Hilfe durch den Robo-Advisor
Digitale Programme bieten auch ökologische Geldanlagen

01.11.2023 | Stand 01.11.2023, 5:00 Uhr

Vermögen verwalten mit Hilfe von beratenden Computerprogrammen: Dahinter steckt der sogenannte Robo-Advisor. Foto: Klose, dpa

Von Max Geissler

Viele Anlegerinnen und Anleger möchten ihr Geld rentabel, aber auch klimafreundlich anlegen. Eine Möglichkeit sind sogenannte Robo-Advisor. Die digitalen Anlageprogramme investieren weitgehend selbstständig in Aktien, Fonds oder ETFs. Das Thema Nachhaltigkeit wird dabei immer wichtiger.



Funktionsweise: Hinter einem Robo-Advisor verbergen sich Computerprogramme, die ähnlich arbeiten wie klassische Bankberater: Sie stufen Anleger anhand eines Fragebogens in Typklassen ein, geben Anlageempfehlungen und setzen diese auf Wunsch in die Praxis um. Um die Sparziele zu erfüllen, stellen Robo-Advisor unterschiedliche Anlagestrategien zur Wahl. Je nach Sparhorizont und Anlageprämissen können Anleger und Anlegerinnen sicherheitsorientiert, ausgewogen oder offensiv investieren. Damit Strategie und Renditeerwartung auf Kurs bleiben, schichten Robo-Advisor bei Bedarf eigenständig Wertpapiere um. Dies geschieht anhand vorgegebener Algorithmen, manchmal greifen auch Spezialisten ein.

Nachhaltig investieren: Robo-Advisor bieten ein breites Spektrum an ökologischen Geldanlagen. Anbieter wie Marktführer Scalable, der Sparkassen-Robo Bevestor, Ginmon, Smavesto oder Zeedin – um nur einige zu nennen – haben neben konventionellen mittlerweile auch rein nachhaltige Anlagestrategien im Programm. Das Wertpapierspektrum der grünen Portfolios orientiert sich dabei meist an den sogenannten ESG-Kriterien, das heißt Umwelt (englisch: Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance). Die konkrete Titel-Auswahl erfolgt in der Regel nach dem „Best-in-Class-Ansatz“. Dadurch werden „Unternehmen einer Branche ausgewählt, die im Branchenvergleich besonders umweltfreundlich oder sozialverträglich sind“, beschreibt die Verbraucherzentrale das Verfahren. Branchen wie Kernenergie, Waffen, Kohle, Öl oder Gentechnik sind zumeist ausgeschlossen. Beim einzeltitelbasierten Anbieter Solidvest etwa prüft ein hauseigenes ESG-Gremium die Aktienauswahl. Andere Robos wiederum fokussieren sich auf sogenanntes Impact Investing (deutsch: wirkungsvolles Investieren). Dadurch sollen die Investitionen eine wirklich messbare Umweltwirkung erzielen, wie es beispielsweise die Robos von Vividam, der GLS und Triodos Bank sowie der rein appbasierte Anbieter „wiLLBe“ der Liechtensteinischen Landesbank (LLB) verfolgen..

Kritik an Fondsanbietern: Die Basis ökologischer Investments sind nachhaltige Fonds und ETFs. Doch die Fondsbranche steht wegen Greenwashing in der Kritik. Das Thema Nachhaltigkeit diene eher Marketingzwecken als echtem Klimaschutz, beklagen Umweltverbände. Dass Greenwashing immer wieder vorkommt, zeigt ein aktuelles Urteil der US-Börsenaufsicht. Die Behörde verhängte eine Strafzahlung von 19 Millionen US-Dollar gegen die Fondsgesellschaft DWS, weil diese mehrere Fonds als zu nachhaltig beworben habe. Auch Marktführer Vanguard steht in der Kritik. Die Umweltinitiative Vanguard S.O.S. forderte den Fondsanbieter auf, sich klar zu den Emissionszielen des Pariser Klimaabkommens zu bekennen..

Rendite: Mit nachhaltigen Robo-Advisorn lassen sich ähnlich gute Renditen erzielen wie mit konventionellen Anlagemodulen. Risikofreudige Anleger konnten mit offensiv ausgerichteten Nachhaltigkeitsmodulen auf Dreijahressicht mehr als 25 Prozent Gewinn einfahren, etwa mit Quirion (27,95 Prozent) oder Growney (26,82 Prozent). Mit ausgewogener Anlagestrategie gelangen Solidvest 13,80 Prozent und Smavesto 11,05 Prozent Kursgewinn (Stichtag 30. September). Sparern sollte aber bewusst sein, dass Geldanlagen in Wertpapieren schwanken. Um Kursverluste zu vermeiden, sollte der Anlagehorizont stets langfristig ausgerichtet sein.

Kosten: Der Einsatz passiv gesteuerter Indexfonds (ETFs) sowie die weitgehend automatisierte Bewirtschaftung der Portfolios ermöglichen Kostenvorteile gegenüber der persönlichen Betreuung in der Bankfiliale. Weniger als ein Prozent Jahresgebühr berechnen zum Beispiel Scalable, Ginmon und CleVR finance; Quirion und wiLLBe begnügen sich sogar mit weniger als 0,5 Prozent. Zu den Verwaltungskosten addieren sich die Produktkosten. Setzen Anbieter ausschließlich kostengünstige ETFs ein, belaufen sich die Jahreskosten auf wenige Zehntel. Wird auch mit klassischen Investmentfonds und Einzeltiteln gespart, können die Produktkosten ein Prozent und mehr betragen. Die Vermögensanlage startet bei einzelnen Anbietern schon ab Beträgen von unter 1000 Euro, für den Kapitalaufbau stehen Sparpläne bereits ab 25 Euro oder 50 Euro im Monat bereit.

Vor- und Nachteile: Es gibt weder feste Vertragslaufzeiten noch Kündigungsfristen. Sparerinnen und Sparer können jederzeit über ihr Geld verfügen, ihre Sparrate ändern oder die Anlagestrategie wechseln. Die Computer gesteuerten Anlageprozesse der Robo-Advisor verhindern, dass Anleger emotional getrieben handeln und dadurch suboptimale Anlageentscheidungen treffen. Dennoch sind Robo-Advisor nicht für jeden Anleger erste Wahl. Ohne Börsenkenntnisse beziehungsweise mit hoher Risikoaversion tun sich Sparer häufig schwer, ihr Vermögen einer digitalen Software anzuvertrauen. In diesem Fall kann die individuelle Betreuung durch einen Wertpapierspezialisten die bessere Wahl sein.

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bia