#BorisorBust
Stimmen für Johnson als Truss-Nachfolger mehren sich in britischer Regierung

21.10.2022 | Stand 22.10.2022, 14:17 Uhr

Kommt Boris Johnson zurück in die Downing Street 10? Der Vorgänger von Liz Truss könnte auch ihr Nachfolger werden. −Foto: dpa

In der britischen Regierung mehren sich die Stimmen für Boris Johnson als Nachfolger der zurückgetretenen Premierministerin und Tory-Parteichefin Liz Truss. Verteidigungsminister Ben Wallace sagte am Freitag: „Im Moment tendiere ich zu Boris Johnson.“





Auch Energie- und Wirtschaftsminister Jacob Rees-Mogg sprach sich für den vor wenigen Monaten wegen diverser Skandale als Premierminister zurückgetretenen Johnson als Partei- und Regierungschef aus. Als Erste erklärte derweil Kabinettsmitglied Penny Mordaunt ihre Kandidatur für die Truss-Nachfolge.

Wallace verwies darauf, dass Johnson die konservativen Tories 2019 zu einem überwältigenden Wahlsieg geführt habe. Allerdings habe Johnson noch „einige Fragen zu beantworten“, fügte Wallace hinsichtlich der zahlreichen Skandale, die Johnsons Amtszeit begleitet hatten, hinzu.

#BorisorBust (Boris oder Nichts) auf Twitter

Energie- und Wirtschaftsminister Rees-Mogg schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter die Losung „#BorisorBust“ (Boris oder Nichts). Nur Johnson könne die nächste Parlamentswahl gewinnen. Auch Kabinettsmitglied Simon Clarke sprach sich für Johnson aus. Berichten zufolge brach der Ex-Premier bereits seinen Karibikurlaub ab, um am Montag in London vor Ort zu sein. Er soll sich auch schon zu einer Kandidatur bereit erklärt haben, heißt es aus Tory-Kreisen.

Johnson war Anfang Juli nach einer parteiinternen Revolte gegen seine viel kritisierte Amtsführung während seiner drei Jahre als Parteichef und damit auch als Premierminister zurückgetreten. Truss wurde von den Mitgliedern seiner Tory-Partei zur neuen Parteichefin gewählt und wurde damit automatisch auch Regierungschefin.

Nach nur sechs Wochen im Amt verkündete sie infolge massiven Drucks auch aus der eigenen Partei am Donnerstag ihren Rücktritt. Grund waren massive Fehler in der Finanz- und Steuerpolitik, die zu heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten geführt hatten.

Mordaunt, die als Unterhauschefin dem Kabinett angehört, erklärte am Freitag ihre Kandidatur. Sie stehe für „einen Neuanfang, eine geeinte Partei und eine Führung im nationalen Interesse“, erklärte die 49-Jährige.

Ex-Finanzminister Rishi Sunak gilt als Favorit

Als aussichtsreichster Kandidat gilt aber Ex-Finanzminister Rishi Sunak - nicht zuletzt, weil er die katastrophalen Konsequenzen von Truss` Wirtschaftsplänen während des Wahlkampfs um den Parteivorsitz im Sommer vorausgesagt hatte. Als weitere mögliche Kandidatin gilt die zurückgetretene Innenministerin Suella Braverman. Finanzminister Jeremy Hunt hingegen schloss eine erneute Kandidatur aus.

Das ehemalige Regierungsmitglied Tim Loughton forderte die vier “großen Tiere„ Sunak, Mordaunt, Hunt und Wallace auf, sich auf einen Kandidaten zu einigen, damit “wir zu einem gewissen Maß an Normalität zurückkehren können„.

Die Bewerber müssen bis Montag die Unterstützung von mindestens 100 der 357 Tory-Abgeordneten vorweisen. Das heißt, höchstens drei von ihnen können tatsächlich kandidieren. Danach müssen sich die Angeordneten entweder auf zwei Kandidaten einigen, über die die 170.000 Parteimitglieder bis zum kommenden Freitag in einer Online-Abstimmung entscheiden - oder sie bestimmen direkt einen Kandidaten, der in die Downing Street einzieht.

Die Opposition warf den regierenden Tories unterdessen mangelnden Respekt gegenüber den Wählern vor. Labour-Chef Keir Starmer forderte umgehende Neuwahlen und erklärte, Großbritannien “kann nicht noch ein Experiment„ vertragen. Labour liegt in aktuellen Umfragen mit einem großen Vorsprung vor den Konservativen.

− afp