Energiekrise
Augsburg will Ampeln abschalten - auch Ingolstadt plant Sparmaßnahmen

06.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:31 Uhr

Außerdem lässt Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) prüfen, welche Ampel in Bayerns drittgrößter Stadt ausgeschaltet werden können. Fotos: Tauch/Hildenbrand, dpa

Von Patrick Bruckner

Aufgrund der Energiekrise will die Stadt Augsburg ihren Energieverbrauch deutlich reduzieren und dafür möglicherweise Ampeln und Brunnen abschalten. Auch in Ingolstadt laufen Prüfungen, wie die Stadt Energie sparen kann.



„Die Stadt Ingolstadt arbeitet an einem konkreten Maßnahmenplan für die städtischen Liegenschaften“, sagte Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) gegenüber unserer Zeitung. Diese Woche sei deshalb ein zentraler Stab eingerichtet worden.

In Augsburg werden im Stadtgebiet möglicherweise einige Ampeln abgeschaltet, Besucher der Freibäder müssen sich mit kälteren Wassertemperaturen anfreunden und bis auf die drei Monumentalbrunnen sollen die übrigen Brunnen ruhen. Berechnungen der Stadt hätten ergeben, dass heuer zusätzliche Energiekosten von mehr als zwölf Millionen Euro anfallen würden.

Augsburger Oberbürgermeister: „Die Lage ist ernst“

„Die Lage ist ernst“, sagt Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) in Anbetracht der Energiekrise in Deutschland. Die Stadtverwaltung hat unter der Leitung von Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle einen Krisenstab zur Energieversorgungslage eingerichtet und eine Liste aus kurz- und mittelfristigen Maßnahmen erarbeitet, um den Gasverbrauch und die Belastung des städtischen Haushalts zu senken. Zunächst berichtete die Stadtzeitung über das Thema.

Laut einer aktuellen Kalkulation der Stadt würden die jährlichen Kosten für Strom, Erdgas, Fernwärme und sonstige Energiedienstleistungen für das laufende Jahr von rund 15,9 Millionen Euro auf etwa 28,3 Millionen Euro steigen. „Das entspricht einer Steigerung von knapp 80 Prozent“, schreibt die Stadt in einer Mitteilung.

Daher soll nun an allen Ecken und Enden gespart werden. So werden die Brunnen, unter denen sich „erhebliche Energiefresser“ befinden, komplett abgeschaltet. Ausgenommen sind lediglich die drei Prachtbrunnen des Unesco-Welterbes. Der Augustus-, Merkur- und Herkulesbrunnen bleiben demnach täglich von 9 bis 19 Uhr in Betrieb.

In Freibädern wird es kälter

Die Fassaden der historischen Gebäude wie Rathaus oder Dom und unter anderem St. Ulrich werden ab sofort nicht mehr beleuchtet. Der bis Mitte August im Botanischen Garten angekündigte Lichterzauber ist komplett abgesagt worden.

Bereits um ein Grad Celsius wurden die Wassertemperaturen in den Freibädern gesenkt. Nun, so kündigt es die Stadt in einem Schreiben an, müssen die Temperaturen in den Bädern und Freibad-Duschen um ein weiteres Grad reduziert werden. Von dieser Maßnahme ausgenommen sind die Kinderbecken.

Einsparpotenzial sieht die Stadtverwaltung auch bei der Straßenbeleuchtung. Diese könne „aus Gründen der Verkehrssicherheit und der sozialen Kontrolle“ zwar nicht komplett abgeschaltet werden, man wolle die Beleuchtung jedoch entsprechend dimmen. Geprüft werde derzeit zudem, welche Ampeln im Stadtgebiet sicherheitsrelevant sind und welche ausgeschaltet werden können. Dazu finden Gespräche mit der Polizei statt.

Als eher mittelfristige Maßnahme sieht der Sparplan vor, dass im Herbst und Winter die Raumtemperaturen in städtischen Gebäuden gesenkt werden. Ausgenommen davon sind beispielsweise Einrichtungen der Altenhilfe. Auf niedrigere Temperaturen müssen sich auch die Besucher der Hallenbäder einstellen. Analog zu den Freibädern sollen dort ebenfalls die Wassertemperaturen um ein bis zwei Grad Celsius gesenkt werden. Warmbadetage sind komplett aus dem Programm gestrichen.

Auch an Schulen soll gespart werden

Verstärkt wolle die Stadt nun Photovoltaik-Anlagen installieren und selbst Energie erzeugen. Außerdem sollen zusätzliche Mittel bereitgestellt werden, um LED-Umrüstungen zu ermöglichen. An elf Augsburger Schulen wurden bereits alte Küchengeräte ausgetauscht und neue energiesparendere Modelle im Wert von 45.000 Euro angeschafft. Zudem soll geprüft werden, wie in den Schulen zusätzlich Energie eingespart werden könne.

Die städtischen Mitarbeiter seien angehalten, sich möglichst energiesparend zu verhalten. Dafür wurde seitens der Verwaltung eine interne Checkliste erstellt. Bereits jetzt machen sich die Verantwortlichen Gedanken, welche Dienststellen über die Weihnachtsferien nur sehr eingeschränkt erreichbar sein können und wo durch „effektives Raummanagement Gebäudekomplexe energetisch ganz heruntergefahren werden können“.

Aus Sicht der Oberbürgermeisterin komme es jedoch auf jeden einzelnen Augsburger an: „Wir alle müssen sparen! Nicht nur die Stadtverwaltung, sondern jede Augsburgerin und jeder Augsburger und jedes Unternehmen kann im eigenen Umfeld und im eigenen Bereich etwas zum Energiesparen beitragen“, appelliert Eva Weber an die Bürger.