Bedrohte Greifvogel-Art
Erfolgreich adoptiert: Zweite Chance für Bartgeier-Baby im Nürnberger Tiergarten

18.03.2024 | Stand 18.03.2024, 12:29 Uhr

Das Bartgeierküken, das im März vom Bartgeierpaar im Tiergarten Nürnberg adoptiert wurde. Foto: Jörg Beckmann/Tiergarten

Das Bartgeierpaar im Tiergarten der Stadt Nürnberg hat erneut ein Küken aus der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee in Österreich adoptiert. Das Jungtier war Anfang März geschlüpft und im Alter von wenigen Tagen von erfahrenen Pflegern nach Nürnberg gebracht worden. Hier hat es das Bartgeierpaar sofort angenommen und begonnen, es zu füttern und zu wärmen.



Aktuell zu sehen sind die Greifvögel in der Voliere im oberen Teil des Tiergartens, die 2016 mit Unterstützung des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg gebaut wurde.

„Es ist toll, dass unser Bartgeierpaar nun zum zweiten Mal in Folge ein Adoptivküken großzieht, nachdem es mit dem eigenen Nachwuchs leider nicht geklappt hat“, sagt Tierpfleger und Revierleiter Thorsten Krist. Im Frühjahr 2023 hatten die beiden ebenfalls ein Bartgeierküken aus Haringsee umsorgt, bis es im Juni 2023 mit dem Namen Nepumuk in den Berchtesgadener Alpen ausgewildert wurde. „Der zweite Einsatz unseres Paars als Adoptiveltern zeigt, wie gut die Zusammenarbeit im Erhaltungszuchtprogramm für Bartgeier zwischen verschiedensten Einrichtungen in ganz Europa funktioniert“, sagt Tiergarten-Kuratorin Diana Koch.

Mit 236 Gramm kam das Küken nach Nürnberg



Das nun adoptierte Küken entstammt einer genetisch wertvollen Linie und soll im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms EEP weiter züchten – voraussichtlich im Tiergarten Nürnberg oder auf seiner Außenstelle Gut Mittelbüg. Dort baut der Tiergarten mit Unterstützung des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg zwei Zuchtvolieren, die im Lauf des Jahres bezogen werden können.

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Der Nürnberger Neuzugang musste in Haringsee aus dem Nest genommen werden, weil der Vater begann, mit den Eiern zu spielen. Also ging es für den Nachwuchs in den Brutschrank, wo das Küken schlüpfte. Bei der Ankunft in Nürnberg wog es 236 Gramm.

Art galt Anfang des 20. Jahrhunderts als ausgestorben



Auch das Nürnberger Bartgeierweibchen hatte in diesem Jahr ein Ei gelegt, das aber kurz vor dem Ende der rund 54-tägigen Brutzeit im Nest zerbrochen ist. Es war befruchtet, der Embryo war jedoch bereits Wochen zuvor abgestorben. Tiergartenmitarbeitende haben dem Paar zwei Kunsteier untergeschoben, damit es weiter brütet für den Fall, dass es wieder ein Küken adoptieren soll. Kurz darauf kam die Anfrage aus Haringsee. „Das Alter des nun adoptierten Kükens passt ideal“, sagt Thorsten Krist.

Mit der Zucht der majestätischen Greifvögel tragen Zoos und Zuchtstationen zur Erhalt der Art bei. Anfang des 20. Jahrhunderts galt der Bartgeier in den Alpen als ausgerottet.