Arjen und Adapter-Angst
Deutsches Finale in Wembley: Was London für unseren Reporter bereithielt – und wie er entschädigt wurde

24.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:36 Uhr

DK-Sportredakteur Alexander Petri berichtete aus dem Wembley-Stadion. Foto: privat

Als Arjen Robben in der 89. Minute das 2:1 für die Bayern erzielt und irren Blickes mit ausgebreiteten Armen zum Jubellauf ansetzt, sacke ich enttäuscht auf dem Pressetribünensitz zusammen. Nicht weil ich BVB-Fan bin, nein. Sondern, und exakt so fühlt es sich in diesem Moment an, weil Robben mich, die fast 90000 Fans im Wembley-Stadion und Millionen am TV damit um die Verlängerung betrogen hat. Finals sind ja selten die brillantesten Spiele, weil es um so viel geht, doch diesem berauschenden Fußballfest hätte ich noch stundenlang zuschauen können. Auch auf die Gefahr hin, dass die U-Bahn dann längst ihren Dienst eingestellt und ich es nicht mehr in mein Hotel am anderen Ende Londons geschafft hätte. Rasanz, Spannung, Atmosphäre: Alles stimmt an diesem kühlen Frühlingsabend, die Rivalität zwischen den beiden besten deutschen Klubs kulminiert in diesen 90 Minuten. Acht Spieler, die im Finale von Wembley auflaufen, werden ein Jahr später in Brasilien Weltmeister.
Ein Reporter hingegen wird am Tag vor dem Endspiel zum Nervenbündel. Nachdem ich durch London gestreift bin, mit Fans gesprochen und die Stimmung in der Stadt aufgesogen habe, will ich im Medienzentrum des Stadions meine Akkreditierung abholen und das Erlebte in einen Text fassen. Doch als ich den Laptop an den Strom anschließen will, weiß ich plötzlich, was ich vergessen habe: einen Adapter für die dreipoligen britischen Steckdosen. Mist, Anfängerfehler.

Die Zeit drängt langsam, in Rekordzeit hacke ich meine Reportage in die Tasten und bete, dass der Akku hält. Tut er glücklicherweise, der Text geht rechtzeitig raus. Und zum Glück befindet sich zwischen Stadion und U-Bahn-Station ein Elektronikmarkt, der – vermutlich in Erwartung dämlicher deutscher Journalisten – über ein breites Adapter-Sortiment verfügt. Als ich tags darauf im Stadion den Laptop aufklappe, ist er voll geladen. Robben hätte es also nun wirklich nicht so eilig haben müssen.