Landessynode in Amberg
Bedford-Strohm fordert Sachlichkeit gegenüber Klima-Aktivisten

20.11.2022 | Stand 19.09.2023, 4:16 Uhr

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (r.) warb beim Klimaschutz um sachliche Debatten auch über Protestformen der Klima-Aktivsten. −Foto: Tino Lex

Von Christine Schröpf

Amberg. Erst Gottesdienst und Abendmahl, dann die Debatten – auch über Klimaschutz und Klimaaktivisten: In Amberg tagt seit Sonntagabend die Landessynode der evangelischen Kirche.



Die 108 Mitglieder stehen vor der Herausforderung, für 2023 einen möglichst sparsamen Haushalt zu schnüren, ohne dass Kernaufgaben auf der Strecke bleiben. Die ersten Beratungen dauerten am Sonntag bis weit in die Nacht. Der Regensburger Regionalbischof Klaus Stiegler ermunterte zum Start, trotz Ukraine-Krieg, Energieknappheit und Klimakrise nicht Zuversicht, Gelassenheit, Mut und Experimentierfreude zu verlieren. Der Glaube sei ein „unerschöpfliches Hoffnungsreservoir“, sagte er in seiner Predigt. Wer Gott vertraue, sehe die Realität, verspüre aber keine Ohnmacht.

Klima-RAF? „Unsinn“, sagt Bedford-Strohm

Angesichts der aktuellen Proteste für Klimaschutz mahnte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm eine Versachlichung der Debatte über Protestformen an – unabhängig davon, ob man die angewandten Mittel für richtig oder falsch halte. Formulierungen wie „Klima-RAF“ bezeichnete er als „Unsinn“ – eine Anspielung auf Äußerungen des CSU-Politikers Alexander Dobrindt.

Klima-Aktivisten hatten sich zuletzt immer wieder auf Hauptverkehrsstraßen festgeklebt. In Museen wurden Kunstwerke mit Kartoffelbrei beworfen oder mit Suppe überschüttet. Es sei kein Zufall, dass die Alarmrufe der jungen Generation am dramatischsten ausfielen, sagte Bedford-Strohm. In den Alarmrufen stecke jedoch mehr Realismus als in den Beschwichtigungen dieser Tage. Anstatt Klima-Aktivsten in Präventivhaft zu nehmen und sich auf die Protestformen zu fokussieren, müsse über wirksame und schnelle Klimaschutzmaßnahmen gesprochen werden. Das Signal müsse sein: „Wir hören euch“ und „Wir sehen die Dringlichkeit“.

Hoher Spardruck

Die Tagung der Landessynode dauert bis Mittwoch – aus Sparsamkeit war das Treffen dieses Mal um einen Tag verkürzt, dafür um Nachtsitzungen ergänzt worden. Im Zentrum stehen die Haushaltsberatungen, die unter dem Diktat des Spardrucks stehen, obwohl 2023 bei Einnahmen in Höhe von 980 Millionen Euro und geplanten Ausgaben von 948 Millionen Euro noch ein Überschuss von 32 Millionen Euro bleibt. Doch der demografische Wandel sowie eine auch deswegen zurückgehende Zahl der Mitglieder – und damit der Steuereinnahmen – zwingen dazu, vorausschauend zu haushalten. Bis 2030 müssen nach Einschätzung des landeskirchlichen Finanzreferenten Patrick de La Lanne 189 Millionen Euro eingespart werden.

Preidel:„Überflüssiges weglassen“

Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel machte sich in ihrer Eröffnungsrede dafür stark, das Profil der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern zu schärfen. Es gelte, „Überflüssiges wegzulassen und dadurch Freiräume für Neues“ zu gewinnen. Die Landessynode habe den Auftrag, herauszuschälen, „wie die Kirche 2030 konkret aussehen soll“. Landesbischof Bedford-Strohm kündigte an, dass der Landeskirchenrat in seiner Februarklausur einen konkreten Sparplan vorlegen werde. Er sprach von einer „Roadmap“, um das Sparziel 2030 zu erreichen.

Die Landessynode ist neben Landesbischof, Landeskirchenrat und Landessynodalausschuss eine von vier Organen der Kirchenleitung. Sie wird für die Dauer von sechs Jahren gewählt und hat weitreichende Befugnisse – die Verabschiedung des Kirchenhaushalts ist wichtiger Teil davon. Der Großteil des Gremiums ist mit Ehrenamtlichen besetzt.