Neuburg
Robert Komarek: Von Edelweiß, Birdland und Almdudler

09.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:25 Uhr

Robert Komarek mit dem Plakat der kommenden Neuburger Kulturtage, die er veranstaltet und organisiert. Es wird die zweite Auflage der Veranstaltungsreihe sein. Foto: Tamm

Robert Komarek sitzt entspannt an seinem Computer. Es ist heiß an diesem Tag. Auf dem Monitor laufen Videos. Zu sehen sind die Künstler, die der im allerbesten Sinne umtriebige Veranstalter zu den diesjährigen Neuburger Kulturtagen gelotst hat. Komarek ist sichtlich zufrieden. Darunter ist etwa die Gruppe Ö-Drei. Die Band spielt und interpretiert die Hits des Austro-Pop von Rainhard Fendrich bis hin zu Wolfgang Ambros – alles unplugged. „Ich habe in meiner Zeit als DJ auch gemerkt, dass die österreichische Pop-Musik hier in Neuburg sehr gerne gehört wird“, sagt der gebürtige Österreicher lächelnd.

Das zeigt, wie eng seine eigene Geschichte noch heute mit seinem Tun verbunden ist – genau wie der Weg, der ihn einst in die Ottheinrichstadt geführt hat. Es geht um Musik, Autoradios und Almdudler. Es sind die wilden 1970er-Jahre. Komarek hat in Wien Radio- und Fernsehtechniker gelernt und den Autoradiospezialisten draufgesattelt. „Ja, das gab es damals noch“, sagt er. Nebenher legt er bei der österreichischen Gewerkschaftsjugend als DJ auf. Bis schließlich der Tag kommt, der sein Leben für immer verändern wird.

Der damalige Chef von Almdudler-Limonade in Österreich rollt auf den Hof und braucht ein neues Autoradio − und kauft es bei Komarek. Im Gespräch erwähnt Komarek, er könne sich vorstellen, am Wochenende irgendwo auch als DJ auszuhelfen. Der Almdudler-Manager rollt wieder vom Hof – mit neuem Autoradio: „Er meinte, er habe ,Beziehungen’. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht“, erinnert sich Komarek im Gespräch. Bis eine Woche später das Telefon schellt. Am anderen Ende meldet sich eine international tätige Agentur. „Und die meinten, sie brauchen einen DJ im Skigebiet Semmering; für drei Monate. Am Ende wurden es aber ganze drei Jahre.“

Seither dreht sich bei dem kürzlich 65 Jahre alt Gewordenen alles um die Musik. Die beschriebene Agentur vermittelt ihm schließlich nach seiner Zeit in Semmering einen neuen Arbeitsplatz. „Diese Agenturen sind ein bisschen wie das Arbeitsamt: Sie kümmern sich darum, dass man als Künstler immer Arbeit hat und dass die Gagen auch stimmen. Das haben die wirklich gut gemacht.“ Zudem ist Komarek flexibel – und kommt so nach Neuburg. In der Rosenstraße tobt in diesen Tagen im „Edelweiß“ das Leben – und DJ Komarek. Anneliese und Siegfried Fleischner haben das Tanzkaffee seinerzeit ins Leben gerufen. Komarek lernte die Donaustadt kennen und schätzen.

Nach weiteren Stationen in Baden-Württemberg – wo er im Übrigen seine Frau kennenlernt –, Coburg und im wilden Skiort Ischgl in Österreich kommt Komarek im Jahr 1979 zurück nach Neuburg – natürlich ins „Edelweiß“.

Die Jahre ziehen ins Land. Kein besonderer Abend, kein Fest, bei dem Robert Komarek nicht irgendwie dabei ist. Bis es ihm 1987 reicht. „Als DJ arbeitet man viel. Freitags, samstags, an Silvester, an Fasching – irgendwann wollte ich das nicht mehr“, erzählt er mit durchaus nachdenklicher, aber doch zufriedener Stimme. Der in Neuburg bekannte Mann erfindet sich neu und startet in einer Branche durch, die weiter vom DJ-Leben nicht weg sein könnte: Komarek macht in Versicherungen; heute ist er Rentner.

So recht loslassen will ihn die Musik, die Kultur, das gesellschaftliche Leben aber nie – oder andersherum? So oder so beschäftigt er sich nebenher weiter mit musikalischen Projekten und kommt über Umwege dazu, das Soundkonzept für den Weihnachtsmarkt in Neuburg zu gestalten. „Das ist eigentlich der erste enge Kontakt zur Stadt gewesen“, erinnert er sich. Es sollten am Ende rund 20 Jahre werden, in denen er auf diesem Wege am Weihnachtsmarkt mitwirkte.

Heute kennt man Komarek, den gebürtigen Wiener, vor allem als Gastronom und Bühnentechniker im weit über Neuburgs Stadtgrenzen hinaus bekannten Jazzclub Birdland. „Der Manfred Rehm kam irgendwann auf mich zu und sagte: ,Du kommst nun zu uns!’ Erst war ich auch etwas skeptisch. Aber Jazz ist so abwechslungsreich und vielseitig“, findet Komarek.

Und nun baut er weiter an seinem Denkmal in Neuburg. Denn heuer gehen zum zweiten Mal die Kulturtage Neuburg über die Bühne, die er veranstaltet und maßgeblich organisiert. „Irgendwann hat es mich gestört, dass andere Städte so etwas haben und aus eigener Kraft stemmen , ohne externe Agenturen“, sagt er. Er sei immer sicher gewesen, dass Neuburg das auch könne. „Also bin ich zum Oberbürgermeister und in den Kulturausschuss – und da kam das gleich gut an.“ Mit der ersten Ausgabe vergangenes Jahr ist er nach wie vor sehr zufrieden. „Ja, es hat etwas geregnet. Aber niemand ist gegangen!“

Nun die Fortsetzung der Kulturtage vom 19. bis 21. August im Amalienhof. Laut Komarek mietet die Stadt die Bühne und übernimmt die Strom- und Gemakosten. Auch sonst gebe es allerhand Sponsoren, denen er genau wie der Stadt sehr dankbar sei. Komarek selbst hat sich um das gekümmert, was auf der Bühne passiert (siehe Infokasten). Die Videos auf seinem Monitor jedenfalls sehen sehr vielversprechend aus.

DK