

04.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:34 Uhr

Drei, die dem FC Ingolstadt in der nächsten Saison Freude bereiten sollen: Pascal Testroet, Marcel Costly und Tobias Bech (v. l.). Foto: Bösl

Wenn’s gut läuft für den FC Ingolstadt, können die Schanzer nach diesem Spieltag endgültig für die nächste Saison in der 3. Liga planen.



Ein Sieg beim Halleschen FC an diesem Samstag (14 Uhr, Magenta Sport) oder entsprechende Ergebnisse der Konkurrenten könnten letzte rechnerische Zweifel am Klassenerhalt beseitigen.

Trainer Michael Köllner, dessen Vorbereitung auf die Begegnung von etlichen erkrankten und angeschlagenen Spielern gestört wurde, hofft auf drei Punkte in Sachsen-Anhalt. Unabhängig davon aber blickt der 53-Jährige bereits auf die nächste Saison. „Ich gehe schon davon aus, dass ich ein paar Tage hier bin, da kann man sich schon mit der Zukunft beschäftigen“, sagt der FCI-Coach schelmisch, der am Samstag gerade mal sein erstes Monat bei den Schanzern vollendet. „Im ersten Schritt ging es darum, Ergebnisse zu liefern, im zweiten Spieler und Mannschaft zu entwickeln. Da sehe ich große Fortschritte“, meint Köllner und kündigt für die Zukunft ein begeisterndes Team an. „Wir wollen aktiven Fußball spielen. Nur weil wir die Schanzer sind, heißt das nicht, dass wir uns verschanzen wollen. Wir wollen attackieren und attraktiven Fußball spielen“, sagt Köllner forsch.

Kein einziger FCI-Profis kommt auf 30 Einsätze



Die Frage ist, mit welchem Personal der Fußballlehrer das umsetzen kann und will. In der laufenden Spielzeit haben sich aus unterschiedlichen Gründen nämlich weder ein Spielstil noch feste Säulen im FCI-Team herauskristallisiert. Abgesehen von Torhüter Marius Funk, der ebenfalls immer wieder fehlerhaft agierte, kommt von den Feldspielern nach 34 Spieltagen kein einziger auf 30 Startelfeinsätze. Rechtsverteidiger Marcel Costly, der wegen einer Verbrühung vier Spiele aussetzen musste, war mit 29 Einsätzen von Beginn an die größte Konstante im Team. Pascal Testroet (26), Tobias Bech, Hans Sarpei und Calvin Brackelmann (je 25) standen auch noch relativ oft in der Startelf, dahinter folgen Visar Musliu, Dominik Franke und Patrick Schmidt (je 21) bereits mit deutlichem Abstand – eine eingespielte und klar strukturierte Mannschaft sieht anders aus. „Wir brauchen nächstes Jahr eine schlagkräftige Truppe“, sagt Köllner.

Linsmayer, Preißinger, Franke, Hawkins und Butler ohne Vertrag



Wie sehr sich sein Kader verändern wird, ist noch offen. Bei acht Akteuren läuft der Vertrag am Saisonende aus. Ob es für Valmir Sulejmani, Dennis Linsmayer, Rico Preißinger, Dominik Franke, Jalen Hawkins, Justin Butler, Thomas Rausch und den vom FC Augsburg ausgeliehenen Tim Civeja in Ingolstadt weitergeht, ist fraglich. 20 Profis stehen noch über die Saison hinaus unter Vertrag, wovon mit Bech, Costly, Funk, Testroet, Sarpei, Maximilian Dittgen, David Kopacz, David Udogu und Markus Ponath neun Spieler sogar bis 2025 das Schanzer Trikot tragen sollen.

„Es sind schon Spieler geholt worden, die eine Werthaltigkeit haben, aber am Ende ist es nicht aufgegangen. Jetzt geht es für uns darum, zu prüfen und Kontinuität in den Kader zu bekommen, damit dieser auf hohem Niveau spielen und liefern kann. In diesem Prozess stecken wir aktuell“, meint Köllner zu den Planungen.

Manchmal bringt das den Trainer auch in ein Dilemma, wie im Fall von Rausch, der sich nach seinem Profidebüt beim FCI verletzte. „Es ist schade für Thomas, er hatte einen tollen Einstand bei mir, aber jetzt ist er raus, und wenn du raus bist, bist du einfach raus. Das ist leider so“, sagt Köllner und schildert mit einer blumigen Metapher aus der Pflanzenwelt Rauschs Situation. „Du kannst nicht mitmachen im Training, du kriegst kein Wasser, kein Licht und keinen Dünger. Die anderen wachsen neben dir und du bleibst stehen. Wichtig ist, dass man positiv bleibt und wenn man wieder fit ist, verlorenes aufholt und den Abstand zu den anderen verkürzt, um sie überholen zu können. Das ist ein tägliches, schwieriges Unterfangen“, meint Köllner: „Aber das ist das reizvolle am Trainerjob.“

Tobias Bech ist der „Klassenprimus“ beim FCI



Andere Spieler erfordern andere Maßnahmen. Beispielsweise Hans Sarpei, mit dem Köllner nach dessen ersten Auftritten nicht zufrieden war. „Privat komme ich super mit ihm aus, aber am Ende bewerte ich Leistung, und da sind andere voraus. Jetzt muss er aus der zweiten Reihe Gas geben, damit er wieder eine Option ist“, fordert Köllner, der aber auch von Klassenprimus Bech, mit 32 Einsätzen und 16 Scorerpunkten (11 Tore, 5 Vorlagen) der produktivste Schanzer, mehr erwartet. „Er ist ein Spieler, der Spaß macht, weil er viel mitbringt. Aber er muss sich auch weiterentwickeln, damit er den Ansprüchen, die er an sich selbst hat, gerecht wird“, sagt Köllner über den 21-jährigen Dänen.

Der FCI-Coach ist in seinem Element, wenn er über seine Spieler spricht. Das Puzzlespiel, ein neues Team zu formen, hat für ihn begonnen.

Aufstellungen: FCI-Trainer Michael Köllner muss hoffen, dass die Magen-Darm-Infektionen, die in dieser Woche in seinem Team um sich griffen, keine großen Spuren hinterlassen. Zudem waren Tobias Schröck und Calvin Brackelmann angeschlagen. Sieben Profis fehlen ohnehin längerfristig. Halles Trainer Sreto Ristic muss lediglich auf Rechtsverteidiger Niklas Kreuzer verzichten.

Hallescher FC: Gebhardt - Halangk, Nietfeld, Reddemann,Landgraf - Casar, Deniz - Berko Gayret, Zimmerschied - Steczyk.

FC Ingolstadt: Funk - Costly, Nduka, Schröck, Franke - Bech, Keidel, Civeja, Butler - Doumbouya, Schmidt.

Gelbe Karten: Vier FCI-Spieler sind im Saisonendspurt noch von einer Sperre bedroht. Denis Linsmayer, Calvin Brackelmann, Tobias Bech und Justin Butler sind mit vier gelben Karten belastet.

Toto-Pokal: Am 3. Juni bekommt der FCI im Fernsehen wieder einmal die ganz große Bühne. Ehe am Abend im Berliner Olympiastadion das DFB-Pokal-Endspiel zwischen der Frankfurter Eintracht und RB Leipzig steigt, bestreiten die Schanzer das Toto-Pokal-Finale beim Regionalligisten FV Illertissen. Anstoß im Stadion des Titelverteidigers ist um 16.45 Uhr. Die Partie wird im Rahmen der ARD-Schaltkonferenz am „Finaltag der Amateure“ parallel zum hessischen Endspiel zwischen dem FSV Frankfurt und dem TSV Steinbach Haiger übertragen. Zudem läuft es in voller Länge im Internet-Stream des Bayerischen Fernsehens.

gst