Großes Dunkelfeld
Nach Missbrauchsstudie: 51 neue Meldungen im Bistum München und Freising

28.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:01 Uhr

Ein Kreuz hängt an der Wand während einer Pressekonferenz zum Gutachten zu sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im katholischen Erzbistum München und Freising. −Foto: Sven Hoppe/dpa

Seit der Vorstellung des Gutachtens über sexuellen Missbrauch im katholischen Erzbistum München und Freising haben sich Dutzende weitere mutmaßliche Betroffene gemeldet.



Die unabhängigen Ansprechpersonen der Erzdiözese für die Prüfung von Verdachtsfällen zählten bis 20. Oktober 51 neue Meldungen, wie das Bistum auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München mitteilte. „Hierzu zählen jedoch unterschiedliche Vorwürfe, auch Grenzverletzungen oder andere“, sagte ein Bistumssprecher.

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Das vom Bistum bei einer Münchner Anwaltskanzlei in Auftrag gegebene Gutachten hatte bei seiner Vorstellung im Januar weltweit Aufsehen erregt. Die Studie geht von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern aus - und von einem weit größeren Dunkelfeld.

Den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, heute Benedikt XVI., wurde in dem Gutachten persönlich Fehlverhalten in mehreren Fällen vorgeworfen - ebenso dem aktuellen Erzbischof Kardinal Reinhard Marx.

Hilfsangebote für Betroffene verstärkt

Nach dem aufsehenerregenden Gutachten hat die Erzdiözese die Hilfsangebote für Betroffene verstärkt. Bei der Anlauf- und Beratungsstelle, die das Bistum unmittelbar nach der Vorstellung des Gutachtens einrichtete, gingen bislang (Stand 20. Oktober) 288 Anrufe ein. „Jedoch handelt es sich nicht nur um Betroffene von sexuellem Missbrauch“, sagte der Bistumssprecher. Viele Anrufe stammten den Angaben zufolge auch aus anderen Diözesen.

Am Landgericht Traunstein ist die zivile Feststellungsklage eines Mannes anhängig, der angibt, von dem verurteilten Missbrauchstäter Priester H. missbraucht worden zu sein, dessen Fall eine zentrale Rolle in dem Gutachten einnimmt. Weil der emeritierte Papst Benedikt XVI. als Kardinal Joseph Ratzinger Erzbischof von München und Freising war, als Priester H. in die Diözese versetzt wurde, richtet sich die Klage auch gegen ihn.

− dpa