Warnstufe 4 von 5
Tote Skifahrer in Österreich gefunden - Große Lawinen-Gefahr in den Alpen

04.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:52 Uhr

Österreich, Wildkogel: Ein Schild warnt im Skigebiet auf dem Wildkogel in den Alpen vor Lawinengefahr. −Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Trotz aller Warnungen vor großer Lawinengefahr haben Skifahrer in Österreich mit teils tödlichen Folgen die gesicherten Pisten verlassen. In großen Teilen der österreichischen und bayerischen Alpen herrscht die zweithöchste Lawinenwarnstufe.



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Im Zillertal in Tirol konnte laut Polizei am Samstag ein junger Skifahrer nur mehr tot unter den Schneemassen geborgen werden. Zuvor war ein seit Freitagabend vermisster Wintersportler im Kleinwalsertal leblos unter einer Lawine gefunden worden.

Nach dem Vermissten im Kleinwalsertal war nach Angaben der Polizei seit Freitagabend gesucht worden. Vor allem in Tirol gingen zahlreiche Meldungen über Lawinenabgänge ein, zumeist wurden jedoch keine Menschen erfasst.

Ein Meter Neuschnee - Warnstufe 4 von 5



In den vergangenen Tagen war regional mehr als ein Meter Neuschnee gefallen. Dadurch wurde auch der Straßenverkehr erheblich behindert. Der Verkehrsclub ÖAMTC zählte vormittags 17 Straßensperren wegen Lawinengefahr. Auf 46 Straßenabschnitten galt Schneekettenpflicht. Fachleute appellierten an die Wintersportler, große Vorsicht walten zu lassen. Unerfahrene sollten die Pisten derzeit nicht verlassen. In höheren Lagen herrschte am Samstag verbreitet Lawinengefahr der Stufe vier auf der fünfteiligen Skala.

„Die Leute sind sehr unverantwortlich unterwegs und immer wieder im freien Skiraum - sie glauben es einfach nicht“, sagte ein Behördensprecher in Vorarlberg. Am Arlberg wurde am Samstag eine Suchaktion nach zwei möglicherweise verschütteten Skifahrern mehrere Stunden lang unterbrochen, weil für die Rettungskräfte die Gefahr weiterer Lawinen zu groß geworden war. Ebenfalls am Arlberg wurde ein 15-jähriger Wintersportler nach einem Lawinenabgang im freien Skiraum nach einer Viertelstunde unter dem Schnee lebend geborgen und ins Krankenhaus geflogen.

Erst am Freitag war ein 32-jähriger chinesischer Skifahrer bei einem Lawinenabgang abseits der Piste im Tiroler Ötztal ums Leben gekommen. Der Verschüttete wurde nach der Bergung reanimiert, starb jedoch kurz darauf.

15-Jähriger von Lawine schwer verletzt



Ein 15-jähriger Deutscher, der in Österreich wohnt, war ebenfalls am Freitag von einer Lawine in Fieberbrunn mitgerissen worden. Er war mit zwei Österreichern im Alter von 23 und 29 Jahren und einem 60-jährigen Deutschen westlich der Gondelbahn Reckmoos abseits der Piste gefahren. Der Jugendliche konnte seinen Lawinenrucksack auslösen - und wurde so nur teilweise verschüttet. Er kam mit schweren Verletzungen in eine Klinik nach Innsbruck.

Mehrere Unfälle in den bayerischen Alpen



Auch in den bayerischen Alpen kam es laut Lawinenwarndienst Bayern in den vergangenen Tagen zu mehreren Abgängen und Unfällen, an denen Wintersportler beteiligt waren. Besonders in den Gebieten Ochsenälpeleskopf, Rotwand, Tanzeck, Zugspitze und im Allgäu seien nach Osten exponierte Triebschneehänge oberhalb von 1400 Metern betroffen gewesen. Dabei sei aber niemand schwer verletzt worden.

Wummgeräusche und Risse weisen auf die Lawinengefahr hin



Am Samstag bleibe die Lage in den Berchtesgadener Alpen, den Werdenfelser Alpen und am Allgäuer Hauptkamm angespannt. Oberhalb der Waldgrenze sei die Lawinengefahr groß (Stufe 4), unterhalb davon erheblich (Stufe 3). Schneebrettlawinen könnten sich vielerorts von selbst lösen oder durch einen einzelnen Skifahrer ausgelöst werden. Gefahrenstellen befinden sich laut dem Lawinengefahrdienst im Steilgelände aller Expositionen, auch kammfern, vor allem unterhalb von Geländekanten und in Rinnen und Mulden sowie unterhalb von Felswänden. Die steigende Gefahr bemerke man unter anderem an „Wummgeräuschen“ und Rissbildungen.

Erst am Sonntag soll sich die Lawinenlage in den Berchtesgadener Alpen laut Warndienst langsam etwas entspannen. Oberhalb der Waldgrenze gehe die Warnstufe laut Prognose auf Stufe 3 („erheblich“) zurück.

− dpa/age/ajk