Meist weibliche Opfer
Medienbericht: Mindestens 13 Tote in zwei Jahren bei Ehrenmorden in Deutschland

21.01.2023 | Stand 21.01.2023, 15:17 Uhr

Über den Bahnhof Südkreuz sollen 2021 zwei Brüder ihre ermordete Schwester in einem Koffer nach Bayern gebracht und dort vergraben haben. Mehrere Ehrenmorde wie diese hat es einer Studie zufolge in den vergangenen zwei Jahren in Deutschland gegeben. −Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

In Deutschland sind in den vergangenen zwei Jahren mindestens 13 Menschen nach sogenannten Ehrenmorden zu Tode gekommen. Darunter befanden sich neun Frauen, wie aus einer Studie von Terre des Femmes hervorgeht.





Darüber berichtet die „Welt am Sonntag“. Hinzu kämen weitere 13 Opfer eines versuchten Mordes, davon 8 Männer. Die vermeintliche „Ehrverletzung“ besteht den Angaben zufolge in diesen Fällen regelmäßig in einem Verhalten, das gegen auferlegte Verhaltensnormen zur weiblichen Sexualität und zur sozialen Stellung der Frau verstößt. Den Frauen werde dabei das Recht auf eine freie Lebensgestaltung abgesprochen. Dadurch könnten auch Männer Opfer werden, etwa neue, „nicht legitime“ Partner oder Väter unehelicher Kinder.

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Terre des Femmes geht von einer hohen Dunkelziffer aus. „Ehrenmorde“ seien zudem „nur die Spitze des Eisbergs“, so die zuständige Referentin Elisabeth Gernhardt. „Mädchen und Frauen werden im Namen der Ehre unterdrückt, misshandelt und zwangsverheiratet.“

„Völlig verfehlte Integration“



Die Vizevorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Andrea Lindholz (CSU), forderte, die kulturellen und religiösen Zusammenhänge klar zu benennen. „Diese unfassbaren Taten zeugen von einer völlig verfehlten Integration. Wer einem brutalen archaischen Ehrenkodex folgt, hat in Deutschland nichts zu suchen.“

Die SPD-Familienpolitikerin Leni Breymaier dagegen sagte: „Häusliche Gewalt betrifft nicht nur eine bestimmte Kultur; sie ist überall vorhanden.“ Es gelte, Frauen und Kinder vor Gewalt zu schützen und präventive Täterarbeit auszubauen.

− kna