Feste
Oktoberfest 2024 ohne Bauern: dafür Oide Wiesn

19.01.2024 | Stand 20.01.2024, 21:27 Uhr |

Bayerisches Zentral-Landwirtschaftsfest - Blick vom Riesenrad aus auf das Bayerische Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) hinter dem Oktoberfestgelände in München (Bayern). - Foto: picture alliance / dpa/Archivbild

Freude bei den einen, Enttäuschung bei den anderen: Die Bauern werden dieses Jahr beim Oktoberfest nicht den Südteil des Festgeländes beanspruchen. Dafür ist nun Platz für die beliebte Oide Wiesn.

Kühe, Schafe, Schweine, Traktoren - gleich daneben rasante Fahrgeschäfte: Diese ungewöhnliche Kombination gab es bisher alle vier Jahre zum Oktoberfest auf der Theresienwiese in München. Der jahrhundertealten Tradition folgend gehörte der Südteil des Festgeländes dann dem Bayerischen Bauernverband (BBV) für sein Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF). Dafür musste die seit 2010 etablierte und bei Einheimischen beliebte Oide Wiesn pausieren.

Für dieses Jahr hat der Verband nun das ZLF abgesagt - erstmals in der Geschichte mangels Beteiligung von Ausstellern. „Diese Entscheidung ist uns außerordentlich schwergefallen. Sie schien uns angesichts der über 200-jährigen Tradition der Veranstaltung als undenkbar und sie war für uns bis vor Kurzem auch nicht absehbar“, sagte BBV-Generalsekretär Georg Wimmer laut Mitteilung vom Freitag. Das ZLF, eng verknüpft mit der Entstehung des Oktoberfest 1810, sollte parallel zur Wiesn vom 21. bis zum 26. September stattfinden.

„Ein lachendes und ein weinendes Auge“, kommentierte der Münchner Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU). „Die Oide Wiesn findet statt - und leider fällt das ZLF aus.“ Aber: „Die Münchner lieben die Oide Wiesn und wir werden es möglich machen sie stattfinden zu lassen.“

Die Oide Wiesn hatte sich aus den Feiern zum 200-jährigen Bestehen des Oktoberfests 2010 etabliert. Mit ihrem eher traditionellen Ansatz, mit historischen Fahrgeschäften und Bierzelten mit weniger Partystimmung ist sie vor allem für Einheimische ein Anziehungspunkt. Im vergangenen Jahr lockte sie rund eine halbe Million Besucher an.

Mehrere Hunderttausend Besucher kamen regelmäßig auch zum ZLF. 2020 fiel es wegen Corona aus, 2016 beteiligten sich rund 650 Aussteller. Nun gab es bis zum Anmeldeschluss Mitte Januar nicht einmal halb so viele Interessenten. „Wir sehen keine Möglichkeit, so 2024 ein für die Besucher, Aussteller und uns als Veranstalter attraktives und wirtschaftlich tragfähiges ZLF durchzuführen“, sagte Wimmer.

Es habe nicht an den Bauern gelegen - „die würden gern in die Stadt kommen, feiern und sich und ihre Arbeit präsentieren“, erläuterte BBV-Sprecher Markus Drexler. „Doch die Veranstaltung finanziert sich zum größten Teil durch die Ausstellungsfläche.“ Es gehe also vorrangig um die Aussteller, deren Einschätzung zur wirtschaftlichen Situation und zur Investitionsbereitschaft in der Landwirtschaft - und die vergleichsweise hohen Kosten der Veranstaltung parallel zum Oktoberfest.

Bis zum 29. Februar können sich Schausteller, Marktkaufleute und Wirte nun für die Oide Wiesn bewerben. Sonst endet die Frist zum Jahresende - weniger Zeit für alle also. „Hunderte Stunden Arbeit müssen extra investiert werden, um die Ausschreibungs- und Auswahlverfahren nachzuholen“, sagt Baumgärtner. „Wir können es schaffen“, heißt es dazu aus seinem Referat.

Auch Wirte und Schausteller sind optimistisch. „Wir wären auch auf dem ZLF mit dem Zelt gestanden“, sagte der Wirt des Festzelts Tradition, Toni Winklhofer. „Das Zelt wäre auf dem ZLF allerdings um 1000 Plätze kleiner gewesen. Wir müssen schon etwas aufrüsten personalmäßig. Aber wir bringen das auf alle Fälle hin.“ Sein Sohn Christian Winklhofer ergänzt, er freue sich auf die Oide Wiesn, die ZLF-Absage sei dennoch schade. Es sei für die Stadtbevölkerung eine Chance gewesen, Einblicke zu bekommen in die Landwirtschaft.

Auch Schausteller bereiten sich vor. „Ich bin gerne dabei“, sagt Toni Schleifer, der die historische „Fahrt ins Paradies“ betreibt. Donald Ganslmeier mit seinen halsbrecherischen Steilwandfahrten im „Motodrom“ hat sich für die normale Wiesn beworben - und ist auch bereit für die Oide.

In vier Jahren wollen die Bauern wieder präsent sein. „Wir werden mit aller Kraft und zusammen mit unseren Partnern daran arbeiten, ein attraktives und tragfähiges Konzept für die Zukunft des Bayerischen Zentral-Landwirtschaftsfestes und die nächste Veranstaltung im Jahr 2028 zu erstellen“, sagte BBV-Generalsekretär Wimmer.

In früheren Jahren gab es Versuche, ZLF und Oide Wiesn zu verbinden - bisher ohne Erfolg. Bei der Stadtratsfraktion der FDP/Bayernpartei hieß es nun: „Wir freuen uns, dass es auch dieses Jahr eine Oide Wiesn geben wird – und hoffen auf ein gemeinsames Konzept für 2028.“

© dpa-infocom, dpa:240119-99-671765/4

Zu den Kommentaren