Lebenshaltungskosten
Stornowelle im Wohnungsbau: Mietausfälle befürchtet

20.09.2022 | Stand 20.09.2022, 22:58 Uhr

Wohnungen - Blick auf die Fassaden von Wohnhäusern. - Foto: Nicolas Armer/dpa/Symbolbild

Bayerns Wohnungsunternehmen fürchten wegen der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten hohe Mietausfälle und einen Einbruch des Wohnungsbaus. Nach einer internen Umfrage des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW) unter seinen knapp 500 Mitgliedsfirmen rechnet mehr als die Hälfte (56 Prozent) mit ausbleibenden Zahlungen beträchtlicher Teile ihrer Mieterschaft. «Neben den hohen Bau- und Grundstückskosten wirken sich auch die Folgen der Energiekrise zunehmend auf den Wohnungsbau aus», sagte Verbandsdirektor Hans Maier am Montag in München.

Um die eigene Liquidität nicht zu gefährden, will demnach jedes zweite Wohnungsunternehmen Neubauvorhaben oder Modernisierungsprojekte zurückstellen. Für 2023 erwartet Maier deutlich sinkende Neubauzahlen.

Im VdW Bayern sind 493 Wohnungsunternehmen mit rund 540.000 Wohnungen zusammengeschlossen, überwiegend Genossenschaften und kommunale Wohnungsunternehmen. Laut Münchner Ifo-Institut haben die Wohnungsbaufirmen bundesweit mit einer anhaltenden Stornierungswelle zu kämpfen. Im August meldete demnach mehr als jedes zehnte Unternehmen (11,6 Prozent), dass Bauherren Aufträge zurückgezogen hätten. Schon im Juli hatte es ein ganz ähnliches Bild gegeben. Grund ist laut Ifo der starke Anstieg der Baukosten mit hohen Material- und Energiepreisen, höheren Zinsen und gekürzten staatlichen Zuschüssen.

Dementsprechend hat sich in der Wohnungsbaubranche Pessimismus breit gemacht, viele Unternehmen fürchten schlechtere Geschäfte. «Die Unternehmen verfügen immer noch über prall gefüllte Auftragsbücher, aber mit Blick auf die künftige Entwicklung greift die Angst um sich», sagte Ifo-Wohnungsbaufachmann Felix Leiss. Der Ifo-Index der Geschäftserwartungen im Wohnungsbau sank auf minus 48,3 Prozent. Das ist laut Ifo der tiefste Stand seit Beginn der monatlichen Befragungen im Jahr 1991. Die Umfrage war Teil der monatlichen Konjunkturumfrage des Instituts in der deutschen Wirtschaft.

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