Frauen-Bundesliga, DFEL
Emily Nix wird am Mannheim-Wochenende des ERC Ingolstadt zur entscheidenden Figur

22.10.2023 | Stand 23.10.2023, 10:27 Uhr
Martin Wimösterer

Erlebt ein erfolgreiches Wochenende: ERC-Stürmerin Emily Nix. Foto: Traub

Ein Jahr lang hatte Emily Nix (Foto) ihre Eishockey-Karriere ruhen lassen. In diesem Sommer packte die 25-Jährige dann wieder Schlittschuhe, Helm und Schoner in die übergroße Tasche, nahm ihre Schläger und schloss sich (wie schon 2017/18) dem ERC Ingolstadt an. Offenbar die richtige Entscheidung, wie sie am Wochenende unter Beweis stellte. Die Stürmerin war in den Partien bei den Mad Dogs Mannheim die auffälligste Spielerin auf dem Eis und trug mit drei Toren maßgeblich zum 3:1-Sieg am Samstag und dem 2:0-Erfolg am Sonntag bei.

Dabei begann Nix' Wochenende mit einer (und ihrer einzig tiefschürfenden) Fehleinschätzung – eine, die zum Gegentor beitrug. Eishockey ist ein Spiel der Abwägungen, die in der schnellsten Mannschaftssportart oft in Sekundenbruchteilen getroffen werden müssen. Manchmal beginnt so eine Situation mit einem Klopfen. Die Mannheimerin Hunter Barnett hatte sich an der Mittellinie postiert und machte Mitspielerin Tara Schmitz akustisch auf die Lage aufmerksam. Die ERC-Verteidigerinnen standen weit auseinander, Nix stürmte von der Wechselbank an Barnett vorbei in die Offensive. Schmitz' Pass aus der eigenen Zone kam an, Barnett hatte plötzlich frei Bahn und schoss links oben ein – klasse gemacht (7.).

Danach wirbelte Nix – und zwar für die restlichen 113 Spielminuten des Wochenendes. Immer wieder kam sie gefährlich über den rechten Flügel, schüttelte mit Körpertäuschungen ihre Bewacherinnen ab. „Sie ist körperlich brutal stark und hat Bock zu zocken“, sagte ihr hörbar zufriedener Trainer Christian Sohlmann.

Die Panther drängten auf den Ausgleich. In zwei Powerplays drehten sie dann die Begegnung: Wieder einmal zeigte Josephine Chisholm ihre Blueliner-Fähigkeiten – ihr Schuss flog durch das Getümmel hindurch ins Netz (16.). Nix, dank ihrer Technik auch im Überzahlspiel eine Bank, legte von links zum 2:1 aus Ingolstädter Sicht nach (18.).

Ingolstadt hatte insgesamt etwas mehr von der Partie. Eine Führung ist gegen die defensivorientierten Mannheimerinnen eine Menge wert, aber bei einem Tor und der Konterstärke der Mad Dogs trügerisch. Hatte Nix die Vorentscheidung aus aussichtsreicher Lage noch verpasst, so sorgte Lea MacLeod in der 50. Minute dafür. Sie nutzte eine Verteidigerin als Sichtbehinderung für die Torhüterin Jessica Ekrt und schoss links oben ein.

Am Sonntag war Nix erneut ein permanenter Unruheherd in Mannheims Defensivzone – und genau das, was dem ERC im vergangenen Playoff-Halbfinale gegen die Mad Dogs noch gefehlt hatte. Nach einem Bully vor dem eigenen Tor sprintete sie einem Befreiungsschlag nach, den Gegnerinnen davon, und überwand die Torfrau zum 1:0 (5.). Mannheim kam, ERC-Torfrau Lisa Hemmerle hielt sicher – und Nix sorgte mit einem satten Schuss von links für das 2:0 und ruhigen Nerven (16.). In einem Solo gegen drei Mannheimerinnen hatte sie gar den Hattrick auf dem Schläger (20.), verpasste aber.

Spannung kam in den verbleibenden beiden Dritteln nur selten auf – und wenn, war Hemmerle zur Stelle, etwa bei einer starken Parade im Eins-gegen-Eins gegen Abby Davies. Die Panther verwalteten nun das Spiel, arbeiteten. „Das haben wir nicht schlecht gemacht“, lobte Sohlmann sein Team, „wir haben auch immer wieder Nadelstiche gesetzt.“ Nix etwa scheiterte zur Spielmitte in bester Position an Ekrt, die herausragend mit dem Stock parierte, an der Vorentscheidung.

In der Woche vor dem Spiel waren einige Panther noch erkältet, die Partie beim bisherigen Tabellenführer deshalb doppelt spannend. Doch die Fitness hielt. Im kampfbetonten Schlussdrittel war Hannah Amort mit einem Schuss ans Außennetz (45.) dem Anschlusstor nah. Doch Hemmerle spielte sich am Nix-Wochenende ebenfalls in den Vordergrund und feierte den zweiten Shutout der Saison.

Die bittere Nachricht: Im Mittelabschnitt verletzte sich Kapitänin Theresa Wagner bei einem Check einer Gegenspielerin – Verdacht auf Gehirnerschütterung. Auch das fleißige Schüsseblocken führte bei einigen ERC-Spielerinnen zu Blessuren.

DK, Foto: Traub