Rasselbande im Rausch
6:0 gegen Nürnberg: Panther fegen über Ice Tigers hinweg

18.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:10 Uhr

Nach 109 Spielen ohne eigenen Treffer durfte Colton Jobke (rechts) wieder jubeln. Auch Frederik Storm, Enrico Henriquez und Philipp Krauß (v.l.) trafen. Foto: Traub

Verletzungsgebeutelter ERC Ingolstadt muss mit sieben U23-Spielern antreten – und feiert dennoch Kantersieg.



Nürnberg bleibt der Lieblingsgegner des ERC Ingolstadt in der Saturn-Arena: Trotz acht Ausfällen fuhren die Panther mit dem 6:0 (0:0, 4:0, 2:0) völlig unerwartet den sechsten Kanter-Heimsieg in Serie gegen die Franken ein und begeisterten ihre Fans. Der gebürtige Ingolstädter Lukas Ullmann (18) feierte sein Debüt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), als Aushilfe fungierte zudem Daniel Schwaiger (20) vom Kooperationspartner Ravensburg. Colton Jobke beendete die längste Torlos-Serie aller aktiven DEL-Profis, Goalie Michael Garteig gelang ein Shut-out. „Ich halte ihn mit dem Münchner Niederberger für den besten Torhüter der Liga“, adelte ihn Ice-Tigers-Coach Tom Rowe.

Die jüngsten fünf Heimspiele gegen Nürnberg hatten die Panther alle gewonnen, mit einem sagenhaften Torverhältnis von 37:4 – kein Wunder, dass die Ice Tigers von einem „Ingolstadt-Fluch“ sprachen. Am Mittwoch allerdings standen die Chancen der Franken, diesen Fluch zu beenden, so gut wie lange nicht: Bei den Panthern fehlten neben den sechs bekannten Ausfällen kurzfristig auch noch Stürmer Tye McGinn und Verteidiger Leon Hüttl (beide Oberkörperblessur), sodass Trainer Mark French mit U20-Stürmer Ullmann und dem Ravensburger Abwehrmann Schwaiger insgesamt sieben U23-Spieler aufs Eis schickte.

Die Rasselbande schlug sich an der Seite der erfahrenen Leitwölfe um Kapitän Fabio Wagner, Mat Bodie und Daniel Pietta von Beginn an mehr als achtbar und bot den formstarken Ice Tigers leidenschaftlich Paroli. Zwar verbuchten die Gäste beim wohl letzten Gastspiel von DEL-Legende Patrick Reimer in Ingolstadt durch Danjo Leonhardt (1.), Gregor MacLeod (7.), Nick Welsh (11.), Dane Fox (17.) und Rick Schofield (19.) gute Torchancen. Doch auch der ERC hätte in Person von Stefan Matteau (2.) und Philipp Krauß (5.) durchaus einen frühen Treffer erzielen können.

Das gelang allerdings erst einem, der mehr als zwei Jahre und 109 Partien auf diesen Torerfolg hatte warten müssen: Nach 22 Minuten zog Colton Jobke aus der Distanz ab und überwand Nürnbergs Torhüter Niklas Treutle zum 1:0 – damit war die längste Durststrecke aller aktiven DEL-Profis Geschichte. Seinen bis dato letzten Treffer hatte Defensivspezialist Jobke am 23. Dezember 2020 erzielt – bei einem 4:1-Erfolg in Nürnberg.

Und der Abend wurde aus Ingolstädter Sicht noch deutlich angenehmer: Krauß mit seinem zweiten DEL-Tor (25.) und Frederik Storm (27., nach toller Pietta-Vorarbeit) erhöhten per Zwischenspurt auf 3:0. Die 3114 Panther-Fans – abzüglich der mitgereisten Nürnberger – gerieten in Wallung, während Ice-Tigers-Trainer Rowe sein Team mit einer Auszeit neu zu strukturieren versuchte.

Ohne Erfolg: Auf Zuspiel Bodies stellte Enrico Henriquez für nun rauschhafte Panther auf 4:0 (33.), eine doppelte Überzahl im Anschluss ließ der ERC ungenutzt. „Wir hatten im zweiten Drittel mehr Zug zum Tor, hatten uns in der ersten Pause auch darauf eingeschworen, mehr zu schießen. Wir wollten den Puck nicht lange halten, sondern schnell umschalten, um Überzahlsituationen zu kreieren. Das ist uns gut gelungen“, resümierte Drei-Punkte-Mann Krauß nach einem denkwürdigen Mitteldrittel am Magenta-Mikrofon.

Nachdem Stefan Matteau den Puck nach einem Schuss von Jerome Flaake zum 5:0 ins leere Tor geschoben hatte (43.), machte Treutle für Leon Hungerecker Platz zwischen den Pfosten. An der Dominanz des ERC änderte das nichts mehr, und für die Franken kam nun auch noch Pech dazu: Von Julius Karrers Schlittschuh prallte die Scheibe zum 6:0 über die Linie (52.). Als Torschütze ging Louis Brune in die Statistik ein, während Karrer seinen Schläger an der Torlatte zertrümmerte. Der Rest war eine Eishockey-Party. „Wir hatten heute keine Passagiere“, lobte French seine Mannschaft.

Am Freitag sind die Panther spielfrei, am Sonntag geht’s mit viel Fan-Unterstützung zum Tabellenführer nach München.

DK


ERC Ingolstadt: Garteig – Edwards, Bodie; Jobke, Wagner; Marshall, Schwaiger; Hübner – Storm, Pietta, Krauß; Brune, Henriquez, Friedrich; Matteau, Stachowiak, Flaake; Ullmann, Schindler. – Nürnberg Ice Tigers: Treutle (43. Hungerecker) – Welsh, Mebus; Shaw, Weber; Bodnarchuk, Karrer – Lobach, Leonhardt, Hede; Sheehy, MacLeod, Fox; Reimer, Schofield, Schmölz; Ustorf, Stoa, Kislinger; Jahnke. – Schiedsrichter: Kopitz/MacFarlane. – Tore: 1:0 Jobke (22.), 2:0 Krauß (25.), 3:0 Storm (27.), 4:0 Henriquez (33.), 5:0 Matteau (43.), 6:0 Brune (52.). – Strafminuten: 4/8. – Zuschauer: 3114.