Triumph am Mega-Wahltag
US-Vorwahlen: Inmitten des Jubels am „Super Tuesday“ auch Warnsignale für Trump

06.03.2024 | Stand 06.03.2024, 11:58 Uhr

Donald Trump spricht von einem „fantastischen Abend“. − Foto: CHANDAN KHANNA / AFP

Durch den Ballsaal von Donald Trumps Kitschpalast in Südflorida rollen mächtige Wellen des Jubels. Einen Trump-Sieg nach dem anderen verkünden die US-Sender bei den Vorwahlen der Republikaner am „Super Tuesday“.



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Nach seinem Triumph an diesem Mega-Wahltag steht endgültig fest, dass Trump die Kandidatur gegen Präsident Joe Biden nicht mehr zu nehmen ist.

„Fantastischer Abend“



Von einem „fantastischen Abend“ spricht denn auch der 77-jährige Ex-Präsident, als er schließlich die Bühne des Ballsaals betritt. „Sie nennen es nicht umsonst den Super Tuesday.“ Seine einzige verbliebene parteiinterne Konkurrentin im Präsidentschaftsrennen, die frühere Gouverneurin und Ex-Botschafterin Nikki Haley, würdigt der Rechtspopulist mit keinem Wort.

Schon vor dem Mega-Wahltag waren Haleys Aussichten auf die republikanische Präsidentschaftskandidatur nur noch minimal, nachdem sie bereits bis dahin die meisten Vorwahlen verloren hatte. Am „Super-Dienstag“ siegt Trump dann in 14 der 15 Bundesstaaten, darunter in den bevölkerungsreichsten US-Staaten Kalifornien und Texas. Lediglich im kleinen Neuenglandstaat Vermont gewinnt Haley und verhindert damit Trumps Total-Triumph.

Vorwahlen sollen in zwei Wochen auch rechnerisch entschieden sein



Rein rechnerisch sind die republikanischen Vorwahlen auch nach dem Super Tuesday noch nicht entschieden. Das Trump-Team geht jedoch davon aus, dass dies spätestens in zwei Wochen der Fall sein wird. Um beim Republikaner-Parteitag im Juli zum Präsidentschaftskandidaten gekürt zu werden, werden die Stimmen von 1215 der 2429 Delegierten gebraucht. Nach dem „Super Tuesday“ hat Trump laut Schätzung des Senders CNN mindestens 1040 Delegierte sicher.

Doch ein Haley-Sprecher zeigt sich am Dienstagabend trotzig: „Es bleibt ein großer Block von republikanischen Vorwählern, die große Besorgnis über Donald Trump zum Ausdruck bringen.“ Tatsächlich findet Haley Anklang bei moderat-konservativen Wählerinnen und Wählern, die Trump zu extrem und zu alt finden und die auch wegen der gegen ihn laufenden Strafverfahren besorgt sind.

Warnsignale für Trump



Dass Haley in Vermont gewonnen hat und in anderen Staaten zweistellige Prozentzahlen einfährt, sind insofern durchaus Warnsignale für Trump. Denn für den Sieg gegen Biden am 5. November reicht die sektenartige Unterstützung nicht, die er an der rechten Basis genießt. Vielmehr wird es darauf ankommen, dass er bei politisch in der Mitte stehenden Wählern punktet.

Der republikanische Stratege Karl Rove appelliert denn auch an Trump, dass er sich nach seinem Super-Tuesday-Triumph für die Geschlossenheit der Partei engagieren solle. Dabei sei „noch einige Arbeit zu erledigen“, warnt Rove im rechtsgerichteten Sender Fox News. Dies wird etwa durch eine CNN-Nachwahlbefragung in North Carolina unterstützt, in der 81 Prozent der Haley-Wähler sagen, sie würden nicht automatisch den von ihrer Partei nominierten Präsidentschaftskandidaten unterstützen.

Risiken durch juristische Verstrickungen



Auch seine juristischen Verstrickungen bergen für Trump noch einige Risiken. Zwar hat ihm das konservativ dominierte Oberste Gericht einen Aufschub verschafft, indem es auf seinen Antrag hin die Frage prüfen wird, ob er als Ex-Präsident gegen strafrechtliche Verfolgung immun ist.

Diese Prüfung wird zumindest einen Teil der gegen Trump anstehenden strafrechtlichen Prozess verzögern - darunter jenen vor einem Bundesgericht in Washington, in dem es um seine Rolle bei der Kapitol-Erstürmung geht, seine Wahlniederlage gegen Biden von 2020 zu kippen. Doch auch wenn es vor der Wahl möglicherweise nicht mehr zu einem Urteil in Trumps Strafverfahren kommen wird, könnten schon diese Verfahren allein manche moderate Wähler abschrecken.

Auch Biden nicht alle hinter sich



Auf der anderen Seite hat auch Biden seine Demokratische Partei keineswegs geschlossen hinter sich vereint. Der linke Flügel hadert mit seiner Unterstützung für Israel im Gazakrieg und seinem zunehmend harten Kurs in der Einwanderungspolitik. Und auch an der eigenen Basis gibt es starke Bedenken wegen des hohen Alters des 81-Jährigen.

So gibt es - wie schon einige Tage zuvor in Michigan - am „Super Tuesday“ bei den Vorwahlen der Demokraten in einigen Bundesstaaten einen höheren Anteil von Wählern, die Biden durch Ankreuzen einer „Neutral“-Option die Unterstützung verweigern. In North Carolina beispielsweise sind dies 12,7 Prozent, in Minnesota sogar 19 Prozent.

Trotzdem sind die Vorwahlen für Biden natürlich ein Selbstläufer, da er keine ernsthaften internen Rivalen hat. Was sich auch nicht dadurch ändert, dass er am „Super Tuesday“ in Amerikanisch-Samoa verliert. In dem Südseegebiet unterliegt er bei nicht gerade reger Wahlbeteiligung dem Geschäftsmann Jason Palmer - der holt 51 Stimmen, der Präsident nur 40.

− afp