Mit interaktiver Bayern-Karte
Verschiedene Landkreise, unterschiedliche Prognosen: So entwickelt sich die Bevölkerungszahl

10.04.2024 | Stand 10.04.2024, 17:11 Uhr

Innerhalb Bayerns gibt es deutliche Unterschiede hinsichtlich der Prognosen. Um über elf Prozent wird die Bevölkerungszahl im Landkreis Kelheim bis 2040 beispielsweise wachsen; im Kreis Roth nur um gut vier Prozent. − Foto: MGB/datawrapper

Weniger Menschen im Osten, mehr werden es dagegen in großen Städten: Bei der Bevölkerungszahl legt Deutschland laut einer Studie bis zum Jahr 2040 minimal zu. Der „Wegweiser Kommunen“ der Bertelsmann Stiftung besagt, dass hierzulande in 16 Jahren rund 0,6 Prozent mehr Menschen leben werden.



Das Problem: Die Entwicklung verteilt sich sehr unterschiedlich auf die einzelnen Bundesländer. Und auch innerhalb der Region gibt es deutliche Unterschiede. Welche, sehen Sie in dieser interaktiven Karte:



Vor allem im Nordosten wird Bayerns Bevölkerung schrumpfen, im Nordwesten stagnieren, in den übrigen Regionen aber meist kräftig wachsen: Um 4,4 Prozent oder fast 600.000 Menschen wird die Bevölkerung im Freistaat zwischen 2020 und 2040 zulegen. Das Plus ist damit erheblich stärker als auf Bundesebene mit 0,6 Prozent.

Lesen Sie dazu auch: Bayern wird deutlich älter: Personalnot in Pflege droht sich dramatisch zu verschärfen

Die Entwicklung wird in den Regionen und Landkreisen jedoch sehr unterschiedlich ausfallen. „So sind Bevölkerungsrückgänge in Oberfranken und in Teilen der Oberpfalz zu erwarten“, hieß es. In Schwaben, Nieder- und Oberbayern dürften hingegen Zuwächse verzeichnet werden, Unterfranken werde weitgehend stagnieren. Die Entwicklung in den 97 Kreisen und kreisfreien Städten liegt den Angaben zufolge zwischen plus 11,5 Prozent im Landkreis Mühldorf am Inn und minus 6,1 Prozent im Landkreis Kronach.

Deutlicher Anstieg von Schülern



Auch bei den Altersgruppen wird es laut Studie sehr unterschiedliche Entwicklungen geben. Krippen- und Kindergartenkinder werden demnach weniger, auch die Zahl der 25- bis 65-jährigen potenziell Erwerbstätigen. Bei den Schülern hingegen gebe es deutliche Anstiege, bei den jüngeren Erwachsenen noch einen leichten Zuwachs. Mit knapp 35 sowie 38 Prozent steige hingegen die Zahl der Senioren ab 65 beziehungsweise 80 Jahren massiv an.

Der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung legt somit bis zum Jahr 2040 von 20,7 auf 27 Prozent zu, also von etwa jeder fünften auf mehr als jede vierte Person. Das sogenannte Erwerbspersonenpotenzial wird hingegen um 7,6 Prozent schrumpfen. „Neben den Alterssicherungs- und Bildungssystemen sieht sich also auch der Arbeitsmarkt mit einer anspruchsvollen demografischen Dynamik konfrontiert“, so die Forscher.

Auch die Kommunen stünden vor großen Herausforderungen: „Ältere Menschen stellen andere Anforderungen an die kommunale Infrastruktur als jüngere, auf Wachstum muss anders reagiert werden als auf Schrumpfung.“ Die Kommunen müssten sich auch auf den kommenden Pflegebedarf einstellen „beispielsweise im Bereich Betreuungseinrichtungen für ältere Menschen oder für Hochbetagte“.

Bevölkerungsrückgang im Saarland und im Osten



Bundesweit gesehen müssen das Saarland und die östlichen Länder mit Bevölkerungsrückgängen planen. Für die anderen Bundesländer prognostizieren die Autoren ein Plus oder Stagnation. Der Berechnung zufolge liegt die Bevölkerungsentwicklung in den 13 Flächenländern zwischen plus 4,6 Prozent für Baden-Württemberg und minus 12,3 Prozent in Sachsen-Anhalt. In den Stadtstaaten Berlin und Hamburg gibt es mit 5,8 und 3,5 Prozent ein deutliches Plus. Bremen legt mit 1,1 Prozent nur moderat zu.

„Drei Faktoren sind für Vorausberechnungen entscheidend: Geburten, Sterbefälle und Wanderungen. Die Punkte 1 und 2 entwickeln sich relativ stringent, die Wanderungen sind der schwierige Teil“, sagt Autorin Petra Klug. „Es gab in den vergangenen Jahren zwei Ereignisse, die Vorausberechnungen erschwert haben. Das war 2015 der Krieg in Syrien und 2022 der Krieg in der Ukraine. Beide hatten und haben extreme Auswirkungen auf die Berechnungen“, so die Expertin der Bertelsmann Stiftung.

Spanne des Medianalter zwischen Ländern fast 10 Jahre



Wie groß die Unterschiede bei der Altersstruktur in der bundesweiten Bevölkerung sind, zeigt das sogenannte Medianalter. Dieser Wert teilt die Bevölkerung in eine jüngere und eine ältere Hälfte ein. Bundesweit steigt das Medianalter bis 2040 um 1,2 Jahre auf 47,1. Die Spanne zwischen den Bundesländern liegt bei fast 10 Jahren.

Eine weitere Studie zeigt, dass das Durchschnittsalter von Vätern bei der Geburt ihrer Kinder in Deutschland seit Jahren steigt. Im Jahr 1991 lag das mittlere Alter von Vätern bei der Geburt des Nachwuchses bei 31,0 Jahren, wie Forscher des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und der Universität Oldenburg in der Fachzeitschrift „Human Reproduction“ berichten. 2022 waren sie im Schnitt 34,7 Jahre alt. „Dieser Trend ist weltweit in vielen Ländern zu beobachten“, schreibt das BiB in Wiesbaden in einer Mitteilung.

− dpa