Wie geht es weiter?
Audi-Stammwerk vor großen Veränderungen

26.02.2022 | Stand 23.09.2023, 2:35 Uhr

Der Audi Q2 wird seit 2016 gebaut. Der kleine SUV rollt in Ingolstadt vom Band und ist eines der Einstiegsmodelle der vier Ringe. Doch seine Tage sind gezählt. Foto: Audi AG

Es ist noch nicht lange her, da freute man sich in Ingolstadt auf den Q6 e-tron. Endlich. Der Einstieg des Heimatwerks in die großangelegte Produktion von E-Autos – samt neuer Batteriemontage. Doch wie von unserer Zeitung berichtet, startet der Wagen später. Vielleicht rollen die ersten erst im Frühling 2024 zu den Händlern. Ein Problem für den Standort an der Donau?

Aus dem Umfeld des Werks vernimmt man durchaus kritische Töne, dass der Q6 e-tron nicht in die Gänge kommt – zumal auch der in Ingolstadt gebaute Q2 auslaufen soll. Der Betriebsrat sei ob dieser Ankündigung schlecht auf die Unternehmensführung zu sprechen und es herrsche Unruhe. Auf Anfrage äußert sich Audi-Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch allerdings betont entspannt: Der Q6 e-tron sei der Einstieg in die Volumenproduktion für E-Modelle in Ingolstadt. Und dann gehe es mit den rein elektrischen Nachfolgern des A6, A4 und A3 in die Zukunft. „Das ist die entscheidende Botschaft für Ingolstadt und nicht ein verspäteter Anlauf. Im Übrigen ist die Auslastung des Werks bis dahin mit dem Vorstand vereinbart.“



Der Audi Q6 e-tron kann als Elektro-Derivat des Q5 angesehen werden. Er basiert auf der neuen PPE (Premium Platform Electric), die gemeinsam mit Konzernschwester Porsche für die exklusiven Elektrofahrzeuge entwickelt wurde. Aufgrund der Bauweise dürfte der Innenraum jedoch mehr Platz bieten als der Verbrenner-Q5.

Anfang des Monats wurde dann öffentlich, dass Volkswagen seine Marken neu ausrichtet. Audi etwa wird in Zukunft auf Einstiegsmodelle verzichten und sich auf höherklassige Fahrzeuge konzentrieren. Bedeutet: Nach TT und A1 wird auch der Q2 keinen direkten Nachfolger mehr bekommen – und vielleicht ist da noch gar nicht Schluss. Das sieht der Betriebsrat kritisch: Der Grundsatzentscheidung, in Zukunft auf Einstiegsmodelle zu verzichten, „stehen wir skeptisch gegenüber. Das haben wir auch gegenüber dem Vorstand mit sehr klaren Worten deutlich gemacht“, sagt Betriebsratschef Mosch unserer Zeitung. Vor allem im Zeitalter der Elektromobilität solle sich Audi einer solchen Möglichkeit nicht verschließen. „Aber die Entwicklung und die Entscheidung über das Produktportfolio obliegt dem Vorstand.“

Audi Q2: Aus nicht überraschend



Die langfristige Ausrichtung und der Verzicht auf kleinere und bezahlbare, damit allerdings auch margenschwächere Autos ist also umstritten. Die Ankündigung, dass der aktuelle und durchaus erfolgreiche Q2 verschwinden könnte, besorgt Peter Mosch indes weniger: „Der Audi Q2 wird noch ein paar Jahre in Ingolstadt gebaut und sichert Arbeit“, meint er. Ihm geht es vor allem um die Auslastung der Werke. „Die Arbeit der Arbeitnehmervertretung beginnt bei der Planung und Diskussion um die Belegung der Werke, denn hier nehmen wir konkret Einfluss im Interesse unserer Kolleginnen und Kollegen bei der Auslastung der heimischen Standorte und damit bei der Sicherung von Arbeitsplätzen. Und hier haben wir als Betriebsrat für eine entsprechende Belegung in den kommenden Jahren gesorgt.“ Zudem sei es die Unternehmensstrategie, dass ab 2026 alle neu in den Markt kommenden Modelle Stromer seien. „Insofern kann es eigentlich niemanden überraschen, dass der Q2 als Verbrenner irgendwann auslaufen wird.“

Und das Unternehmen teilt mit, dass das Modell erst 2020 umfassend aktualisiert wurde und „eine breite internationale Käufergruppe anspricht“. Der Q2 werde noch lange im Angebot bleiben. „Dabei sprechen wir von etlichen Jahren.“

Die Frage ist aber, ob es einen neuen Einstiegs-SUV geben wird und wo dieser gebaut werden könnte. Darauf gibt es keine Antwort. Auch, wann die vollelektrische Version des A3 geplant ist, äußert man sich nicht. Zu hören ist 2025.

DK