Nürnberg
Rock im Park soll sauberer werden

Über 185 Tonnen Müll vor drei Jahren – Heuer soll es erheblich weniger werden

01.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:41 Uhr

Über die Bemühungen zu mehr Nachhaltigkeit informieren Peter Pracht, Martin Reitmaier und Carolin Hilzinger vom Veranstalter Argo Nürnberg OB Marcus König (von links). Foto: Pelke

Von Nikolas Pelke

Nürnberg – Die einen freuen sich, den anderen graust’s: Über „Rock im Park“ scheiden sich die Geister. Während rund 70000 Musikfans den Start des Rockfestivals an diesem Wochenende kaum erwarten können, dürften beispielsweise die Anwohner über die bevorstehende Dauerbeschallung stöhnen.

Der Stadt ist besonders der wachsende Müllberg ein echter Dorn im Auge. Allein über 185 Tonnen Unrat sind beim bis dato letzten Rock-im-Park-Festival vor drei Jahren zusammengekommen. Heuer soll es auf Wunsch von Oberbürgermeister Marcus König (CSU) deutlich weniger sein. „Wir machen jetzt die ersten großen Schritte zur Müllvermeidung“, so König beim gemeinsamen Rundgang mit den Festival-Machern über das Gelände. Bis 2035 müsse Rock im Park genauso wie die Stadt klimaneutral werden. Mit den Anstrengungen für ein bessere Ökobilanz soll das Festival langfristig in Nürnberg erhalten werden. „Nürnberg freut sich, dass Rock im Park wieder stattfinden kann und nach der Corona-Pause wieder beinahe ausverkauft ist“ , sagt König.

Einweg-Plastikverpackungen und Tetrapaks sind tabu

Die Reise in die Nachhaltigkeit soll in diesem Jahr richtig beginnen. Dazu werden auf dem Festivalgelände Einwegverpackungen bei den Essensständen verbannt. Auch Tetra-Verpackungen sind rund um die Bühnen nicht mehr erlaubt. Auf den Campingplätzen dürfen diese allerdings noch verwendet werden. Zusätzlich ist die Zahl der „grünen Campingplätze“ auf knapp 9000 verdoppelt worden. In diesen Zeltbereichen soll auch auf Mülltrennung geachtet werden.

Auf den restlichen Zeltplätzen sind die Festival-Macher dagegen schon froh, wenn die Rockfans den Unrat überhaupt in einer Tonne entsorgen und nicht einfach auf den Boden schmeißen. Hier sei beispielsweise an Mülltrennung noch überhaupt nicht zu denken, sagt Carolin Hilzinger vom Festival-Veranstalter Argo Konzerte. Genauso berühmt wie berüchtigt sei beispielsweise die Campingwiese mit der Nummer 4 beim Dutzendteich. Hier wolle man darauf achten, dass der Boden nicht nach wenigen Stunden wie ein Schlachtfeld aussieht.

Die Besucher sind dazu dazu aufgefordert, das Camping-Equipment nach dem Festival nicht einfach stehen und liegen zu lassen. Alte Zelte, Stühle, Tische und Matratzen sind zuletzt ein wachsender Posten beim Müllaufkommen gewesen. Das liegt laut Hilzinger wohl an den geringen Preisen für Zeltausrüstungen. Auf die Ausgabe von Müllsäcken will man dagegen heuer verzichten. „Viele Festival-Besucher haben diese Pfand-Müllsäcke als Freibrief missverstanden und daraus Regen-Ponchos gebastelt.“ Außerdem hätten die rund 70000 Plastikmüllsäcke allein rund zwölf Tonnen zum gesamten Müllaufkommen beigetragen.

Reinigungstrupps werden verdoppelt

Um der Abfallflut besser Herr werden zu können, sollen stattdessen mehr Mülleimer aufgestellt werden. Außerdem werden die Reinigungstrupps verdoppelt. Nach dem Festival muss das Gelände nach zwei Tagen laut Stadt wieder blitzblank ausschauen.

„Wir werden das Areal sauberer hinterlassen als vorher“, betont Carolin Hilzinger. Zudem würden über 1000 Toiletten durch Öko-Alternativen ersetzt werden. Statt mit Chemie würden diese mit wassersparender Hochdruckreinigung arbeiten. „Somit entfällt die umweltschädliche Chemie für über 1000 Chemie-Toiletten auf dem gesamten Gelände.“ Die alten Festival-Klos hätten zweimal täglich mit je 16 Litern der Chemielösung mit der typisch blauen Farbe gefüllt werden müssen. Insgesamt sollen durch den Einsatz der umweltfreundlichen stillen Örtchen mehr als 115000 Liter umweltbelastende Chemiefüllung eingespart werden.

HK