KI bei der Geldanlage
Wie Anleger das Potenzial der lernenden Maschinen nutzen können

24.04.2024 | Stand 24.04.2024, 6:35 Uhr

KI soll dem Rechner quasi menschliche kognitive Fähigkeiten verleihen, indem sie Eingabedaten erkennt und sortiert. Foto: Steffen, dpa

Künstliche Intelligenz, kurz: KI, ist derzeit gefühlt das am häufigsten verwendete Wort in den Medien – insbesondere, wenn es um digitale und wirtschaftliche Themen geht. Auch bei der Geldanlage gewinnt KI an Bedeutung.

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KI, im Englischen ist von „AI“ (Artificial Intelligence) die Rede, bestimmt zunehmend unseren Alltag – auch wenn dies nicht immer offensichtlich ist. Sie kommt etwa bei Bildanalysen, Gesichtserkennung, Robotik und autonomen Fahrzeugsystemen zum Einsatz. KI entsteht bei Computern durch eine spezielle Software. Sie soll dem Rechner quasi menschliche kognitive Fähigkeiten verleihen, indem sie Eingabedaten erkennt und sortiert. Der Computer lernt, die Struktur der Daten zu erkennen und eigenständig Aufgaben zu erfüllen.

Entwicklung steckt noch in den Anfängen



Da die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz noch in den Anfängen steckt, sind der Fantasie, was sie künftig alles leisten kann, keine Grenzen gesetzt. Und genau deshalb ist dies auch an der Börse ein großes Thema. Marktteilnehmer überlegen, welche Unternehmen von der neuen Technologie besonders profitieren und welche Aktien aus diesem Bereich Aufwärtspotenzial haben könnten. „Das enorme Potenzial, das in Künstlicher Intelligenz steckt, ist bei einigen Unternehmen bei weitem noch nicht ausgeschöpft und bietet ihnen vielversprechende Möglichkeiten, weiter und größer zu skalieren“, sagt Frank Schwarz, Portfoliomanager bei MainFirst Asset Management.

Unternehmen, die von KI profitieren: Wie und warum Firmen vom KI-Trend profitieren können, zeigen prominente Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit. Eine Firma, die an der Börse für große Beachtung sorgt, ist Nvidia. Das 1993 gegründete US-Unternehmen entwickelt programmierbare Grafikprozessoren (GPU) und Chipsätze für PCs, Server und Spielkonsolen. Nvidia ist vor allem durch seine außergewöhnlichen 3D-Grafiken für den Spielemarkt bekannt geworden. Dieses Know-how in Kombination mit der KI-Expertise nutzt das Unternehmen, um Plattformen für KI, Data Science, autonome Fahrzeuge, Robotik sowie Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) zu schaffen. An der Börse ist der Chipkonzern heute zwanzigmal so viel wert wie vor fünf Jahren. Mit einer Marktkapitalisierung von 2,1 Billionen US-Dollar ist er teurer als alle 40 Unternehmen im Deutschen Aktienindex zusammen.

Im Fahrwasser des neuen Chipriesen rücken auch andere, bislang weniger bekannte Unternehmen aus der Branche in den Fokus der Investoren. So schoss die Aktie der US-Firma Super Micro Computer in den ersten drei Monaten dieses Jahres mit einem Kursplus von 224 Prozent (Stand 15.04.2023) regelrecht durch die Decke. Die Kalifornier stellen Hightech-Computer für Rechenzentren und Cloud-Computing her. Unter anderem komplette Server, Speicher, Netzwerkgeräte und Server-Management-Software.

Für Optimierung der Werbung genutzt



Aber auch ältere Tech-Giganten wie Alphabet (Google), Amazon, Apple, Meta (Facebook), Microsoft und Tesla haben die Bedeutung der KI erkannt und wollen mit der Technologie ihren Profit erhöhen. So nutzt die Alphabet-Tochter Google einen KI-Textroboter (Chatbot), um ihre Werbung zu optimieren. Amazon hat ebenfalls einen eigenen Chatbot, der auf die Bedürfnisse von Unternehmen ausgerichtet ist und den Mitarbeitenden der Firmen im Arbeitsalltag hilft. Die Facebook-Mutter Meta hat KI-Trainingschips erworben und Datenzentren damit ausgerüstet. Microsoft integriert KI-Assistenten in großem Stil, um das Cloud-Geschäft anzukurbeln. Und der Elektroautobauer Tesla setzt KI ein, um Fahrzeuge autonom fahren zu lassen.

Mit Indexfonds auf viele verschiedene Unternehmen setzen: Wer mit Aktien in Unternehmen investieren möchte, die vom KI-Megatrend profitieren, kann sich die Titel ins Depot legen, die seiner oder ihrer Meinung nach Kurspotenzial besitzen. Der Haken: Ob diejenigen Aktien künftig tatsächlich gut laufen oder aber zum Beispiel aufgrund einer Überbewertung an Wert verlieren, kann keiner mit Sicherheit sagen. Da Technologie-Aktien grundsätzlich volatil (schwankungsintensiv) sind, gehen Anleger und Anlegerinnen mit Einzelwerten ein relativ großes Verlustrisiko ein.

Wer das Thema KI spannend findet und das Investmentrisiko auf mehrere Schultern verteilen will, kann mit börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, kurz: ETFs) auf viele verschiedene Aktien von Unternehmen setzen, die Geld mit KI verdienen. Mit einem solchen ETF nehmen Anleger und Anlegerinnen 1:1 an der Wertentwicklung eines Index teil, der die Aktien vieler Firmen enthält.

Ein Beispiel ist der ETF Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data (ISIN: IE00BGV5N51). Der Bezugsindex umfasst die Aktien von bis zu 100 Unternehmen aus Industrie- uns Schwellenländern, die im Bereich KI, Datenverarbeitung und Cybersicherheit engagiert sind. Zu den aktuellen Schwergewichten des Index zählen Nvidia, Meta, Amazon, das US-Softwareunternehmen Salesforce und Microsoft. Der ETF gewann in den vergangenen fünf Jahren rund 133 Prozent an Wert (Stand 15.04.2024).

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Anleger sollten kritisch bleiben: Börsentrends wie Künstliche Intelligenz sind ein spannendes Thema. Gleichwohl gilt: Wo es große Gewinnchancen gibt, lauern auch hohe Verlustrisiken. So kann es bei Trendthemen immer wieder zu Überbewertungen entsprechender Unternehmen am Markt kommen. Beim Anlagethema KI schließt dies Andreas Lipkow, Marktexperte der Comdirect, nicht aus. Etwa dann, wenn die Aktien einer Firma stark steigen, nur weil das Unternehmen das Wort „KI“ in den Mund genommen hat. „Bei Unternehmen, die hingegen mit der KI-Technologie auf der Hardware-Seite direkt zu tun haben, etwa Rechenzentren-Betreiber oder Chiphersteller, ist nachhaltiges Potenzial vorhanden“, resümiert der Experte.

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