Milchwerke Ingolstadt-Thalmässing
Herausforderung Tierwohl: Großabnehmer McDonald‘s stellt höhere Ansprüche

21.04.2024 | Stand 21.04.2024, 15:10 Uhr

Die Ingolstädter Betriebsstätte der Milchwerke. Fotos: Schwarz, Goldmilch

Goldene Zeiten für Goldmilch – doch die Zukunft schaut wohl etwas saurer aus: Das ist die Bilanz der Generalversammlung der Milchwerke Ingolstadt-Thalmässing am Freitag in Ingolstadt.



Dabei blickte die Genossenschaft, die auch unter dem Handelsnamen Goldmilch bekannt ist, auf das Jahr 2023 zurück, das man durchaus als Jahr der Superlative verbuchen kann. Es sei „so gut wie noch nie“ gelaufen, stellte der Vorstandsvorsitzende Helmut Rottler fest.

Mit 103,3 Millionen Euro lag der Umsatz 2023 um zwölf Prozent über dem des Vorjahres. Noch wichtiger für die im Jahresschnitt 275 genossenschaftlich organisierten Milchbauern aus der Region (es hören immer wieder welche auf, andere kommen dazu): Der durchschnittliche Milchpreis lag 2023 bei 56,4 Cent je Kilogramm nur knapp unter dem Vorjahreswert von 56,8 Cent. Damit zahlten die Milchwerke Ingolstadt-Thalmässing deutlich mehr als den bayernweiten (50,3 Cent) und deutschlandweiten (45,7 Cent) Durchschnittspreis. Was aber auch daran liegt, dass eine Genossenschaft rechtlich nur ganz geringe Rücklagen bilden darf und so die erzielten Erlöse fast zur Gänze an die beteiligten Landwirte weitergibt. Zum Vergleich: Der Durchschnittspreis für ein Kilogramm Milch lag in den vergangenen zehn Jahren bei 39,5 Cent bei Goldmilch und bei 38,1 Cent bayernweit.

Pulver für Schokolade - Shakes für Schnellrestaurants

Die beiden Milchwerke in Ingolstadt und Thalmässing (Landkreis Roth) verarbeiteten laut der vorgelegten Bilanz rund 153 Millionen Kilogramm angelieferte Milch (im Vergleich zu knapp 140 Millionen Kilogramm im Jahr 2022); 129 Millionen Kilogramm davon wurden von den eigenen Landwirten angeliefert (121 Millionen Kilogramm im Vorjahr), der Rest wurde zugekauft. Die angeliefert Milch verarbeiteten die Milchwerke Ingolstadt-Thalmässing zu fast drei Vierteln zu Vollmilch- und Sahne pulver für die deutsche und europäische Schokoladenproduktion. Knapp 27 Prozent werden zu Grundstoffen für die Herstellung von Milchshakes und Speiseeis; hier zählen McDonald’s-Filialen zu den Hauptabnehmern, aber auch Möbelhäuser der aus Schweden stammenden Ikea-Kette.

Auf der Ausgabenseite wurden beispielsweise in Thalmässinger der Eiswasserspeicher saniert und die Photovoltaikanlage erweitert sowie dort und im Ingolstädter Werk ein Energiemanagementsystem installiert. Stärker zu Buche schlugen 2023 auch die Personalkosten mit 6,5 Millionen Euro (2022: 5,8 Millionen Euro). Am Ende steht ein Betriebsergebnis von 584.000 Euro im Vergleich zu 425.000 Euro im vorangegangenen Jahr.

Veränderungen stehen an

Beim Blick auf das laufende Jahr allerdings zeigten sich Rottler und Milchwerke-Geschäftsführer Hans Einmüller weniger optimistisch. Der Milchpreis werde, so Einmiller, das Niveau der zurückliegenden beiden Jahre nicht halten können. Die Abnahme durch die Schokoladenindustrie werde, so die Vermutung, sinken. Denn diese Branche hat gerade damit zu kämpfen, dass sich der Kakaopreis verfünffacht hat, und so Schokolade im Jahresverlauf deutlich teurer erden wird – was voraussichtlich den Absatz deutlich drücken wird. Eine weitere große Herausforderung für die Milchwerke stellen die Veränderungen bei den Tierwohl-Vorgaben dar. Aller Voraussicht nach wird unter anderem Großabnehmer McDonald’s mittelfristig nur noch Milchprodukte abnehmen, die unter Haltungsform 3 produziert sind. Zur Erklärung: Es gibt bei den Haltungsformen vier Stufen, wobei die 1 für Anbindehaltung im Stall steht, die 4 für Bio-Haltung; die 3 bedeutet die Haltung in einem offenen Stall mit ausreichend Auslauf. Um den dadurch entstehenden Anforderungen gerecht zu werden, beschlossen die Milchgenossen am Freitag daher die Aufnahme einer Milchlieferordnung in die Verträge. Am Ende wird das dazu führen, dass Lieferanten, die unter Haltungsform 3 produzieren, für ihre Milch einen besseren Preis bekommen; der eherne Genossenschafts-Grundsatz „gleicher Literpreis für alle“ würde damit aufgehoben.

Dabei gaben Einmiller und Rottler zu bedenken, dass es Milchbauern gäbe, die aufgrund der Lage ihrer Grundstücke gar nicht in der Lage wären, für den geforderten Auslauf zu sorgen. Allerdings erinnerten beide auch daran, dass bereits jetzt einige Genossenschaften mit unterschiedlichen Milchpreisen arbeiten würden. So werde man auch diese Herausforderung meistern.